Der Gaza-Krieg und seine Auswirkungen auf die Musikbranche – die Fans von Jonny Greenwood bekommen sie bitter zu spüren. Der Radiohead-Gitarrist musste am Dienstag zwei bevorstehende Konzerte in England absagen. Der Grund: Drohungen von Anti-Israel-Aktivisten gegen die Veranstaltungsorte – und damit auch gegen Konzertbesucher und Musiker.

Greenwood wollte gemeinsam mit dem israelischen Musiker Dudu Tassa (48) in Bristol (23. Juni) und London (25. Juni) auftreten. Aus Sicherheitsgründen sagte das Duo die beiden Shows ab.

Greenwood begann seinen ausführlichen Post auf X: „Die Veranstaltungsorte und ihre unschuldigen Mitarbeiter haben hinreichend ernst zu nehmende Drohungen erhalten, sodass wir zu dem Schluss kommen, dass es nicht sicher wäre, die Konzerte durchzuführen.“ Von den Veranstaltern könne nicht erwartet werden, weitere Ausgaben in die Sicherheit des Publikums und der Musiker zu stecken.

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Um welche konkrete Art der Bedrohung es sich handelte, ließ Greenwood offen. Fest steht aber, dass dahinter antiisraelische Aktivisten stecken: Die „Palestinian Campaign for the Academic and Cultural Boycott of Israel“ (Pacbi) hatte dazu aufgerufen, die Konzerte abzusagen – mit der Begründung, die Durchführung hätte den Gaza-Krieg „beschönigt“. Die Initiatoren begrüßten die Absage der Konzerte.

Greenwood dazu: „Unsere Absage wird sicher von den Leuten hinter der Kampagne als Sieg gefeiert. Aber wir finden, dass es hier nichts zu feiern gibt und dass dadurch auch nichts Positives erreicht wurde.“

Jonny Greenwood (r.) und der israelische Musiker Dudu Tassa

Jonny Greenwood (r.) und der israelische Musiker Dudu Tassa

Foto: Shin Katan

Der Gitarrist der britischen Rockband Radiohead („Creep“, „Karma Police“) ist mit der israelischen Künstlerin Sharona Katan verheiratet. Neben dem Israeli Dudu Tassa befinden sich im Tour-Ensemble u.a. Musiker und Sänger aus Syrien, Libanon, Kuwait und Irak. Greenwood und Tassa betonten, sie alle vereine die „Liebe zur arabischen Musik“.

Immer wieder Stress mit Pink-Floyd-Mitgründer Roger Waters

Gegen die Kritiker schoss Greenwood: „Musiker zu zwingen, nicht aufzutreten, und den Menschen, die sie hören wollen, die Möglichkeit dazu zu verweigern, ist ganz offensichtlich eine Methode der Zensur und des Schweigens. Wir glauben, dass Kunst über und außerhalb der Politik steht; dass Kunst, die versucht, die gemeinsame Identität von Musikern über die Grenzen des Nahen Ostens hinweg zu etablieren, ermutigt und nicht verteufelt werden sollte; und dass Künstler die Freiheit haben sollten, sich selbst auszudrücken, unabhängig von ihrer Staatsbürgerschaft oder ihrer Religion – und sicherlich unabhängig von den Entscheidungen ihrer Regierungen.“

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Zu den prominentesten Kritikern der Band Radiohead zählt Roger Waters (81), Mitgründer von Pink Floyd. Waters griff Greenwood und Radiohead-Sänger Thom Yorke (56) in der Vergangenheit immer wieder scharf an – u.a. für einen Radiohead-Auftritt in Israel im Jahr 2017.

Zuletzt pöbelte Waters im Dezember gegen die Musiker-Kollegen: „Es gibt den Unterdrückten und den Unterdrücker. Die Unterdrückten sind die Ureinwohner Palästinas, die Unterdrücker sind die siedlungskolonialen Besucher aus Nordamerika und Nordeuropa. Es ist nicht schwer zu verstehen. Es handelt sich nicht um einen Konflikt. Es ist ein Völkermord, Thom und Jonny!“ Yorke nannte er in diesem Zusammenhang ein „totales Arschloch“.

Waters ist seit 2011 ein fanatisches Mitglied der antiisraelischen BDS-Bewegung.