„So pünktlich, wie ihr alle da seid, das ist fast wie in der Schule“, kaum hatte Siegfried Ling diesen Satz zur Begrüßung ausgesprochen, ertönte auch schon ein lautes Lachen aus der 15-köpfigen Runde, die sich im Saal der Gaststätte „Schattodrom“ am Remigiusplatz eingefunden hatte. Dann wurden aber alle ernst, denn Ling, der Organisator des Treffens, erinnerte daran, dass schon etliche von denen, die mit in dieser Runde sitzen könnten, bereits verstorben sind.

70 Jahre nach der Schulentlassung aus der Volksschule Rahser haben sich die Schüler und Schülerinnen der Einschulungsjahrgänge 1940/41 zu einem Klassentreffen getroffen. War es 2005 zum 50-Jährigen noch eine große Teilnehmerzahl, so war diese jetzt deutlich geschrumpft. Das konnte die Freude darüber, mit den ehemaligen Klassenkameraden zusammenzukommen, aber letztendlich nicht trüben. „Unsere Schulzeit war schon eine schöne Zeit“, bemerkte Dieter Reckmann. Sie seien der erste Einschulungsjahrgang nach dem Krieg gewesen, fügte er an.

Erinnerungen wurden wach. Ling sah die primitive Ausstattung der Schule wieder vor seinem inneren Auge. „Unsere Bänke waren so alt, die stammten noch aus den Zeiten vor dem Krieg“, erzählte er. Im Winter mussten die Schüler das Holz zum Heizen des Klassenraumes mitbringen. „Ab und zu haben wir Kastanien in den Bollerofen geworfen. Das knallte immer so schön“, schwelgte Gerd Bimmermann in den Erinnerungen. Während die Mädchenschule an der Sittarder Straße war, mussten die Jungen teilweise zwischen der Schule im Rahser an der Regentenstraße und der Schwarzen Schule, wie die an der Sittarder Straße hieß, pendeln.

Mädels und Jungen waren strikt getrennt und das bis zur Abschlussklasse im Jahr 1950. Alle erinnerten sich noch an die Schulspeisung, die durch die Alliierten erfolgte. „Das waren meistens Suppen oder mal ein Eintopf. Wir hatten Hunger, daher schmeckte es uns zu dieser Zeit eigentlich immer“, sagte Bimmermann. In einem waren sich alle einig. Die Lehrer waren sehr streng und man hatte einen gehörigen Respekt vor ihnen. „Wir wurden auch bestraft. Dann galt es Handfläche hinhalten und es gab mit dem Stock ein paar Schläge“, berichtete Irmgard Quack.

Aber auch wenn es weitaus strenger zugegangen wäre als heute, es sei eine schöne Zeit gewesen. Es habe keinen Streit gegeben und alles wäre in geordneten Bahnen verlaufen, fügte sie an. Lydia Rauhut erinnerte sich noch mit einem Lächeln an das Völkerballspielen in den Pausen. „Wir starteten zudem jeden Schultag mit einem Gebet“, erzählte sie. Wilfried Hummen hat die Schulzeit indes so geprägt, dass er selber Lehrer geworden ist und über zehn Jahre auch Schulleiter einer Grundschule in Viersen war. Für alle stand jetzt schon fest: In spätestens drei Jahren soll es das nächste Treffen geben.