Stand: 03.05.2025 18:41 Uhr

Vor 80 Jahren wurden überlebende Häftlinge des KZ Neuengamme befreit. Aus diesem Anlass fand am Sonnabend eine große Gedenkveranstaltung für die etwa 100.000 Häftlinge und die mehr als 40.000 Toten im ehemaligen Klinkerwerk des Konzentrationslagers statt.

Zur Begrüßung sprach der Historiker Oliver von Wrochem, der die KZ-Gedenkstätte in Neuengamme leitet und Vorsitzender der Stiftung Hamburger Gedenkstätten und Lernorte ist. Anschließend hielt Hamburgs Erster Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) seine Rede.

Tschentscher: „Lehren aus der Geschichte ziehen“

Er mahnte dabei, die Lehren aus der Geschichte zu ziehen und daran zu erinnern, dass die nationalsozialistischen Verbrechen und der Holocaust begonnen haben mit Diskriminierung, mit Populismus, mit menschenfeindlicher Propaganda, die dann in kurzer Zeit zur Aushöhlung der Demokratie und des Rechtsstaates zu systematischem Rassismus und Menschenverachtung geführt haben. „Auch heute begegnen uns wieder Populismus, Diskriminierung und Menschenfeindlichkeit auf vielfältige Weise. Der 80. Jahrestag des Kriegsendes mahnt uns diesen Tendenzen entschlossen entgegenzutreten“, sagte Tschentscher.

Scholz dankte den Angehörigen für ihr Kommen

Nach ihm sprach Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) sein Grußwort. Es berühre ihn sehr zu sehen, wie viele Angehörige ehemaliger Häftlinge aus dem Ausland, 80 Jahre später, hierher nach Hamburg gekommen seien – aus Frankreich, aus Spanien, aus Belgien, aus den Niederlanden, aus Dänemark, aus Polen, aus der Ukraine, aus Israel und weiteren Ländern. „Sie sind gekommen, um gemeinsam mit uns zu erinnern und dafür sage ich Ihnen aus tiefstem Herzen vielen Dank“, sagte Scholz.

Überlebende hielt bewegende Rede

Mit Helga Melmed, die heute in den USA lebt, war auch eine Überlebende dabei. Sie wurde 1928 in Berlin in eine jüdische Familie geboren und ab dem Alter von 13 Jahren in verschiedene Konzentrationslager gebracht. Eines davon war das Neuengammer Außenlager Poppenbüttel. Bei der Gedenkstunde hielt sie nach Scholz eine bewegende Rede.

Danach sprach die Präsidentin der Amicale Internationale KZ Neuengamme (AIN), Martine Letterie, ein paar Worte. Zum Abschluss der Gedenkfeier trugen drei Musiker des Fördervereins Jugend musiziert Hamburg das Lied „Die Moorsoldaten“ vor, das im Jahr 1933 von Häftlingen im Konzentrationslager Börgermoor geschrieben worden war.

Die Überlebende Helga Melmed, die heute in den USA lebt, spricht bei der zentralen Hamburger Gedenkfeier zum 80. Jahrestag der Befreiung der Häftlinge des KZ Neuengamme. Zu der Gedenkfeier werden mehrere hundert internationale Gäste erwartet. © picture alliance/dpa | Georg Wendt Foto: Georg Wendt


Die Holocaust-Überlebende Helga Melmed hielt eine bewegende Rede bei der Gedenkfeier in Neuengamme.
Über 40.000 Menschen starben in Neuengamme

Im KZ Neuengamme und seinen 85 Außenlagern waren nach Angaben der Gedenkstätte mehr als 100.000 Menschen inhaftiert worden. Mindestens 42.900 von ihnen kamen ums Leben. Der 3. Mai 1945 bedeutete für die Überlebenden die Befreiung aus der Gewalt der SS, der sogenannten Schutzstaffel, der Organisation im Nationalsozialistischen Staat, die die Verfolgung und Ermordung der europäischen Juden maßgeblich plante und durchführte und die die Konzentrationslager betrieb.

Am Tag der Befreiung starben jedoch fast 7.000 Häftlinge bei einem britischen Luftangriff auf Schiffe in der Lübecker Bucht. Die SS hatte die Gefangenen an Bord der „Cap Arcona“ und der „Thielbek“ gebracht. Was mit ihnen geschehen sollte, ist nicht geklärt. Ebenfalls am 3. Mai 1945 besetzten britische Truppen nach Verhandlungen kampflos Hamburg.

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Im Konzentrationslager Hamburg-Neuengamme starben während der NS-Zeit mehr als 40.000 Menschen. Seit 2005 ist das Areal Gedenkstätte.
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Dieses Thema im Programm:

Hamburg Journal |
03.05.2025 | 19:30 Uhr

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