Für seinen Abschied hatte Umweltsenator Jens Kerstan (Grüne) schon auf der Zuschauertribüne im Plenarsaal der Bürgerschaft Platz genommen. Seit Oktober vergangenen Jahres stand fest, dass der 59-Jährige nach der Wahl den Senat verlassen würde. Vor einigen Jahren hatte Kerstan eine Krebserkrankung überstanden, erholte sich körperlich aber nie vollends. Weitere fünf Jahre mit voller Kraft im Amt – so lange dauert in Hamburg eine Legislatur – traue er sich nicht mehr zu, sagte Kerstan als er die nach eigenen Worten schwere Entscheidung verkündete.

Am Mittwoch dann war der Tag gekommen. Mit der Wiederwahl von Peter Tschentscher in seine dritte Amtszeit als Bürgermeister endete formal die Bestellung der Senatorinnen und Senatoren. Während die übrigen Senatsmitglieder auf Wunsch bis zur erneuten Bestätigung „geschäftsführend“ im Amt blieben, endete für Kerstan die Zeit als Senator. Die Abgeordneten und die übrigen Senatsmitglieder applaudierten stehend für Kerstan, der gefasst, beinahe gelöst wirkte und von der Zuschauertribüne nach unten in den Saal winkte. Bei seinem Abschied auf dem Grünen-Parteitag waren noch Tränen der Rührung bei ihm zu beobachten gewesen.

Kerstan wird seine Behörde in den kommenden Tagen an seine Nachfolgerin und Parteikollegin Katharina Fegebank übergeben. Die Zweite Bürgermeisterin, die vorher zehn Jahre lang Wissenschaftssenatorin der Hansestadt war, wird das Ressort wechseln. Als die Personalie verkündet wurde, erklärte sie, in große Fußstapfen zu treten. Davor mit Kerstan verglichen zu werden, habe sie aber nicht. Schon als Person sei sie anders als der scheidende Umweltsenator, erklärte sie mit einem Lächeln. In der Tat gilt Fegebank als Mittlerin, während Kerstan mit allem kämpfte, was er hatte.

Jens Kerstang wurde nach seinem Parteieintritt 1998 im Jahr 2001 Parteivize in Hamburg und 2008 einer der Architekten des ersten schwarz-grünen Bündnisses auf Landesebene. Bis 2015 führte er danach die Bürgerschaftsfraktionen, wechselte dann an die Spitze der Umweltbehörde. Zu seinen größten Erfolgen zählt Kerstan den 2013 im Volksentscheid beschlossenen Rückkauf der Energienetze für Strom, Gas und Fernwärme, die er noch als Oppositionspolitiker forcierte und später als Senator umsetzte. Entscheidend in seiner Arbeit seien unter anderem auch die Deckel über die A7 und die Ausweitung von Naturschutzgebieten gewesen.