Hannover. Bäume stehen dort, wo es schön ist. Sie wachsen im Freien, und sie sorgen oft dafür, dass wir die Gegend, in der sie stehen, als schön empfinden. Aber sie stehen auch noch anderswo: in Büchern. Bäume sind nicht nur ein beliebtes Thema für Fotobücher, sie tauchen auch in Sachbüchern, in Gedichten und Romanen auf.

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Über die Zusammenhänge, in denen Bäume in Büchern erscheinen, hat die Literatur- und Kulturwissenschaftlerin Solvejg Nitzke ein umfangreiches Buch geschrieben. „Fremde Verwandtschaft. Eine Kulturpoetik der Bäume“ ist ein Buch über Bücher, in denen Bäume vorkommen, und es ist aus Papier, aus verarbeiteten Bäumen also, gemacht – was den vielfältigen Zusammenhängen noch einen weiteren hinzufügt.

Solvejg Nitzkes Habilitationsschrift

Es ist kein populärwissenschaftliches und kein einfach zu konsumierendes Buch, bei der „Kulturpoetik der Bäume“ handelt es sich um eine verschlankte Ausgabe ihrer Habilitationsschrift.

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Die Kulturforscherin Solvejg Nitzke stellt ihr Buch „Fremde Verwandtschaft“ vor

Die Kulturforscherin Solvejg Nitzke stellt ihr Buch „Fremde Verwandtschaft“ vor

Bäumen ist etwas Unheimliches eigen. Sie sind viel älter als wir, ihre Wurzeln verschwinden im Dunkel, und sie sind stumme Zeugen von Geschichte. Die Autorin schreibt über Gerichtslinden und Galgenbäume, über Geisterbäume und über monströse Bäume.

Nitzke spürt oft merkwürdigen Verwandlungen nach; sie schreibt über Bäume, die zu Menschen werden und über Menschen, die beschließen, sich in Bäume zu verwandeln. Dafür gibt es sogar ein Wort: „Dendromorphose“.

Von Arboreten und Xylotheken

Die Autorin analysiert das vielfältige Netzwerk aus Beziehungen, das zwischen Menschen und Bäumen besteht. Es geht um die Fähigkeiten von Bäumen, Vergangenheit zu vergegenwärtigen, um die Spuren, die Geschichte in Bäumen hinterlassen hat, um Baumarchive, um Arboreten, in denen lebende Bäume und um Xylotheken, in denen totes Hölzer gesammelt werden. Und es geht um das Begehren der Menschen, sich mit arborealer Größe zu identifizieren.

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Solveig Nitzke plädiert in ihrer groß angelegten Untersuchung dafür, Bäume in ihrer Fremdheit zu respektieren und dennoch als verwandte Lebewesen zu verstehen. Dass sie dabei manchmal vom Hölzchen aufs Stöckchen kommt, liegt in der Natur der Sache und ist absolut verständlich.

Solvejg Nitzke: „Fremde Verwandschaft. Eine Kulturpoetik der Bäume“. Wallstein Verlag, 368 Seiten, 39,90 Euro.

Am Mittwoch, 14. Mai, ist Solvejg Nitzke um 20 Uhr im Literarischen Salon im Conti-Foyer der Leibniz-Uni zu Gast. Der Eintritt kostet 12, ermäßigt 6 Euro.

HAZ