Die internationale Presse beschäftigt sich heute nochmal mit dem Rohstoffabkommen zwischen der Ukraine und den USA. Hier einige ausgewählte Stimmen.

Die liberale dänische Tageszeitung „Politiken“ aus Kopenhagen schreibt: 

Es ist positiv, wenn Trump die herablassende Behandlung bereut, die er dem ukrainischen Präsidenten Selenskyj zusammen mit Vizepräsident JD Vance vor einigen Wochen im Oval Office zukommen ließ. Es ist aber auch beunruhigend, dass ein US-Präsident seine Haltung nach Wind und Wetter ändert. Es gibt jedenfalls keine Garantie dafür, dass sein Entgegenkommen für die Ukraine von Dauer ist – es ist eher eine Demonstration von Trumps instabilem Charakter.“

Aus der französischen Zeitung „Le Figaro“:

„Das Rohstoffabkommen ist ein Schritt in die richtige Richtung. Die Trump-Regierung kann sich rühmen, Kiew eine „Entschädigung“ für die der Ukraine gewährte Militärhilfe abgerungen zu haben. (Der ukrainische Präsident Wolodymyr) Selenskyj seinerseits kann sich glücklich schätzen, eine konkrete Partnerschaft mit Washington besiegelt zu haben. (…)

Dieser „Deal“ zeigt aber auch, wie lang und steinig der Weg zu einem Friedensabkommen noch immer ist (…). Die Trump-Regierung betont zwar, dass der Deal Teil eines „Friedensprozesses ist, in dessen Mittelpunkt eine langfristig freie, souveräne und wohlhabende Ukraine steht“, doch das ist alles andere als selbstverständlich. Im Gegenteil, (Russlands Präsident Wladimir) Putin will die Ukraine zu einem Rumpfstaat machen, der dem Imperium, von dessen Wiederaufbau er träumt, untergeordnet ist.“

„The Independent“ aus Großbritannien kommentiert: 

„Vielleicht hatte Wolodymyr Selenskyj ja doch ein paar „Trümpfe“ in der Hand. Entgegen den schlimmsten Befürchtungen, die nach seiner berüchtigten Begegnung im Oval Office im Februar aufgekommen waren, scheint der ukrainische Präsident nun ein bemerkenswert faires und großzügiges Rohstoffabkommen mit den USA erreicht zu haben. (…)

Das Abkommen ist weitaus besser als frühere Entwürfe – nicht nur für die Ukraine, sondern auch für die USA. Die ersten Versionen waren grotesk ausbeuterisch, hätten die Ukraine zu einem Vasallenstaat degradiert und das Land so verarmt und geschwächt, dass eine solche Vereinbarung nicht dauerhaft aufrechtzuerhalten gewesen wäre.“

So lautet die Einschätzung der spanischen Zeitung „El Mundo“: 

„Der Weg zu dem Abkommen, das die USA und die Ukraine zur Nutzung der Mineralien und Rohstoffe des europäischen Landes unterzeichnet haben, war beschwerlich und hat zwei historische Bilder hervorgebracht: die unbarmherzige Behandlung (des ukrainischen Präsidenten) Wolodymyr Selenskyjs durch (US-Präsident) Donald Trump am 28. Februar im Oval Office und das freundlichere Wiedersehen der beiden bei der Beerdigung von Papst Franziskus. Das Abkommen wurde von beiden Regierungen begrüßt und verbessert die harten Bedingungen, die das Weiße Haus ursprünglich durchsetzen wollte, doch es ist noch zu früh, um zu sagen, worin es konkret münden wird.“

Die britische Zeitung „The Telegraph“ schreibt: 

„Donald Trump hätte die Ukraine niemals gegen den russischen Angriff unterstützt, weil er dem Völkerrecht oder dem Grundsatz zugetan wäre, dass es großen Ländern nicht gestattet werden darf, ihre Nachbarn zu zerstückeln. (…) Nein, das einzige Argument für die Unterstützung der Ukraine, das Trump gefällt, ist, dass Amerika damit Geld verdienen könnte.

So eröffnet dieses Abkommen US-Unternehmen die Möglichkeit, in Partnerschaft mit der Ukraine deren wichtige Bodenschätze auszubeuten. Ob diese Ressourcen tatsächlich in ausreichender Menge vorhanden sind, um kommerziell nutzbar zu sein, bleibt abzuwarten. (…) Aber das ist unerheblich: Der Punkt ist, dass das Abkommen Trump ein Argument für die Unterstützung der Ukraine liefert, das auf Amerikas nationalen Interessen beruht.“