Wie ungerecht unsere Welt eingerichtet ist, drückt sich oft vor Toiletten an Veranstaltungsorten aus. An diesem Abend in der Mitsubishi Electric Halle bilden sich die langen Schlangen allerdings vor dem Herrenklo. Ein Wartender schmunzelt: „Sowas gibt es wohl nur bei einem Prog-Rock-Konzert!“ Tatsächlich ist das Publikum beim Start der Deutschland-Tour von Steven Wilson – von einigen überraschenden Ausnahmen abgesehen – überwiegend männlich und um die 50. Gut 3000 Fans sind gekommen und ihre Art, ein Konzert zu feiern, ist außergewöhnlich: Sie genießen es, feste Plätze zu haben und in größter Konzentration feinste Details von Struktur- und Rhythmus-Wechseln der komplexen Songs des um Punkt 20 Uhr beginnenden Auftritts zu verfolgen. Zwischenapplaus zum Beispiel für Gitarrensoli ist höchst dezent. Erst am Ende der ausufernden Stücke bricht Jubel aus – auch im Stehen.