Nach neuen US-Zöllen eskaliert China den Handelskrieg mit den Vereinigten Staaten. Auf alle US-Waren werde nun ebenfalls ein zusätzlicher Zoll in Höhe von 34 Prozent fällig, wie die Zollkommission des chinesischen Staatsrats am Freitag in Peking ankündigte.
Der neue Zollsatz soll ab dem 10. April gelten. Ebenso plant die chinesische Regierung, wegen der US-Zölle eine Klage bei der Welthandelsorganisation (WTO) einzureichen.
In den USA ist bereits eine erste Klage gegen die Zollpolitik Trump eingereicht worden. Die New Civil Liberties Alliance (NCLA) wirft Trump vor, mit den zunächst gegen Mexiko, Kanada und China eingeführten Zollaufschlägen gegen die Verfassung zu verstoßen, wie die Organisation am Donnerstag mitteilte. Das von Trump zur Rechtfertigung der Zölle herangezogene Gesetz sei nur für Notfälle vorgesehen.
Thank God It’s International Friday 29 Le Pens politisches Eigentor
Zudem würden ab Freitag Exportkontrollen für sieben Seltene Erden eingeführt, erklärte das chinesische Handelsministerium. Darunter ist demnach das bei der Magnetresonanztomographie genutzte Gadolinium sowie das in Elektrogeräten verwendete Yttrium.
Empfohlener redaktioneller Inhalt
An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden.
Externen Inhalt anzeigen
Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können.
Auch Samarium, Terbium, Dysprosium, Lutetium und Scandium befinden sich auf der Liste. Seltene Erden sind für viele High-Tech-Produkte wie Handys und auch in der Rüstungsindustrie unverzichtbar.
Verladung von Seltenen Erden im Hafen von Lianyungang in der ostchinesischen Provinz Jiangsu (Archivbild).
© REUTERS/China Stringer Network/File
Elf US-Unternehmen wurden als „unzuverlässige“ Unternehmen eingestuft. Das erlaubt der Regierung, Strafmaßnahmen gegen ausländische Firmen zu ergreifen.
„Der Zweck der gesetzeskonformen Umsetzung von Exportkontrollen für relevante Güter durch die chinesische Regierung besteht darin, die nationale Sicherheit und Interessen besser zu schützen“, hieß es in einer Erklärung des Handelsministeriums.
China hat laut US-Präsident Donald Trump damit falsch auf seine neuen Zölle reagiert: „China hat es falsch gemacht, sie sind in Panik geraten – die eine Sache, die sie sich nicht leisten können“, schreibt Trump in Großbuchstaben in einem Beitrag auf seiner Social-Media-Plattform.
Vietnam hingegen will nach Angaben von Trump die eigenen Zölle auf null Prozent senken, wenn es zu einem Abkommen mit den USA komme. Er habe ein „produktives“ Telefonat mit To Lam, dem Generalsekretär der Kommunistischen Partei, geführt, schreibt Trump auf seinem Kurznachrichtendienst Truth Social. „Ich habe mich bei ihm im Namen unseres Landes bedankt und gesagt, dass ich mich auch auf ein Treffen in naher Zukunft freue.“ Eine Stellungnahme Vietnams liegt zunächst nicht vor. Die USA haben das Land mit einem Zoll von 46 Prozent belegt, einer der höchsten Quoten überhaupt.
Größter US-Handelspartner
Die Volksrepublik liefert als Exportweltmeister so viele Waren in alle Welt wie kein anderes Land. Kein anderes Land kommt auch nur annähernd an Chinas jährlichen Warenumsatz von über 400 Milliarden Dollar mit den USA heran.
Noch besteht unter Investoren die Hoffnung, dass sich die Spirale aus Zöllen und Gegenzöllen durch Verhandlungen aufhalten lässt. „Dagegen spricht jedoch, dass der US-Präsident regelmäßig betont, die zu erwartenden Zolleinnahmen zur Budgetsanierung und Finanzierung von Steuersenkungen heranziehen zu wollen“, erklären die Analysten der LBBW.
Hafen von Yantai in der ostchinesischen Provinz Shandong.
© AFP/STR
Aus Sicht des Marktexperten Jürgen Molnar vom Broker RoboMarkets handelt es sich um ein schwieriges Spiel auf Zeit. „Je länger die Unsicherheit anhält, dürfte auch die Volatilität auf den Handelsplätzen dieser Welt hoch bleiben.“
Dax rauscht weiter talwärts
Die Finanzmärkte reagierten mit Kursverlusten auf die weitere Eskalation im Handelskrieg: Der Deutsche Aktienindex Dax lag bereits 2,5 Prozent im Minus und stürzte dann noch weiter ab. Als Exporteuropameister ist Deutschland auf offene Märkte angewiesen.
Dax rutscht unter 21.000-Punkte-Marke
Nach der chinesischen Ankündigung von Gegenzöllen auf US-Güter hat die Angst vor einem umfassenden Handelskrieg und einer globalen Rezession die Anleger in die Flucht geschlagen.
Der deutsche Leitindex rutschte zum Wochenschluss – angeführt von deutlichen Verlusten bei den Bankaktien – um bis zu 5,2 Prozent auf 20.590 Zähler in die Tiefe. Auf Wochensicht summierte sich das Minus auf gut 7,5 Prozent. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx50 gab 3,5 Prozent nach.
Auch die Kursverluste im Bankensektor werden immer heftiger. Der europäische Branchenindex rutschte um bis zu 10,5 Prozent ab und ist auf dem Weg zu seinem schlechtesten Tag seit März 2020.
Die Ölpreise rutschen ebenfalls immer stärker ab. Nordseeöl Brent steht 8,5 Prozent im Minus bei 64,21 Dollar je Fass. Der Preis für das US-Öl WTI stürzt um 9,1 Prozent auf 60,84 Dollar je Fass ab. Auf Wochensicht verlieren die Preise damit jeweils mehr als zwölf Prozent.
Heftige Auswirkungen auf die Weltwirtschaft und weitere Kursverluste seien jederzeit vorstellbar, sollten die Zölle in Kraft treten und lange bestehen bleiben, warnte Thomas Altmann von QC Partners.
Auch die Strategen von Marcard, Stein & Co. prognostizierten: „Die negativen wirtschaftlichen Folgen der US-Zollpolitik werden nicht lange auf sich warten lassen.“
Erst am Mittwoch hatte US-Präsident Donald Trump zusätzliche US-Zölle in Höhe von 34 Prozent auf chinesische Waren angekündigt.
Ein Frachtcontainerschiff fährt vor dem Victoria Harbour am Tsing Yi Frachtterminal in Hongkong.
© dpa/ZUMA Press Wire/Keith Tsuji
Bereits vor der Ankündigung hatten die USA Waren aus China, der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt, mit 20 Prozent Zöllen belegt.
Mehr zum Zollkrieg auf Tagesspiegel Plus: Abverkauf an Aktienmärkten Was die US-Zölle für Ihr Depot bedeuten Trumps Zollkrieg und seine Folgen „Der Handelskonflikt schafft nur Verlierer“ Trumps Handelskrieg Das sind die größten deutschen Verlierer
Trump hatte China zuletzt einen Zollnachlass in Aussicht gestellt, falls die Regierung in Peking grünes Licht für den Verkauf des Kurzvideodienstes TikTok gibt.
Er würde ein derartiges Geschäft in Betracht ziehen, sagte der Präsident am Donnerstag (Ortszeit) vor Journalisten an Bord der Air Force One. Nach seinen Worten ist ein Verkauf von TikTok in greifbare Nähe gerückt, mehrere Investoren seien daran beteiligt. (Reuters, dpa)