Bielefeld. 80 Jahre nach Kriegsende und dem Ende nationalsozialistischer Gewaltherrschaft – wer sieht, provokativ gefragt – nach so langer Zeit noch den Sinn darin, sich zu erinnern? Die Antwort ist eindeutig: sehr viele Bielefelderinnen und Bielefelder. Die Organisatoren, die für den 8. Mai und darüber hinaus Menschen gesucht haben, die sich nicht nur erinnern, sondern auch eine gemeinsame demokratische Zukunft gestalten wollen, sind von der Resonanz überwältigt. So wird das Alte Rathaus eine Premiere erleben. Dort findet ein großes Kulturfestival statt, das sich vor allem an die Jugend richtet. Und bis zum 24. Mai schließt sich ein Erinnerungskaleidoskop in den Stadtteilen mit 39 Veranstaltungen an.
Das Alte Rathaus und auch das Neue Rathaus werden am 8. Mai auf mehreren Etagen zum Begegnungsraum. Das Festival der Erinnerungskultur bietet Liveacts, Mitmachaktionen, Diskussionsrunden. Insgesamt 38 Beiträge stehen in der Zeit von 18 bis 22 Uhr auf dem Programm: Poetry-Slam, Filme, Kabarett, Lesungen, Virtual Reality, Ausstellungen und vieles mehr.
15 Schulen, Vereine, Organisationen, Künstler, Arbeitskreise, die jüdische Kultusgemeinde, Museen und das Stadtarchiv sind mit 42 Messeständen vertreten. „Für eine Stadt unserer Größenordnung ist die Zahl der Aktiven einfach herausragend“, sagt Kulturdezernent Udo Witthaus begeistert. Mit dem Abend für Demokratie, Menschenwürde und ein friedliches Miteinander soll vor allem die junge Generation ermutigt werden, sich mit Geschichte auseinanderzusetzen, eigene Positionen zu entwickeln, ihre Stimme für die Demokratie zu erheben. Oder erst einfach „nur“ das Engagement in der Stadt kennenzulernen. Jochen Rath hofft auf viele Besucherinnen und Besucher, vor allem aus den Schulen.
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Politikwissenschaftler Herfried Münkler Festredner in Bielefeld
Der angesehene Politikwissenschaftler Herfried Münkler ist Festredner der Gedenkveranstaltung zum 8. Mai in Bielefeld.
| © picture alliance / dpa
Zum „Tag der Erinnerungskultur“, der in Zusammenarbeit mit dem Kinder- und Jugendrat ab diesem Jahr einen neuen Namen erhalten hat („Ich bin … Zukunft braucht Erinnerung“) wird es eine Doppelveranstaltung geben. Der Tag startet um 16.30 Uhr mit der zentralen Gedenkveranstaltung der Stadt Bielefeld zum 80. Jahrestag der Befreiung vom Nationalsozialismus im Neuen Rathaus. Jochen Rath, Leiter des Stadtarchivs, das federführend für die Organisation verantwortlich zeichnet, ist stolz darauf, mit Herfried Münkler den „namhaftesten und derzeit prominentesten Politologen“ als Festredner gewonnen zu haben.
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Münkler hat Kanzler beraten und Bestseller verfasst. Bis zu seiner Emeritierung lehrte er an der Humboldt-Universität in Berlin. Sein neuestes Buch „Macht im Umbruch“ ist kürzlich erschienen. „Über Bielefeld wird er nicht sprechen“, sagt Rath und lacht, „da müssen wir uns keiner Illusionen hingeben.“ Aber in Zeiten, in denen wieder ein Krieg in Europa tobt, man wieder von „Feinden“ spreche, sich Menschen und Staaten von der Demokratie entfernen, sei es spannend, was Herfried Münkler zu den komplexen politischen und gesellschaftlichen Strukturen in Europa und der Welt zu sagen habe.
„Wie Kriege enden und Friedenszeiten beginnen“ ist sein Vortrag überschrieben. Der Eintritt im Großen Ratssaal des Neuen Rathauses ist frei. Die Einladung, die Veranstaltung zu besuchen, gelte nicht nur für Bielefelder, sagt Jochen Rath ausdrücklich.
Bielefelds Oberbürgermeister betont politische Dimension des Gedenktages
Oberbürgermeister Pit Clausen ist es wichtig, die politische Dimension des Gedenktages zu betonen. Nach 80 Jahren Frieden und einer, so dachte man, gefestigten wertebasierten Demokratie gebe es neue Unsicherheiten. Seit drei Jahren Krieg in der Ukraine, Russland setze wieder auf militärische Stärke, die USA interpretierten das NATO-Beistandsversprechen neu. Dazu seien Parteien erstarkt, die viele der im Grundgesetz verankerten Ziele infrage stellten.
Mit diesen Postkarten wirbt die Stadt Bielefeld für ihre Tage der Erinnerung und ihr Erinnerungskaleidoskop vom 8. bis 24. Mai.
| © Stadt Bielefeld
„Der 8. Mai ist nicht nur ein Tag der Erinnerung, sondern auch Anlass sich zu vergewissern, was uns in Gegenwart und Zukunft wichtig ist“, unterstreicht Pit Clausen. „Wie wollen wir miteinander umgehen?“ Der Oberbürgermeister sieht die Veranstaltungen, die von der Verwaltung vielfältig unterstützt werden, als Plädoyer für die Verfassung und ihre zentralen Prinzipien, wie Freiheit, Menschenwürde oder Rechtsstaatlichkeit. Darüber gelte es zu diskutieren.
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Das gilt auch für die Veranstaltungen in den Stadtteilen, die unter dem Titel „Bielefelder Erinnerungskaleidoskop“ vom 8. bis 24. Mai stattfinden. Auf dem Programm dort stehen 39 Gedenk-, Kultur- und Abendveranstaltungen verschiedener Initiativen, Gruppen und Vereine aus Bielefeld, die sich dem neuen Slogan „Wir sind . . . Zukunft braucht Erinnerung“ verschrieben haben. Das vollständige Programm, das sich nur dank Fördermittel und Spenden finanzieren lässt, findet sich im Internet unter www.ichbin-bielefeld.de
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