Schmeckstörungen beeinträchtigen die Betroffenen auf vielfältige Weise
Das Schmecken ist ein elementarer Sinn, der es den Menschen ermöglicht, chemische Komponenten in der Nahrung zu identifizieren und wahrzunehmen. Hierfür existieren Cluster von verschiedenen Geschmacksrezeptorzellen, die auf der Zunge lokalisiert sind. Sie können die Geschmacksqualitäten: süß, bitter, salzig, sauer und umami wahrnehmen. Eine Dysfunktion des Geschmacks, also ein partieller oder totaler Verlust der Schmeckwahrnehmung, kann die Gesundheit und das Wohlbefinden empfindlich beeinflussen. Dies kann in reduziertem Appetit, Essstörungen, Malnutrition und Minderung der Lebensqualität münden. In den USA sind etwa 17–19 % der Erwachsenen über 40 Jahre von Schmeckstörungen betroffen. Bisherige Studien haben sich hauptsächlich auf den aktuellen Geschmacksstatus konzentriert, es fehlen jedoch Daten über die Auswirkungen eines subjektiv wahrgenommenen Geschmacksverlusts im Laufe des Erwachsenenalters auf die Gesamtmortalität.
Wie hängen Geschmacksverlust über die Zeit und Mortalität zusammen?
Vor diesem Hintergrund analysierte eine aktuelle prospektive Kohortenstudie mögliche Assoziationen zwischen einem subjektiven Geschmacksverlust vom frühen bis zum späten Erwachsenenalter und der Mortalität. Hierfür untersuchten die Wissenschaftler die Daten von 7.340 Probanden ab 40 Jahren. 52,8 % von ihnen waren Frauen. Die Studienteilnehmer wurden gebeten, Angaben zu ihrem subjektiven Schmeck- und Riechvermögen seit dem 25. Lebensjahr zu machen. Zudem wurde die Gesamtmortalität erfasst.
Subjektive Schmeckstörungen zwischen dem frühen und späten Erwachsenenalter waren mit erhöhter Mortalität assoziiert
8,9 % der Studienteilnehmer berichteten über eine subjektive Geschmacksminderung von dem frühen bis zum späten Erwachsenenalter. Insgesamt kam es zu 1.011 Todesfällen, während der medianen Nachbeobachtungszeit von 6,7 Jahren. Die Wissenschaftler zeigten, dass ein subjektiver Geschmacksverlust mit einem um 47 % erhöhten Mortalitätsrisiko assoziiert war. Insbesondere war die Abnahme der Fähigkeit „salzig“ und „sauer“ zu schmecken mit einer erhöhten Mortalität verbunden. Die Störung der Bitterwahrnehmung war nur bei Frauen mit einer erhöhten Sterblichkeit assoziiert, während die Verminderung der Sauerwahrnehmung nur bei Männern mit einer erhöhten Mortalität verbunden war. Diese Assoziationen fanden sich auch bei Teilnehmern ohne subjektive Dysfunktion des Riechens.
Wie erklären die Studienautoren die gefundenen Ergebnisse?
Die Studienergebnisse deuten darauf hin, dass eine subjektiv wahrgenommene Verschlechterung des Geschmackssinns vom frühen bis zum späten Erwachsenenalter mit einer erhöhten Gesamtmortalität verbunden sein könnte. Dies ist möglicherweise auf Veränderungen des Essverhaltens und Ernährungsstatus zurückzuführen. Dies könnte einen negativen Einfluss auf die metabolische Gesundheit und die Immunfunktion haben. Zudem betonen die Forscher, dass eine verminderte Fähigkeit, Salzgeschmack wahrzunehmen, zu einer vermehrten Aufnahme von salzhaltigen Lebensmitteln führen könnte. Dies wiederum könnte mit einem erhöhten Risiko für eine arterielle Hypertonie einhergehen. Die erhöhte Mortalität bei reduzierter „sauer“ Wahrnehmung wird von den Studienautoren hingegen mit der Aufnahme von verdorbenen Lebensmitteln und daraus resultierender chronischer Intoxikation erklärt.
Die zudem gefundenen geschlechtsspezifischen Unterschiede in der Wahrnehmung bestimmter Geschmacksrichtungen (bitter und sauer) sowie deren Assoziation mit der Gesamtmortalität betonen die Notwendigkeit weiterer Forschung in diesem Bereich.
Untersuchung des Schmeckvermögens könnte Risikogruppe für erhöhte Mortalität identifizieren
Eine subjektiv wahrgenommene Minderung des Schmeckens könnte ein nützlicher Indikator für die Identifikation von Hochrisikopatienten über 40 Jahre sein. Die Autoren empfehlen daher, Patienten mit Geschmacksveränderungen sorgfältig zu überwachen und gegebenenfalls weiterführende diagnostische und therapeutische Maßnahmen einzuleiten.