Rot-Weiß ist vor dem dem Uerigen sicher nicht die am seltensten vorkommende Farbkombination, doch am Montagabend erstrahlte die Straße vor dem Kult-Brauhaus an jeder Ecke und in jedem Winkel. Der Grund: die glorreiche Fortuna aus Düsseldorf feierte ihren 130. Geburtstag – und die Ultras Düsseldorf hatten Fahnen mitgebracht.
„In unseren Vierteln, auf den Straßen schlagen unsere Herzen für dich“, hieß es auf einer, die meterlang quer über dem Eingangsbereich der Brauerei angebracht wurde. Auf anderen war das Vereinswappen zu sehen, oder stand schlicht geschrieben „130 Jahre“. In den Räumlichkeiten des Uerige hatten die Ultras gemeinsam mit der AG „Fortuna Geschichte“ eine Sonderausstellung mit dem Titel „Auf Rasen und Beton“ kuratiert. Dort wurden an den Wänden nicht nur übersichtlich die wichtigsten Ereignisse der langen Vereinsgeschichte erzählt, sondern auch zahlreiche besondere und historische Exponate gezeigt.
Die wechselhafte sportliche Geschichte des Fußballclubs wurde dabei an vielen Stellen schon räumlich deutlich. Während auf einem Aufsteller der Weg ins Finale des Europapokals der Pokalsieger von 1979 erzählt wurde, in dem die Düsseldorfer knapp dem FC Barcelona unterlagen, lag direkt gegenüber in einer Vitrine eine Meisterschale – die der Oberliga Nordrhein 1993/94. Die Fortuna war damals drittklassig.
Im Laufe des Montagabends sammelten sich immer mehr Fans auf Rheinstraße vor dem Uerige. Kaum eine Person schien „Zufallsgast“ auf der Feier des Vereins, fast ausnahmslos alle trugen Fan-Utensilien in irgendeiner Form, von Schals über Jacken bis zu den Trikots. Während es vor der Hausbrauerei immer voller wurde und sich vor der Ausstellung eine lange Schlange bildete, war auch im Rest der Altstadt Fortuna-Kleiderordnung angesagt.
Schon früh bevölkerten Hunderte Anhänger die Straßen und Gassen des Stadtteils. Denn Fortuna Düsseldorf hatte eine Kneipen-Rallye organisiert. Dabei konnten Fans in fünf Kneipen Stempel auf einer Karte sammeln und diese schließlich vor dem Fanshop am Burgplatz abgeben. Dafür gab es die Chance auf Gewinne und Fortuna spendete für jede vollständige Karte 1,30 Euro an den Gute-Nacht-Bus, ebenso der Sponsor Targobank.
Welche Kneipe mitmachte, war an dem auffälligen rot-weißen Schmuck unschwer zu erkennen. „Mein Ziel ist es heute, mit meinem Idol Ísak Jóhannesson ein Foto machen zu können“, sagte Melanie, die sich mit ihrem Freund Marcel vor dem Schickimicki gerade die Teilnehmerkarte abholte. „Und ihn dabei zu überzeugen, dass er zur kommenden Saison bleibt“, ergänzte er lachend.
Beide sind gebürtige Düsseldorfer, also von Geburt an mit dem „Fortuna-Virus“ infiziert. Sie besitzen Dauerkarten, fahren häufig zu den Auswärtsspielen und schauten sogar regelmäßig bei den Sommertrainingslagern vorbei, als diese noch in Maria Alm in Österreich stattfanden. Eine Saison lang mal eine erfolgreiche Mannschaft zusammenhalten können, das wünschen sich beide von Herzen – und sprechen dabei sicher vielen Düsseldorfer aus der Seele.
Die Autogramm-„Jäger“ kamen aber nicht nur aus der Landeshauptstadt, sondern auch aus der Umgebung. Svenja und Fabian etwa waren mit Sohn Nima aus Ratingen angereist. „Das war unsere Überraschung an ihn“, sagte Mutter Svenja. „Hätte er davon vorher gewusst, hätte er wahrscheinlich die halbe Nacht nicht geschlafen.“ Stolz zeigte Nima dann auch schon die Unterschriften, die er auf seinem Trikot gesammelt hat, zuletzt die von Abwehrspieler Nicolas Gavory. Ob die Fortuna in diesem Jahr noch den ersehnten Aufstieg schaffen kann? Die drei würden es sich wünschen, auch wenn es dann vielleicht schwerer werde, an Tickets fürs Stadion zu kommen. „Aber dafür wird es eine fette Aufstiegsparty geben!“