Das sieht auch Lutz Schönfelder so, der seine Kinder im Fahrradanhänger Richtung Prager Straße fährt und zufällig auf die Demo trifft. „Es muss noch so viel passieren für Barrierefreiheit. Das merken wir ja schon beim Fahrradfahren mit dem Anhänger. Ich stelle es mir für Rollstuhlfahrer noch schwieriger vor.“

Verhindert, was uns behindert. Löhne hoch, Barrieren runter.

Forderungen auf einem Protestbanner

Studentin ärgert sich über Ignoranz und Anmaßungen

In den Ballungszentren und Großstädten so schon viel geschehen für Teilhabe, „aber auf dem Land gibt es für Behinderte viele Barrieren, dort ist die Lage sehr viel schlechter“, erzählt der Behindertenvertreter Schramm. Wie langsam aber selbst an einer Exzellenzuniversität wie der TU Dresden die Bürokratiemühlen mahlen, weiß Lisa Iden. Sie sitzt im Rollstuhl und ärgert sich, dass sie um „Basics wie Arbeitstische und barrierefreie Arbeitsplätze kämpfen muss“.

Später bei ihrer Rede während des Protestmarschs berichtet die Studentin der Mathematik und des Verkehrsingenieurswesens, was sie im Alltag aufregt: „Wenn Busfahrer keine Rampe rausholen wollen, Leute in der Bahn den Rollstuhlplatz nicht freigeben oder ich mir menschenverachtende Sprüche anhören muss. Wenn mir gesagt wird, ich solle doch gefälligst dankbarer sein, vor 80 Jahren hätte ich nicht überlebt. Oder wenn Lebenshilfe-Gebäude mit Steinen beworfen werden, auf denen Sprüche mit Bezug zur Euthanasie stehen“, dann sieht sie das Erstarken des Rechtspopulismus und der AfD als Gefahr.

Inklusion ist Revolution mit Herz.

Slogan auf einem Banner am Protesttag

Ginge es nach 26-Jährigen, dürfte es einen Europäischen Protesttag wie am 5. Mai gar nicht geben. Doch so lange das Menschenrecht auf Teilhabe aller, das vor 17 Jahren von der UN definiert wurde, nicht Alltag sei, ruft sie dem Demozug zu: „Bleibt wütend, behindert und stolz!“