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Forscher fanden heraus, wie harmlose Darmbakterien rheumatoide Arthritis auslösen und die Entzündung in den Gelenken verstärken können.
Rheumatoide Arthritis ist eine chronisch-entzündliche Autoimmunerkrankung, von der weltweit etwa 18 Millionen Menschen betroffen sind. Die Erkrankung verursacht schmerzhafte Entzündungen in den Gelenken und kann unbehandelt zu bleibenden Schäden führen. Doch was löst rheumatoide Arthritis eigentlich aus? Dieser Frage sind Forscher der Ohio State University in einer neuen Studie nachgegangen.
Wie das Forscherteam im Fachmagazin Nature Immunology berichtet, konnten sie erstmals einen Zusammenhang zwischen bestimmten Darmmikroben und der Entstehung von rheumatoider Arthritis nachweisen.
Die Wissenschaftler konnten zeigen, dass die Aktivität ‚guter‘ Mikroben im Darm mit rheumatoider Arthritis und möglicherweise anderen Autoimmunerkrankungen zusammenhängt, heißt es in einer Erklärung zur Studie.
Spezielle T-Helferzellen spielen Schlüsselrolle
Im Mittelpunkt der Untersuchung standen sogenannte T-Follikelhelfer-17-Zellen (TFH17). Diese speziellen Immunzellen entstehen im Darm und weisen Eigenschaften von zwei verschiedenen T-Helferzelltypen auf. Dadurch sind sie besonders mobil und können Entzündungsreaktionen im Körper verstärken.
In Mausmodellen konnten die Forscher nachweisen, dass bestimmte Darmmikroben die Entstehung dieser TFH17-Zellen auslösen. Die Bakterien, sogenannte segmentierte filamentöse Bakterien, gelten normalerweise als harmlos und tragen sogar zur Darmgesundheit bei. Doch unter bestimmten Umständen können sie offenbar eine Kettenreaktion in Gang setzen, die letztlich zur Entstehung von rheumatoider Arthritis beiträgt.
Mausstudie liefert wichtige Hinweise für menschliche Erkrankung
Obwohl die Studie an Mäusen durchgeführt wurde, sehen die Wissenschaftler deutliche Parallelen zur menschlichen Erkrankung. So fanden sie in den abnormalen TFH17-Zellen der Mäuse ähnliche Genexpressionen wie in entsprechenden Zellen von Menschen mit rheumatoider Arthritis.
„Für mich war es spannend, diese artübergreifende Signatur zu finden, die auf das translationale Potenzial dieser Forschung hindeutet“, betont Studienleiterin Hsin-Jung Joyce Wu.
Innovative Methoden ermöglichen neue Einblicke
Um die Wanderung der TFH17-Zellen vom Darm in andere Körperregionen zu verfolgen, markierten die Forscher die Zellen in einem speziellen Mausmodell mit Fluoreszenzfarbstoffen. Außerdem verglichen sie die Entwicklung der rheumatoiden Arthritis bei Mäusen, denen entweder nur herkömmliche TFH-Zellen oder eine Mischung aus herkömmlichen und abnormalen TFH17-Zellen injiziert wurden.
Das überraschende Ergebnis: Schon der Ersatz weniger herkömmlicher Zellen durch die abnormalen TFH17-Zellen erhöhte die Schwere der Erkrankung bei den Mäusen um fast das Fünffache.
Neue Ansätze für Diagnose und Behandlung?
Die Forscher hoffen, dass ihre Erkenntnisse langfristig zu verbesserten Diagnosemöglichkeiten und neuen Behandlungsansätzen für rheumatoide Arthritis und andere Autoimmunerkrankungen führen könnten. Denn die abnormalen TFH17-Zellen finden sich nicht nur bei rheumatoider Arthritis, sondern auch bei anderen entzündlich-rheumatischen Erkrankungen wie Lupus.
„Wir hoffen, die Gesundheit und das Leben der Patienten verbessern zu können“, sagt Wu. „Wenn wir feststellen könnten, dass diese abnormalen TFH-Zellen nicht nur bei rheumatoider Arthritis, sondern bei allen Autoimmunerkrankungen ein potenzielles Ziel darstellen, wäre das für die Zukunft sehr nützlich.“
Rheumatoide Arthritis – Häufige Symptome und Auslöser
Rheumatoide Arthritis äußert sich hauptsächlich durch schmerzhafte, geschwollene und steife Gelenke, oft symmetrisch an Händen und Füßen. Gerade morgens und in Ruhephasen sind die Beschwerden meist am stärksten. Hinzu kommen oft Symptome wie Müdigkeit und Gewichtsverlust. Unbehandelt kann die chronische Entzündung zu dauerhaften Schäden an Knorpel und Knochen führen.
Ausgelöst wird die Erkrankung durch eine Fehlsteuerung des Immunsystems, die zur Attacke körpereigener Gewebe führt. Eine genetische Veranlagung, bestimmte Umwelteinflüsse wie Rauchen und möglicherweise auch Infektionen spielen bei der Entstehung eine Rolle. Der genaue Auslöser ist jedoch bislang nicht abschließend geklärt.
Rheumatoide Arthritis ist eine von über 200 rheumatischen Erkrankungen und die häufigste entzündliche Form des Rheumas. Während Rheuma ein Sammelbegriff für Erkrankungen des Bewegungsapparates ist, bezeichnet rheumatoide Arthritis eine klar definierte Autoimmunerkrankung.