Schimmlige Duschen, gesperrte Turnhallen, löchriger Kunstrasen: Der Sanierungsbedarf der Berliner Sportanlagen ist im vergangenen Jahr auf einen neuen Rekordwert gestiegen.
411 Millionen Euro müssten nach Schätzung der Bezirke bis 2029 investiert werden, um sämtliche von ihnen verwaltete Sportanlagen in einen modernen Zustand zu versetzen. Tatsächlich für Sanierungen zur Verfügung standen im vergangenen genau wie im laufenden Jahr 24,1 Millionen Euro.
Die Summe hatte sich allein im vergangenen Jahr gleich drei Mal verändert. Nachdem CDU und SPD den zuvor bei lediglich 18 Millionen Euro pro Jahr taxierten Topf mit dem Doppelhaushalt 2024/25 auf 30 Millionen Euro erhöht und damit fast verdoppelt hatten, wurde er wenig später wieder reduziert.
Sechs Millionen Euro strich die Koalition im Zuge der Sparmaßnahmen wieder heraus. Belastbare Planungen waren für die Bezirke auf Grundlage der wechselnden Finanzkapazitäten kaum möglich.
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Sportfunktionäre schlagen Alarm
Friedhard Teuffel, Direktor des Landessportbunds Berlin (LSB), der in der Vorwoche mit 810.000 in Sportvereinen angemeldeten Berlinerinnen und Berlinern einen Mitgliederrekord verkünden konnte, schlägt angesichts des desolaten Zustands vieler Sportanlagen Alarm.
25
der 300 Berliner Sportanlagen müssten pro Jahr saniert werden.
„Wir befinden uns in einer extrem kritischen Situation. Der marode Zustand der Sportinfrastruktur ist ein Grund dafür, warum die Wartelisten der Vereine immer länger werden“, erklärte Teuffel und erinnerte an die Situation bei den Bädern, die „wirklich dramatisch und absolut inakzeptabel ist. Die Versorgung mit Wasserflächen ist absolut inakzeptabel“, erklärte Teuffel etwa mit Blick auf den Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg, in dem aktuell keine einzige reguläre Schwimmhalle geöffnet hat.
Wir befinden uns in einer extrem kritischen Situation.
Friedhard Teuffel, Direktor des Landessportbunds Berlin (LSB)
Klaus Sonnenschein, einst Sportamtsleiter in Steglitz-Zehlendorf und im Präsidium des Berliner Fußballverbands für die Infrastruktur zuständig, erklärte dem Tagesspiegel mit Blick auf den Sanierungsstau: „Mittelfristig wird der Fehlbetrag zu erheblichen Schwierigkeiten auf den Sportanlagen führen.“
Mittelfristig wird der Fehlbetrag zu erheblichen Schwierigkeiten auf den Sportanlagen führen.
Klaus Sonnenschein, Präsidialmitglied Sportinfrastruktur beim Berliner Fußballverband
Allein für die Sanierung von Kunstrasenplätzen müssten jährlich zehn Millionen Euro zur Verfügung stehen, rechnet Sonnenschein vor. Statt pro Jahr 25 der berlinweit 300 Plätze zu sanieren, wie es deren empfohlene Lebensdauer vorsehe, würden jährlich nur zehn bis zwölf Plätze jährlich saniert.
Alle anderen werden deutlich länger genutzt als vorgesehen – oder müssen gesperrt werden. Fehlende Sanierung bedeute immer auch steigende Verletzungsrisiken für die Sportlerinnen und Sportler.
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Teil des Problems ist die schlechte personelle Ausstattung der Bezirke. Weil Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter fehlen, die fällige Sanierungsmaßnahmen planen und vorbereiten können, bleibt am Ende des Jahres von dem ohnehin knappen Geld regelmäßig etwas liegen. Spandau konnte im vergangenen Jahr nur rund 75 Prozent der verfügbaren Gelder tatsächlich umsetzen, Tempelhof-Schöneberg 85 Prozent. Berlinweit lag die Quote der abgerufenen Mittel bei rund 96 Prozent.
Real blieb von den 24,1 Millionen Euro, die im Sportstädtensanierungsprogramm des Senats im vergangenen Jahr zur Verfügung gestellt wurden, rund eine Million Euro übrig. Geld, mit dem laut Sonnenschein drei zusätzliche Kunstrasenplätze hätten saniert werden können.