1. Google macht Gemini-Chatbot für Kinder unter 13 zugänglich – über Family Link

Kinder von Eltern oder Erziehungsberechtigten, die Family Link nutzen, um die Nutzung von Google-Diensten ihrer Schützlinge zu kontrollieren, haben jetzt Zugriff auf den Chatbot von Googles Gemini-KI. Eigentlich können nur Personen, die angeben, dass sie über 13 Jahre alt sind, Gemini nutzen. Und Family Link soll eigentlich dazu dienen, dass Eltern generell die Google-Konten ihrer Kinder nach eigenen Vorstellungen einschränken können, beispielsweise den YouTube-Konsum.

Der jetzige Schritt von Google zeugt eher von einem umgekehrten Verständnis des Unternehmens: Konten von unter 13-Jährigen, die mit Family Link verknüpft sind, unterliegen ja besonderer Aufsicht – warum also nicht genau diesen Kindern den Chatbot zugänglich machen, während diejenigen ohne elterliche Family Link-Begleitung außen vor bleiben? Dass Google diese Idee in die Tat umgesetzt hat, erfuhren erste Eltern jetzt offenbar per Mail, berichtet die New York Times.

Chatbot für Kinder ab kommender Woche

Demnach soll der Gemini Chatbot in der kommenden Woche (ab 5. Mai) für Google-Konten von unter 13-Jährigen verfügbar sein, die die oben genannten Voraussetzungen erfüllen. So habe der Elternteil eines achtjährigen Kindes in einer Mail erfahren, dass es bald Gemini nutzen könne „um Fragen zu stellen, Hilfe bei Hausaufgaben zu bekommen und sich Geschichten auszudenken.“ Bisher stammen alle Medienberichte dazu aus dem US-Raum, ob auch deutsche Nutzer schon betroffen sind, ist unklar.

Auf einer deutschsprachigen Google-Supportseite ist davon die Rede, dass Google Gemini „nach und nach in verschiedenen Märkten für Konten mit Elternaufsicht“ einführen will. Demnach sollen Kinder die Gemini-App und -Webansicht nutzen, sowie über Google Assistant auf Gemini zugreifen können. Eine verantwortungsvolle Einführung in Gemini sieht Google wohl bei den Eltern selbst: „Sprechen Sie mit Ihrem Kind darüber, dass Gemini kein Mensch ist“, lautet etwa einer der allgemeinen Ratschläge auf der Support-Seite. Alternativ können Eltern laut Google auch den Zugriff ihres Kindes auf Gemini-Apps unter folgendem Link in den Einstellungen deaktivieren. Das Mindestalter in Deutschland für ein Google-Konto mit vollem Funktionszugriff liegt laut dem Unternehmen bei 16 Jahren. Es könnte also durchaus sein, dass sich der plötzliche Gemini-Zugang über Family Link hier auf alle Kinder unter 16 Jahren beziehen wird.

„Scharfe Sicherheitsrichtlinien“ für Kinder

Ein Google-Sprecher versicherte derweil der New York Times, dass Gemini besonders scharfe Sicherheitsrichtlinien für Kinder hat, damit der Chatbot bestimmte gefährdende Inhalte ausspart. Solche Sicherheitsrichtlinien lassen sich aber meistens leicht außer Kraft setzen, wahrscheinlich auch für den einen oder die andere 13-Jährige. Kürzlich testete heise online zum Beispiel einen Trick, womit gängige Chatbots wie Gemini bei Dingen beraten, die deutlich über sprichwörtliche „dumme Jungenstreiche“ hinausgehen, zum Beispiel bei der Herstellung von Molotov-Cocktails. Eigentlich sollen die Anwendungen solche Auskünfte grundsätzlich verweigern.

Eltern erhalten auch Mail bei erster Nutzung

Außerdem sagte der Google-Sprecher der New York Times, dass die Daten aus den Gemini-Konversationen der Kinder nicht verwendet würden, um das KI-Modell hinter dem Chatbot zu trainieren. Dem Tech-Magazin TheVerge bestätigte Google zudem, dass Eltern zusätzlich eine Mail erhalten würden, wenn einer ihrer Schützlinge zum ersten Mal den Chatbot nutzt.

Die New York Times wertet den Vorstoß von Google auch als den Versuch, seine KI-Anwendungen schon bei den Jüngsten zu etablieren, spricht hier von einem regelrechten Wettstreit der Tech-Unternehmen, zum Beispiel an Schulen, Universitäten oder in der Freizeit. Ganz neu ist der plötzliche Chatbot-Zugang für Kinder nicht: Viele Eltern dürften zuletzt schon bemerkt haben, dass der Nachwuchs über WhatsApp, Facebook und Instagram mit dem Meta AI-Chatbot quatschen kann. Hier sind auch Fälle von sexualisierten Gesprächen mit Minderjährigen bekannt. Generell ist nun auch bei den besonders schutzbedürftigen Nutzern im puncto KI-Anwendungen etwas zu beobachten, was erstmals an ganz anderer Stelle mit der Copilot-Zwangsbeglückung in Microsoft365-Abonnements zu sehen war: Es geht nicht darum, Nutzern die KI-Funktionen anzubieten und sie davon zu überzeugen – sondern darum, sie ihnen möglichst unausweichlich zu machen.

(nen)