In Deutschland ist es bundesweit zu einer Störung des Digitalfunks der Behörden gekommen. Das teilte das Bundesinnenministerium auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mit. Ausmaß und Ursache der Störung seien noch unklar.
„Tatsächlich liegt aktuell eine Störung im BOS-Digitalfunknetz vor“, teilte ein Sprecher der Bundesanstalt für den Digitalfunk der Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben (BDBOS) mit. Und: „Die BDBOS und alle Partner befinden sich mit höchster Priorität in der Ursachenanalyse, um die Störung schnellstmöglich zu beheben.“
Betroffen waren auch die Berliner Polizei und Feuerwehr. Bei der Feuerwehr habe das aber nicht zu Verzögerungen bei Einsätzen geführt, sagte ein Sprecher auf dpa-Anfrage. „Wir sind durchgehend handlungsfähig gewesen.“ Wenn der Digitalfunk ausfalle, sei es möglich, auf andere Systeme auszuweichen. Allerdings war bei der Feuerwehr ein Leitstellenalarm ausgelöst worden, um dienstfreie Kräfte zu aktivieren.
„Wir sind jetzt dabei, die Ursache zu suchen“, sagte der Feuerwehrsprecher weiter. Der Digitalfunk werde für die interne Kommunikation genutzt, etwa zwischen der Leitstelle und den Einsatzfahrzeugen oder zwischen den Einsatzkräften untereinander. Zwischenzeitlich erfolgten Statusmeldungen der Einsatzfahrzeuge der Feuerwehr mündlich über Fernmelderäume der Wachen oder über den Notruf 112.
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Auch die Berliner Polizei sprach von einer Störung, die allerdings inzwischen behoben sei. „Die Digitalfunktion läuft wieder.“ Seit 18 Uhr kann die Polizei wieder funken.
Kommunikationsmittel von Polizei, Feuerwehr und Rettungsdiensten
Zunächst konnten noch keine konkreten Informationen zu den Gründen der Störung gegeben werden. Unklar blieb damit auch, ob es sich um einen Defekt oder eine möglicherweise gezielte Störung wie einen Hackerangriff handelt.
Das Bundesinnenministerium nennt den BOS-Funk als Kommunikationsmittel von Polizei, Feuerwehr und Rettungsdiensten, der mit mehr als 5000 Basisstationen 99,2 Prozent der Fläche Deutschlands versorge.
„Der Digitalfunk BOS macht eine bundesweite und organisationsübergreifende Verständigung möglich“, schreibt die Behörde. „Das eröffnet vielfältige Möglichkeiten und vereinfacht die Zusammenarbeit – nicht nur bei einfachen Einsätzen im Alltag, sondern gerade auch bei komplexen Einsatzlagen, in Krisensituationen und in Katastrophenfällen.“
Mehrere Länder betroffen
Nach einer dpa-Umfrage in mehreren Lagezentren und Leitstellen von Rettungsdienst und Feuerwehr sind mehrere Bundesländer betroffen, darunter auch Sachsen.
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Aus dem NRW-Innenministerium heißt es, man sei über die bundesweite Störung zwar informiert und habe dies auch an die Dienststellen der Polizei weitergegeben. Es lägen aber bislang aus den Polizeibehörden vor Ort keine Meldungen über konkrete Ausfälle vor. Dies sei aber vorläufig nur eine Momentaufnahme.
GdP-Chef: Zeigt, wie anfällig digitale Infrastruktur ist
Der Berliner Chef der Gewerkschaft der Polizei (GdP), Stephan Weh, sagte: „Der weitreichende Zusammenbruch des Digitalfunks ist der Super-Gau für unsere Sicherheitsbehörden und zeigt uns, wie anfällig unsere digitale Infrastruktur ist und wie fahrlässig es ist, sich auf Monopollösungen zu verlassen.“ Kommunikation sei heute wichtigstes Einsatzmittel. „Von ihr können Ende des Tages Leben und Tod abhängen.“
Manuel Barth, Sprecher der Deutschen Feuerwehr-Gewerkschaft Berlin-Brandenburg ergänzte: „Das ist eine riesengroße Mehrbelastung für alle Beteiligten und ernsthafte Gefährdung der Sicherheitslage, was Verfügbarkeit und Erreichbarkeit der Rettungsmittel angeht.“ Nur mit großen Mühen und über Umwege hätten beispielsweise Rettungswagen ihren Status und somit auch ihre Einsatzbereitschaft der Leitstelle mitteilten können. „Dadurch ist auch ähnlich eines Kaskadeneffekts eine längere Wartezeit und schwierigere schnelle Erreichbarkeit des Notrufs vorprogrammiert.“ (Tsp, dpa)