Im Streit um den Polizeischutz für Prinz Harry bei Aufenthalten in seinem Heimatland hat der Sohn des britischen Königs Charles III. erneut eine juristische Niederlage einstecken müssen. Prinz Harrys „Groll“ über die Reduzierung der Schutzvorkehrungen durch die Regierung sei kein ausreichendes „juristisches Argument“ für ein Urteil im Sinne des Prinzen, sagte am Freitag in London der zuständige Berufungsrichter.
Er sei durchaus offen für die „eindringlichen und bewegenden Argumente“ des Prinzen, sagte Richter Geoffrey Vos. Sie seien aber juristisch nicht ausreichend, um wieder vollen Polizeischutz für Harry anzuordnen.
Das britische Innenministerium hatte Harry nach dessen Rückzug von seinen royalen Pflichten und seiner Übersiedelung in die USA 2020 den grundsätzlichen und umfassenden Polizeischutz für Mitglieder des Königshauses auf Kosten der Steuerzahler entzogen. Stattdessen gibt es seitdem für den 40-Jährigen bei Heimatbesuchen von Fall zu Fall „angepassten“ Schutz.
Dagegen ging Harry juristisch vor: Der Prinz bestand auf einem umfassenden und ständigen Schutz bei Besuchen in seinem Heimatland, wie er für aktive Royals üblich ist. Das Berufungsgericht wies aber nun seine Klage wie zuvor eine niedrigere Instanz ab. Harry war bei der Urteilsverkündung am Freitag nicht anwesend, er war aber zu der Verhandlung über seine Klage im vergangenen Monat gekommen.
Die Anwältin von Harry hatte bei der Verhandlung beklagt, im Vergleich zu anderen Royals sei der Prinz für eine „andere, ungerechtfertigte und tiefergestellte Behandlung ausgesondert worden“. Zudem warnte sie vor einer Gefahr für das Leben des 40-Jährigen. „Hier sitzt ein Mensch, dessen Sicherheit und Leben in Gefahr ist“, sagte Shaheed Fatima.
Die Anwälte des Prinzen wiesen in einer schriftlichen Stellungnahme zudem auf konkrete Bedrohungen hin: So habe das Terrornetzwerk Al-Kaida zur Ermordung des Prinzen aufgerufen, und bei einem New York-Besuch von Harry und seiner Frau Meghan vor einem Jahr habe es eine „gefährliche Auto-Verfolgungsjagd mit Paparazzi“ gegeben. Der Prinz gab zudem an, dass die mangelnde Sicherheit seine Heimatbesuche einschränke.
Der Anwalt des britischen Innenministeriums argumentierte dagegen, dass Harry ja weiter von Fall zu Fall angepassten Polizeischutz bekomme, nur nicht mehr eine Komplett-Überwachung. Dieser „flexible und maßgeschneiderte“ Ansatz sei von einem Komitee ausgearbeitet worden, das sich mit dem Schutz von Royals und öffentlichen Personen befasst. Der Vorsitzende des Komitees habe entschieden, dass dies besser zu Harrys „geänderten Umständen passt“.
Harry besucht Großbritannien nur noch selten. Das Verhältnis zur Königsfamilie, insbesondere zu seinem älteren Bruder, Kronprinz William, gilt als zerrüttet. Nach Bekanntwerden der Krebserkrankung seines Vaters Charles III. vor gut einem Jahr hatte er den König aber sogleich in London besucht.
Harry und seine Frau, die frühere US-Schauspielerin Meghan Markle, hatten sich 2020 im Streit mit dem Königshaus von ihren royalen Pflichten zurückgezogen und leben mit ihren Kindern Archie und Lilibet in Meghans Heimat Kalifornien.
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