Essen – Vor der Arbeit wollte Jennifer S. (†36) am Dienstag um 5.20 Uhr noch kurz den Müll wegbringen. An den Tonnen lauerte ihr Ex-Freund. „Was machst du denn hier?“, fragte sie wohl noch überrascht. Dann fiel Miroslaw J. (39) mit einem Messer über sie her.
Davon ist zumindest die Staatsanwaltschaft überzeugt – am Dienstag begann der Mordprozess um den Femizid in Gelsenkirchen am Landgericht Essen. Staatsanwältin Dr. Sonja Hüppe (46) hält den Vermessungstechniker für einen heimtückischen Mörder.
Gruselige Spuren eines Femizids: Mit 21 Stichen wurde Jennifer S. (†36) getötet
Foto: Stefano Laura
„Die Trennung akzeptierte er nicht und stellte ihr nach“, sagte sie. Die junge Frau aus Gelsenkirchen hatte Freunden davon berichtet. Sogar in die Arbeitsstelle seiner Ex soll J. eingebrochen sein, um an ihr Handy zu kommen.
Lesen Sie auch
Aus niederen Beweggründen sei er am 13. August in seinem Mazda zur neuen Wohnung von „Jenny“ gefahren, fest entschlossen, sie zu töten. Das Opfer kam mit ihrem neuen Freund (35) aus dem Haus. Während Tim N. in seinem Passat ganz in der Nähe wartete, soll der Ex-Freund Jennifer getötet haben – 21 Stiche zählten Rechtsmediziner später. Hüppe: „Wegen der Trennung war der Angeklagte der Ansicht, sie habe kein Lebensrecht mehr.“
Neben den Mülltonnen war der Killer über sein Opfer hergefallen
Foto: Stefano Laura
Opfer und Täter hatten schon neue Partner
Dabei hatte sich das Paar bereits im November getrennt, auch Miroslaw J. hatte wieder eine Partnerin gefunden, war kurz zuvor noch mit ihr im Urlaub. Kurz nach der Bluttat hatten Polizisten den gebürtigen Polen festgenommen – seitdem schwieg der Verdächtige.
Doch das soll sich ändern: „Beim nächsten Verhandlungstag wird es eine komplette und umfängliche Einlassung meines Mandanten geben“, kündigte sein Verteidiger Andreas Reschler (57) an. Nach BILD-Informationen hatte Miroslaw J. bereits im Gespräch mit einer psychiatrischen Gutachterin die Tötung von Jennifer S. zugegeben.
Andreas Renschler, der Verteidiger von Miroslaw J., will am nächsten Verhandlungstag eine Erklärung seines Mandanten verlesen
Foto: Andreas Wegener
Gegen seine Mord-Fantasien habe er Psychopharmaka eingenommen, deren Dosis er jedoch nach eigenem Ermessen reduzierte.
Das Urteil soll im Juni fallen
Richter Jörg Schmitt (52) deutete bereits an, dass auch eine Unterbringung in einem psychiatrischen Krankenhaus angeordnet werden könne. Nach acht Verhandlungstagen ist ein Urteil für den 17. Juni geplant.