Wenn am kommenden Freitag die Saison in Driesch beginnt, stehen die Schützenbruderschaften wieder im Fokus. Nicht immer wissen die Bürger und selbst aktive Mitglieder allerdings nicht, was die fünf Kaarster Bruderschaften in ihren Ortsteilen die restlichen 361 Tage im Jahr machen. Die Vorstände der St.-Sebastianus-Bruderschaft Kaarst, Büttgen und Holzbüttgen sowie der St.-Eustachius-Bruderschaft Vorst und der St.-Aldegundis-Bruderschaft Driesch zeigen vor dem ersten Schützenfest ihre unterjährigen Aktivitäten auf und erklären, warum sie einen wichtigen gesellschaftlichen Part in den Ortsteilen übernehmen.
Rund 3500 Schützen zählen die fünf Bruderschaften insgesamt, das sind rund acht Prozent der Kaarster Gesamtbevölkerung. „Es gerät schnell in Vergessenheit, was die Schützen in den Ortsteilen machen. In der Bevölkerung herrscht noch immer die Meinung, dass wir nur vier Tage feiern, trinken und den Rest des Jahres Ruhe ist“, erklärt Claus Schiffer, Brudermeister aus Kaarst. „Schützenfeste tragen immer dazu bei, dass die Bürger zusammenkommen. Es ist immer auch ein Fest für den Ortsteil und die Neubürger“, so Schiffer weiter. Doch auch abseits der Schützenfeste sind die Bruderschaften sehr aktiv.
In allen Bruderschaften wird etwas für den Nachwuchs getan, sei es mit Ausflügen der Jungschützen und Edelknaben in Vorst, Holzbüttgen und Driesch oder dem Fußballturnier der Jungschützen in Kaarst. Die Nachwuchsarbeit funktioniert, schaut man sich die Zahl der Jungschützen unter 24 Jahren in den einzelnen Bruderschaften an: In Kaarst gibt es rund 190, in Büttgen zwischen 70 und 80, in Vorst um die 90 und in Holzbüttgen knapp 30. Und in Driesch laufen in diesem Jahr zwei neue Jungschützenzüge mit, wie der stellvertretende Brudermeister Frank Kluth erklärt. „Wir hatten fünf Jahre keinen Jungschützenkönig, jetzt sind die jungen Züge wieder heiß drauf“, sagt er. In Vorst, erklärt Brudermeister Thomas Schröder, „klafft eine Lücke bei den 30 bis 35-Jährigen, aber von unten kommt sehr viel nach“. Die Zahl der vielen junge Mitglieder zeige, dass „sie etwas mit dem Schützenwesen anfangen können“, so Schiffer.
Die Driescher Schützen sind für die Pflege des Wegekreuzes Richtung Büttgen verantwortlich, für das Wegekreuz im Ortskern wird nach dem Schützenfest ein neues Konzept erstellt, um die Pflege zu erleichtern. „Wir haben keinen anderen Verein im Dorf, überall steckt die Bruderschaft hinter“, sagt Kluth. In Vorst übernimmt die Bruderschaft die Pflege des Grabes des unbekannten Soldaten, der Marienstatue in der Mariengrotte oder des Flursteins am Eustachius-Platz, den die Bruderschaft vor einigen Jahren dorthin versetzen ließ. „Wir haben die Fußfälle in Vorst ein paar Mal saniert“, so Schröder. Die Kaarster Bruderschaft kümmert sich um die Pflege des Kriegerdenkmals und der Friedhofskapelle, in Büttgen werden diverse Wegekreuze und Denkmäler instand gehalten. Hinzu kommt das Priestergrab auf dem Friedhof.
Die Bruderschaft ist auch für den Betrieb der Pampusschule zuständig. „Wir verwalten die komplette Pampusschule“, erklärt Matthias Bayer, Geschäftsführer des Festausschusses: „Jeden Monat fließen rund 80 Stunden ehrenamtliche Arbeit in die Organisation.“ Auch der komplette Hof liegt in der Verantwortung der Sebastianer. Die Bruderschaft Holzbüttgen pflegt in Person von Georg Gaspers das Kriegerdenkmal, wie Brudermeister Sebastian Corsten erklärt.
Ohne die Unterstützung der einzelnen Bruderschaften würde es das Martinsfest womöglich nicht mehr geben. Denn in allen Ortsteilen ist das Martinsfest eng mit den Schützen verbunden. „Der aktuelle Vorstand des Kaarster Martinsvereins besteht ausschließlich aus Mitgliedern der Bruderschaft“, erklärt Schiffer beispielsweise. Auch in Holzbüttgen ist ein Schütze Vorsitzender des Martinsvereins. Die Berittenen und der Bettler werden von den Bruderschaften gestellt. Zwar gibt es in Driesch keinen eigenen Martinsverein, aber auch das übernimmt komplett die Aldegundis-Bruderschaft.
„Unser Wunsch ist es, einen großen Schützenball zu veranstalten“, sagt der Holzbüttgener Brudermeister Sebastian Corsten. Aktuell feiern die Jäger und die Hubertusschützen noch eigene Bälle. In Vorst gibt es einen solchen Schützenball bereits – „wir haben keine Corpsstruktur, bei uns gibt es nur die Bruderschaft“, so Schröder. Der Schützenball wurde wegen der Corona-Pandemie von Januar auf Mai verlegt – und das kam laut Schröder „sehr gut an“. In Kaarst ist der Königinnenball, zu dem alle Könige aus den anderen Ortsteilen eingeladen werden, ein Highlight im Jahreskalender, auch die Hubertusschützen feiern noch einen eigenen Ball. In Büttgen finden der Hubertusball, Reiterball und der Scheibenschützenball statt, Driesch feiert den Herbstball.