Diese beiden trauen sich was: Das erste Mal seit Roger Cicero vor fast 20 Jahren singt mit dem Geschwisterduo Abor & Tynna wieder ein Starter aus Deutschland beim Eurovision Song Contest (ESC) auf Deutsch. Nach einer eher durchwachsenen Vorbereitung mit gesundheitlichen Problemen von Sängerin Tynna hoffen die beiden Wiener, beim ESC-Finale am Samstag kommender Woche im schweizerischen Basel auf den Punkt fit zu sein.

„Baller“ heißt das Lied, mit dem Abor & Tynna in den Wettbewerb der 37 Starterländer gehen. In den Wettbüros dümpelt das Duo seit Wochen um Platz 20. Allerdings gibt es auf Fanseiten und in Social-Media-Beiträgen durchaus viel Zuspruch für die beiden. Und die Wettbüros suchen nur den Siegfavoriten – bei den Platzierungen dahinter lagen sie in den vergangenen Jahren oft daneben. Ein vorderer Platz ist also noch immer machbar.

Eigentlich haben Abor & Tynna sogar einen Siegauftrag – der Entertainer Stefan Raab als Produzent des deutschen Vorentscheids erklärte nichts als den Sieg zum Ziel des diesjährigen ESC. Die Hoffnungen erlitten allerdings schon frühzeitig Dämpfer. Tynna machte zuletzt eine Kehlkopfentzündung so zu schaffen, dass sie Konzerte absagen musste – inzwischen kann sie aber wieder live singen.

Tünde „Tynna“ Bornemisza und ihr Bruder Attila „Abor“ bringen einige gute Voraussetzungen für das ESC-Finale mit, wo neben dem Gesang auch immer die Bühnenshow und ungewöhnliche Inszenierung eine Rolle spielen. Der 26 Jahre alte Maschinenbaustudent Abor trägt dazu bei, indem er mit einem Cello auftritt.

Der Vater der beiden ist Cellist der Wiener Philharmoniker und sorgte dafür, dass seine Kinder eine ganz klassische Musikausbildung bekommen. Mit dem Musikstil des Vaters haben Sohn und Tochter nichts am Hut – der Auftritt mit Cello ist aber ein Hingucker.

Die am 22. Dezember 2000 geborene Tynna lernte von klein auf Querflöte und konnte als Kind mehrere Musikwettbewerbe gewinnen. Bei „Baller“ ist sie aber nur als Sängerin zu hören und sorgt mit ihrer wilden Mähne und dem ausgeprägten Schmollmund sowie ihrem Gefallen am Spiel mit der Fernsehkamera für den Hingucker des Auftritts.

Ob das Gesamtpaket aus Lied, Auftritt und Show in Basel für eine gute Platzierung reichen wird, lässt sich auch im Endspurt der Vorbereitung noch nicht einschätzen. Für das Geschwisterduo ist es allerdings ein großer Schritt, die eigene Karriere zu beflügeln. Interesse lösen sie auch in Ungarn und Rumänien aus, wo die Eltern ihre Wurzeln haben.

Die Geschwister fingen im elterlichen Haus an, ihre eigene Musik zu entwickeln. Abor tüftelte im Kinderzimmer an den Melodien, Tynna sang. 2016 veröffentlichten sie ihr erstes Lied. Die Mutter lud auf Facebook Videos von dem Duo hoch, ein Produzent wurde aufmerksam. In ihrer Biografie auf ihrer Homepage geben sie sich eine betont coole Note: „Die beiden waren ihr Leben lang Einzelgänger und doch ergänzen sie sich zu einem unschlagbaren Team“, heißt es dort.

Nach der Veröffentlichung stieg „Baller“ in den deutschen Singlecharts zwischenzeitlich bis auf Platz 13. Das im März veröffentlichte Album „Bittersüß“ erreichte Platz 37 der Charts. Sollte „Baller“ beim europäischen Publikum und den weltweit wohl mehr als 160 Millionen Fernsehzuschauern ankommen, könnte es noch weiter nach oben gehen – dafür muss aber die in den vergangenen Wochen immer wieder angeschlagene Stimme von Sängerin Tynna halten.