Hat sich das Homeoffice in Leipzig etabliert, geht der Trend zurück zur Präsenzarbeit oder kommen Menschen nur an einigen Tagen wieder ins Büro? Die Berichte zu diesem Thema widersprechen sich. Wir können, mangels Ressourcen, keinen Trend erforschen, aber wir können noch einmal die gleichen Firmen wie im letzten Jahr nach ihren Erfahrungen fragen.

Im Dezember 2023 fragten wir, aufgrund verschiedener Berichte und Analysen wie dem „KPMG CEO Outlook 2023“, bei 30 in Leipzig ansässigen Unternehmen an, wie sie es mit Homeoffice und mobilem Arbeiten halten. Es kamen damals neun Antworten, zu wenige um einen Trend abzuleiten. Diese waren alle pro Homeoffice, wobei die meisten ein Modell der Teilpräsenz bevorzugten.

Auch Ende 2024/Anfang 2025 gab es widersprüchliche Meldungen, zumindest wenn man den Überschriften glaubt. Am 4.12.2024 meldete beispielsweise ndr.de: Homeoffice: „Trend geht wieder mehr zum Büro“ und bereits am 20.08.2024 hatte die ifo Konjunkturumfrage ergeben: „Nur 4 % der Unternehmen wollen Homeoffice wieder abschaffen“.

Liest man beide Meldungen aufmerksam, dann steht dort, dass das reine Homeoffice etwas abnimmt, aber der Trend zur Teilpräsenz zunimmt. Mit Teilpräsenz ist gemeint, die Beschäftigten sind zeitweilig im Büro und den Rest im Homeoffice. Die Anzahl der Präsenztage variiert dabei.

Wie sieht das in Leipzig aus?

Wir fragten also die gleichen Unternehmen wie 2023 nochmals an und bekamen diesmal 11 Antworten, allerdings teilweise von anderen Unternehmen. Über die Kriterien für die Auswahl der Unternehmen haben wir 2023 ausführlich geschrieben.

Eine kurze generelle Anmerkung zu Beginn, die DHL Group und die Deutsche Telekom verwiesen in ihren Antworten darauf, dass Homeoffice nur für den Teil der Beschäftigten sinnvoll und möglich ist deren Aufgabenprofil das zulässt. Es versteht sich von selbst, dass der Briefträger oder der Außendienstmonteur kein Homeoffice machen können. Gleiches gilt für Beschäftigte in der Produktion, Homeoffice, mobiles Arbeiten bzw. Arbeiten in Teilpräsenz ist für einen großen Teil der Arbeitenden keine Alternative.

Was haben wir gefragt?

Es waren prinzipiell die Fragen aus 2023, mit einigen Ergänzungen:

1. Haben Sie weitere, dafür geeignete, Arbeitsplätze ins Homeoffice verlagert, oder Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in die Präsenzarbeit zurückgeholt?

2. Haben Sie reine Homeoffice-Arbeitsplätze abgebaut und dafür Teil-Präsenzpflicht eingeführt?

3. Gibt es für Sie neue Erfahrungen, u. a. betreffs Effektivität, im Homeoffice gegenüber der Präsenzarbeit?

4. Planen Sie die Rückkehr aus dem Homeoffice in die Präsenz- bzw. Teil-Präsenzarbeit? Wenn ja, welche Gründe gibt es dafür?

5. Sollten Sie eine Rückkehr in die Präsenz- bzw. Teil-Präsenzarbeit planen, sehen Sie dafür Anreize für die Beschäftigten vor?

6. Ist für Sie das Homeoffice bzw. hybride Arbeiten zukunftsfähig?

Die Antworten folgten zum größten Teil nicht der Struktur der Fragen, das war auch nicht wirklich erforderlich. Wir beschränken uns auf Auszüge, die uns wichtig erscheinen.

Auszüge aus den Antworten

Eine Antwort war kurz und wenig aussagekräftig: „Wir haben inzwischen das mobile Arbeiten neu geregelt, möchten dazu aber keine öffentliche Kommunikation publizieren.“ Ein anderes Unternehmen hat am Standort Leipzig einen reinen Produktionsstandort, deshalb spielt Homeoffice dort keine Rolle.

DHL Group: „Für Mitarbeitende, deren Tätigkeitsbereich es zulässt, besteht die Möglichkeit des ortsflexiblen Arbeitens innerhalb der Grenzen der Bundesrepublik Deutschland. Die zugehörige Betriebsvereinbarung haben der Betriebsrat Zentrale und die Arbeitgeberin bereits vor einigen Jahren abgeschlossen. Diese beschreibt Rahmenbedingungen und Regelungen für ein ortsflexibles Arbeitsmodell: Mitarbeitende, die am ortsflexiblen Arbeiten teilnehmen, können an bis zu drei Tagen pro Woche ortsunabhängig arbeiten.“

Deutsche Telekom: „Für Büroarbeitende sind wir der Meinung, dass die Zukunft der Arbeit hybrid ist. Dafür haben wir schon lange vor der Pandemie eine Regelung für mobiles Arbeiten etabliert. […] Um insbesondere das persönliche Gespräch und die spontane Kreativität in den Teams zu fördern, halten wir daher für unser Unternehmen eine Präsenz an in der Regel drei Tagen für zielführend, für Führungskräfte an vier bis fünf Tagen.“

Hays AG: „Generell gilt, dass wir die Remote-Work-Freiheit für alle Mitarbeitenden dauerhaft aufrechterhalten. Gleichzeitig bitten wir unsere Mitarbeitenden je nach Funktion und Level, an mindestens zwei Arbeitstagen pro Woche ins Büro zu kommen.“

Deloitte GmbH: „Wir favorisieren ein hybrides Modell aus Online- und Präsenzzeiten und empfehlen bei Deloitte mobiles Arbeiten an bis zu drei aufeinanderfolgenden Tagen. […] Insbesondere dann, wenn der direkte Austausch im Vordergrund stehen – wo es um Begegnung geht, um Innovation und Interaktion – da braucht es zumeist persönliche Meetings. Wo es um den Austausch von Informationen geht, werden wir nicht zur Präsenz zurückkehren.“

VNG: „VNG hat mit einer flexiblen Homeoffice-Regelung sehr gute Erfahrungen gemacht. Mitarbeiterbefragungen zeigen regelmäßig, dass das TeamVNG die Work-Life-Balance im Unternehmen schätzt. […] Der Mix aus Büro- und Heimarbeit hat sich bei VNG nachhaltig etabliert. VNG plant aus den unter 2 genannten Gründen keine komplette Rückkehr aus dem Homeoffice in die Präsenzarbeit, sondern arbeitet auch künftig mit einem hybriden Modell.“

EXG: „Bei der EEX handhaben wir das Thema Anwesenheit im Büro unverändert flexibel. Unsere Mitarbeiter*innen können frei entscheiden, ob, wie oft und an welchen Tagen sie Mobile Working nutzen wollen.“

bbvl GmbH: „In der bbvl haben wir kein ‚klassisches‘ Homeoffice, allen Mitarbeitenden ist es möglich mobil zu arbeiten. Den Arbeitsort wählen die Mitarbeitenden mit Blick auf die inhaltliche Notwendigkeit. Trotz der Flexibilität ist es allen Mitarbeitenden wichtig, Teil des Teams zu sein und sich auch vor Ort zu treffen und auszutauschen.“

Beiersdorf AG: „Auch am Produktionsstandort in Leipzig können Mitarbeitende – abhängig von ihrer Rolle und den betrieblichen Erfordernissen – bis zu 2,5 Tage pro Woche mobil arbeiten. Reine Homeoffice-Arbeitsplätze gibt es in der Leipziger Produktion nicht. Die Kombination aus Präsenz und mobilem Arbeiten hat sich bewährt.“

IKK classic: „Seit der Einführung des flexiblen Arbeitens haben wir sehr positive Erfahrungen gemacht. Diese Einschätzung hat sich in den vergangenen zwei Jahren nicht geändert. […] Wir haben gute Erfahrungen mit dem flexiblen Arbeiten gemacht und werden es beibehalten.“

Unser Fazit

Wie oben formuliert, erheben wir keinen Anspruch, einen allgemeingültigen Trend abzubilden. Aus den Antworten kann man aber schließen, dass das Arbeiten im Homeoffice bzw. in Teilpräsenz, wenn es einmal etabliert ist, auch beibehalten wird. Die Erfahrungen sind durchweg positiv, allerdings sieht der überwiegende Teil der Antwortenden die Zukunft nicht in „Homeoffice pur“, sondern in der Arbeit in Teilpräsenz.

Welche wirtschaftlichen Aspekte dabei zum Tragen kommen, etwa Einsparung von Büroflächen, wurde im Einzelfall nicht thematisiert. Es war allerdings einige Male von „desk-sharing“ in den Antworten zu lesen. Voraussichtlich treffen die Aussagen im Interview mit Carl Erik Daum von PwC, im Artikel von 2023, zu.

Wir bedanken uns bei den Unternehmen für die Antworten, vielleicht fragen wir im nächsten Jahr erneut nach.