Wenn die Blüte das Geschäft ankurbelt Bonn verdient am Kirschblüten-Boom – doch das hat seinen Preis

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Naturspektakel lockt Besucher

Kirschblüten-Boom in Bonn

3. April 2025 um 18:06 Uhr

Noch stehen die japanischen Zierkirschen in Bonn nicht in voller Blüte. Entsprechend geringer ist ihre Anziehungskraft auf die Menschen – noch. Doch Markus Schnurpfeil weiß genau, was ihm blüht, wenn sich die Altstadt bald wieder in ein rosa-weißes Farbenmeer verwandelt. Dann wird sein kleines Café überrannt. Schon jetzt profitiert er vom anlaufenden Hype: „Viele Leute kommen in die Altstadt und fragen: Wo ist denn die Kirschblüte? Dann müssen wir ihnen erklären, dass sie zwar am richtigen Ort sind – aber leider 14 Tage zu früh“, erzählt der Gastronom, der in seinem „Back Office“ neben Kuchen auch Backzubehör verkauft.

Erste Besucher trotz verhaltener Blüte

Obwohl der Höhepunkt noch aussteht, zieht es bereits zahlreiche Menschen in die Beethovenstadt. Für einige ist es eine lang gehegte Sehnsucht, die sich erfüllt. So auch für Margot Fuß aus dem Rhein-Sieg-Kreis, die mit 95 Jahren zum ersten Mal hier ist: „Ich bin überglücklich, dass ich das noch erleben darf. Es ist wunderschön.“ Andere hingegen sehen die Kirschblüte als perfekte Gelegenheit, um ihre neue Technik auszuprobieren. Maximilian Dohme, Lehramtsstudent, zum Beispiel: „Ich wollte meine neue Kamera ausprobieren.“

Internationale Touristen entdecken die Bonner Blüte

Längst sind es nicht mehr nur Einheimische, die die blühenden Alleen bestaunen. Auch internationale Touristen planen Bonn gezielt in ihre Reiseroute ein – wie Miki Nishikawa aus Japan. Die junge Frau ist gemeinsam mit ihrem Mann auf Hochzeitsreise und sagt: „Wir haben recherchiert und wussten, dass hier die Kirschblüte ist. Also wollten wir sie sehen, und es ist großartig.“ Social Media hat den Kirschblüten-Hype in den vergangenen Jahren verstärkt. Tausende Hobbyfotografen und Naturfreunde strömen jedes Jahr in die schmalen Straßen der Altstadt, um das perfekte Foto zu schießen. Die Folge: Menschenmassen, die den Verkehr lahmlegen. Deshalb sind die betroffenen Bereiche an Wochenenden gesperrt – ausgenommen die Anwohner, von denen nicht alle begeistert sind.

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Blühende Geschäfte – aber auch hohe Kosten

Für die Geschäftsleute der Altstadt ist der Kirschblütenansturm eine goldene Gelegenheit. Andrew Triebe, der in seinem Ladenlokal regionale Produkte verkauft, hat in der rosa-weißen Zeit einige Bestseller: „Absoluter Brenner sind Postkarten, T-Shirts, Fliesen. Alles, was rosa ist und Kirschblüte hat, kann man eigentlich sagen.“ Auch Markus Schnurpfeil will sich sein Stück vom Kuchen sichern – doch leicht verdient ist das Geld nicht. „Es ist ein tolles Geschäft, aber auch eine richtig anstrengende Zeit. Vier bis sechs Wochen läuft man am Anschlag, muss erhebliche Anstrengungen unternehmen, um die Gäste zufriedenzustellen. Es ist Fluch und Segen zugleich“, sagt er offen.

Damit er den größten Besucheransturm bewältigen kann, setzt er auf clevere Maßnahmen: To-Go-Produkte gibt es in dieser Zeit nicht, die Speisekarte wird eingekürzt, aufwendige Getränke wie Latte Macchiato gestrichen. Zudem verdoppelt er sein Personal. Eine goldene Nase verdient sich der ehemalige Journalist dementsprechend nicht. „Die Kirschblüte ist nicht nur mit mehr Umsatz, sondern auch mit deutlich höheren Kosten, zum Beispiel für Einkauf, verbunden.“, betont er.

Wochenendprogramm für Besucher

Wer den Bonner Blütenzauber erleben will, hat am Samstag (05.04.) eine besondere Gelegenheit: Dann findet der beliebte Altstadt-Flohmarkt statt. Während Schnäppchen ihren Preis haben, ist das Kirschblüten-Gucken natürlich kostenlos. Doch für die Geschäftsleute bleibt die Blüte ein zweischneidiges Schwert – voller Möglichkeiten, aber auch mit jeder Menge Aufwand verbunden.