Einmal ein Lächeln auf das Gesicht der Fahrerinnen und Fahrer zaubern und ihnen ein aufrichtiges Dankeschön aussprechen – das ist Berthold Ufermann, Uwe Temme und ihren Mitstreitern gelungen. Die Mitglieder der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung (KAB) haben am Amazon-Verteilzentrum in Langerfeld Tüten mit kleinen Geschenken an die Paketlieferer verteilt. Die Aktion hat aber einen ernsten Hintergrund.

„Zum einen wollen wir den Paketfahrern danke sagen für den harten Job. Aber wir wollen auch Forderungen nach besseren Arbeitsbedingungen aufstellen“, berichtet Ufermann. Mit der Aktion „Faires Paket“ fordern sie, dass die Boten nur noch Pakete bis 20 Kilogramm austragen sollen. Darüber hinaus fordern sie die Arbeitgeber auf zu gewährleisten, dass die Arbeitnehmer die gesetzlich festgelegte werktägliche Arbeitszeit sowie die Pausenzeiten einhalten.

Der Online-Versandhändler engagiere für seine Paketlieferer Sub-Unternehmer. Die KAB fordert den Konzern auf, eigene Boten einzustellen. „Dann hätten sie bessere Arbeitsschutzbedingungen. Sie sollten einen Tarifvertrag haben und nicht mit Sub-Unternehmen arbeiten“, so Ufermann. Rund 100 der „Danke“-Tüten haben die Ehrenamtlichen vorbereitet. Darin sind Wasser, ein Apfel, Süßes, ein Kugelschreiber und ein kleines Heft zum Thema Arbeitsrecht.

„Es war nur ein einziges Fahrzeug, das die Scheibe nicht runtergemacht hat. Alle anderen haben die Tüte mit einem Lächeln angenommen“, erzählt Uwe Temme. Er und Berthold Ufermann gehören zum Diözesanvorstand der KAB mit Sitz in Köln. Die KAB macht „Lobbyarbeit“ für Arbeitnehmer, erklärt Verbandssekretärin Annika Triller. Sie sei einer Gewerkschaft ähnlich, habe aber alle Menschen im Blick.

„Wir beschäftigen uns nun seit drei, vier Jahren im Schwerpunkt mit prekärer Arbeit“, sagt sie. Darum habe die KAB besonders auf Branchen geschaut, in denen vermehrt prekär beschäftigt werde. Das seien etwa die Pflegebranche, Paketlieferdienste oder auch Kassierer im Einzelhandel. Die Bewegung setze sich für besseren Arbeitsschutz, faire Bezahlung und bessere Bedingungen ein. „Für ein christliches Miteinander in der Arbeitswelt, das ist unser Fokus.“ Die Forderungen richten sich an alle Paketlieferdienste.

Das Unternehmen teilte auf WZ-Nachfrage mit: „Die erwähnten Zustände entsprechen in keiner Weise der Realität für die Tausende von Menschen, die bei Lieferpartnern in ganz Deutschland beschäftigt sind und täglich Pakete an Amazon-Kunden ausliefern.“ Das Unternehmen stelle hohe Anforderungen an die Unternehmen, die mit ihm zusammenarbeiten. Amazon arbeite mit den Lieferpartnern zusammen, um seinen Teil dazu beizutragen, dass Fahrerinnen und Fahrer fair und respektvoll behandelt würden.

„Unsere Lieferpartner unterzeichnen unsere Programmvereinbarung und die Programmrichtlinien, die von den Lieferpartnern verlangen, dass sie sich an die geltenden Gesetze halten, insbesondere in Bezug auf faire Löhne und angemessene Arbeitszeiten“, heißt es. „Wir überprüfen sie regelmäßig, um sicherzustellen, dass sie die geltenden Gesetze und unsere Richtlinien einhalten, und ergreifen Maßnahmen, wenn dies nicht der Fall ist.“ Bei Vertragsverletzungen oder Hinweisen auf illegale Handlungen beende das Unternehmen die Zusammenarbeit mit dem Partner, so die Mitteilung.