Wer in einem Restaurant reserviert und unangekündigt nicht kommt, wird zu den No-Shows gezählt. Ist eine Gebühr für die nicht erschienen Gäste angebracht? Bei unserer Veranstaltung „Frauen in der Gastronomie“ haben wir uns bei unseren Lesern umgehört.
Sie sind unter anderem in der Gastronomie ein großes Ärgernis: die sogenannten No-Shows. Gemeint ist folgendes Phänomen: Leute reservieren, bleiben dann aber unangekündigt fern. Das Nichterscheinen kann – in diesem Beispiel für Restaurants – Umsatzeinbußen bedeuten.
Viele Betriebe setzen inzwischen auf eine No-Show-Gebühr, um gegenzusteuern. Eine richtige Maßnahme? Wir haben uns am Montagabend in der Stuttgarter Eventlocation Look 21 umgehört. Dort veranstalteten die Stuttgarter Zeitung und die Stuttgarter Nachrichten vor zahlreichen Lesern die Podiumsdiskussion „Frauen in der Gastronomie“.
Eine Gebühr? „Absolut richtig“ Joachim Schramm vom Chaîne des Rôtisseurs Foto: Lichtgut/Leif Piechowski
„Erstmal finde ich es vollkommen unverschämt, wenn man reserviert und nicht kommt“, sagt Joachim Schramm aus Stuttgart, der in Baden-Württemberg Regionaler Rat des Chaîne des Rôtisseurs, einer internationalen Gemeinschaft mit einer Leidenschaft für Kochkünste, ist. „In einem gehobenen Restaurant, wenn dem 600 Euro Umsatz oder so fehlen, ist das natürlich eine Katastrophe, existenzschädigend.“ Eine von Restaurants erhobene Gebühr hält er wegen der entstehenden Einbußen für „absolut richtig“.
In der gehobenen Klasse würden No-Shows ganz selten vorkommen, auch weil man schon für Reservierungen zahlen müsse und auf den Kosten sitzen bleibe, wenn man nicht erscheine.
Nicht jedes Restaurant betrifft das Problem
Ragusa Conchetta ist derselben Meinung. Sie selbst muss sich mit dem Ärgernis No-Shows in ihrem Ristorante La Gioia in Aidlingen (Kreis Böblingen) allerdings nicht rumschlagen. Zumindest fast nicht.
Ragusa Conchetta ist Chefin des Ristorante La Gioia. Foto: Lichtgut/Leif Piechowski
„In acht Jahren ist das vielleicht zwei-, dreimal passiert“, sagt die Chefin – und das, obwohl bei ihr 80 Prozent der Belegung über Reservierungen ablaufe. Die Aidlingerin begrüßt nach eigenen Angaben viel Stammkundschaft in ihrem Restaurant.
Ist die fällige Gebühr eine Frage des Standorts?
Kerstin und Michael Flüß aus Stuttgart speisten schon bei einer unserer Köchinnen auf der Bühne, Eva Klink von der Wielandshöhe. Als Gäste vorheriger Veranstaltungen unseres Hauses kamen sie so zu Besuchen in neuen Restaurants. Hier machen die beiden auch einen Unterschied in der Bewertung der No-Show-Gebühr aus. Die Kunden von Küchen wie der Wielandshöhe hätten grundsätzlich mehr Geld, „da muss man dann auch die Strafe höher setzen“, sagt Michael Flüß.
Auch Kerstin und Michael Flüß äußerten sich zur No-Show-Thematik. Foto: Lichtgut/Leif Piechowski
Eine weitere Abwägung sei der Standort: „Die Innenstadt-Gastro ist ja eher etwas für Laufkundschaft. Wenn ich da jetzt nicht komme, kriegen die den Platz trotzdem voll. Beim Spielweg im Badischen auf dem Land kommt ja keiner vorbei, ohne reserviert zu haben. Das muss dann schon höher bestraft werden.“
Die beiden würden also fordern, dass es eine Konsequenz für No-Show gibt. Auch, wie Kerstin sagt, weil man ja heute oft auch per Erinnerung gefragt wird –gemeint ist beispielweise ein Reminder per Mail –, ob man denn kommt, wenn man reserviert hat.
Anzahlung als weitere Möglichkeit
Mara Walz vom Weingut Walz in Vaihingen an der Enz (Kreis Ludwigsburg) glaubt, „dass viele Leute die Konsequenzen eines No-Shows nicht bedenken oder nicht bedenken wollen“ und auch, dass „mangelndes Verständnis für das Unternehmertum“ eine Rolle spiele. Sich als Gast abzumelden, wenn man die Reservierung nicht wahrnehmen kann, das gebiete der Anstand.
Mara Walz ist am Weingut Walz in Vaihingen an der Enz tätig. Foto: Lichtgut/Leif Piechowski
Die Winzerin spricht auch ein anderes Modell an: Sie verstehe es vollkommen, wenn Gastronomen eine Anzahlung einfordern. Das kenne sie so aus Südafrika.
No-Show? „Das geht gar nicht“
Anneliese Schauer aus Winnenden findet es „unmöglich“, wenn Gäste trotz Reservierung nicht erscheinen – „das geht gar nicht“, sagt sie. Ihr selbst sei das auch noch nie passiert. „Andere kriegen dann eine Absage, weil sie keinen Platz kriegen.“ Dieser bleibe dann leer. Es sei für sie auch ein Thema des Anstands.
Anneliese Schauer reiste aus Winnenden zum Abendevent im Look 21. Foto: Lichtgut/Leif Piechowski
Anneliese Schauer kennt die Gastronomie gut, da Verwandte mütterlicherseits Gastronomen in Wien waren. Daher könne sie nachvollziehen, wenn Restaurants mit einer Strafe reagieren, man zahlen muss. Einen Unterschied macht sie an der Personenanzahl fest: „Wenn ich mit sechs Personen komme, ist es ja ein anderer Preis, als wenn ich alleine komme“.