Die Zuschauerzahlen wachsen nach der Corona-Delle wieder, das Ohnsorg Theater plant für die Spielzeit 2025/26 eine bunte Mischung aus Komödien und literarischen Perlen im großen Saal und auf der Studio-Bühne.

Das Ohnsorg Theater erholt sich immer besser vom Einbruch der Zuschauerzahlen in der Corona-Krise. In der Saison 2023/24 besuchten bereits wieder gut 96.000 Zuschauer das Stammhaus am Heidi-Kabel-Platz, das entpricht einer Auslastung von 70 Prozent. Dazu kamen knapp 30.000 Besucher von Tournee-Vorstellungen. Der Trend setzt sich laut Intendant Michael Lang in der laufenden Saison fort, in der bis Ende März eine Auslastung von 85 Prozent erreicht wurde.

Abopreise bleiben stabil, Einzelkarten fünf Prozent teurer

Das Theater, das die plattdeutsche Sprache in Hamburg mit einem eigenen Ensemble lebendig hält, bekommt aktuell eine staatliche Zuwendung von 2,7 Millionen Euro und erwirtschaftet Eigeneinnahmen von 3,3 Millionen Euro, dazu kommt eine knappe halbe Million Euro durch Drittmittel ins Haus, durch Stiftungen und weitere Förderer. Trotz deutlich stärker gestiegener Kosten kann das Theater die Abopreise stabil halten und erhöht die Eintrittspreise für Einzelkarten lediglich um fünf Prozent. Es wird nach einer entsprechenden Ankündigung durch die Kulturbehörde vom kommenden Jahr von der allgemeinen Erhöhung des Hamburger Kulturetats profitieren.

Intendant Lang stellte heute gemeinsam mit den künstlerischen Leiterinnen des großen Hauses, Anke Kell und Nora Schumacher sowie der Leiterin der Studio-Bühne, Cornelia Ehlers, das Programm der kommenden Saison 2025/26 vor. Der klug gebaute Spielplan setzt auf Abwechslung und Bandbreite. Den Auftakt der sieben Neuinszenierungen im großen Haus macht zum Saisonbeginn am 31. August das Stück „Wie im Himmel – As in‘n Heven“ von Kay Pollack nach dem Musikdrama-Film von 2004. Harald Weiler inszeniert die Geschichte um den Dirigenten Daniel Daréus, der nach einem Zusammenbruch in sein Heimatdorf zurückkehrt, wo er die Leitung des örtlichen Kirchenchors übernimmt.

Titel der Stücke weiterhin programmatisch zweisprachig

Der Doppeltitel, in dem zum plattdeutschen Stück auch noch der oder zumindest ein Titel auf Hochdeutsch genannt wird, wirkt leider immer noch, als traue das Theater im Biberhaus seinem eigenen Auftrag nicht über den Weg. Er ist laut Lang jedoch zweckmäßig und weiter Teil der Strategie, ein neues Publikum für das Plattdeutsche zu erschließen. Warum das Hochdeutsche manchmal vorn und manchmal hinten steht, bleibt ein Mysterium. Weiter geht es mit der Komödie „Wi sünd de ne‘en – Wohngenmeinschaften“ von Ralf Westhoff, in der eine Studienzeit-WG von Senioren wiederbelebt und mit einer WG junger Leute kombiniert wird – was allerlei Turbulenzen evoziert. Regie führt Nora Schumacher (Premiere am 2. November).

Das Weihnachts-Familienstück auf Hochdeutsch verspricht, ein echter Knüller zu werden. Regisseur Gero Vierhoff entwickelt eine Theaterfassung zu „Der Wind in den Weiden“ von Kenneth Grahame, die um den selbstverliebten Kröterich von Krötenhall kreist. Die Premiere ist am 14. November, das Stück wird bis zum 26. Dezember gezeigt.

Speeddating für Senioren zum Start ins neue Jahr

Den Start ins kommende Jahr macht mit der Premiere am 11. Januar die Senioren-Komödie. „Kribbeln in‘n Buuk – Der Himmel voller Geigen“ von und inszeniert von Marc Becker handelt von einem Speeddating für Senioren, also einem Paradoxon. Es spielen die Alt- und Allstars Robert Eder, Birthe Gerken, Till Huster, Oskar Ketelhut, Beate Kiupel, Meike Meiners, Johannes Schäfer und Laura Uhlig.

Den Gebrüdern Wolf, von Ulrich Waller bereits 2002 an den Hamburger Kammerspielen mit dem Kultstück „Die Jungs mit dem Tüdelband“ geehrt, das mit Peter Franke und Gerhard Garbers immer wieder mal im St. Pauli Theater lief, wird am Ohnsorg eine zweite theatrale Würdigung zuteil. Der Abend „Jungs vun de Waterkant – Die Gebrüder Wolf“ wird von Ingo Putz entwickelt und eingerichtet. Die Uraufführung ist für den 8. März 2026 geplant.

Die „Deutschstunde“ von Siegfried Lenz

Weiter geht es mit der „Deutschstunde – Biller in Flammen“ von Siegfried Lenz. Die Bühnenfassung des berühmten Romans stammt von Clemens Mädge, die Übersetzung ins Plattdeutsche von Peter Nissen. Regisseurin Kathrin Mayr inszeniert pünktlich zur Premiere am 19. April 2026. Zum Abschluss der kommenden Saison steht dann mit „Veer Lüüd in‘n Nevel – Reif für die Insel“ noch einmal eine Komödie auf dem Plan, allerdings eine tiefschwarze, abgründige. Der britische Dramatiker Tim Firth lässt ein Team des mittleren Managements auf einem Teambildungsseminar in einem Ruderboot kenter. Dort lernen die Manager einander richtig kennen, was der Teambildung nicht unbedingt zum Vorteil gereicht. Die Premiere ist am 24. Mai, eine Woche nach den Maiferien 2026.

Das Ohnsorg Studio plant für die kommende Saison vier Premieren, die auch, aber nicht nur, das junge Publikum ansprechen sollen. „Das doppelte Lottchen – Dubbelt höllt beter“ von Erich Kästner wird mehrfach transportiert: Nach Norddeutschland, in eine andere Zeit und ins Plattdeutsche, verspricht aber in der Inszenierung von Hanna Müller einen ansprechenden Abschluss der Kästner-Trilogie, von der bereits „Pünktchen und Anton“ sowie „Emil un de Detektive“ für Spannung und Vergnügen sorgten. Vom 28. September an sind „Luise und Lotte“ im Einsatz.

„Huul man nich, du leevst ja noch“ von Kirsten Boie

Es folgen „Unsere wilden Jahre – As wi wild weern“ von Charles Way in der Regie von Julia Friede vom 1. Februar an, „Huul man nich, du leevst ja noch – Heul doch nicht, du lebst ja noch“ von Kirsten Boie in der Regie von Julia Bardosch am 1. Märuz und „Nur ein Tag – Blots een Dag“ von Martin Baltscheit in der Regie von Marc Becker am 3. Mai 2026.

Das volle Programm: ohnsorg.de