Sie gilt als ultrarechte Aktivistin – und soll direkten Einfluss auf wichtige Personalentscheidungen von Donald Trump genommen haben. Der US-Präsident hatte übereinstimmenden Medienberichten zufolge den Direktor des US-Geheimdienstes NSA, General Timothy Haugh, dessen Stellvertreterin Wendy Noble, sowie mehrere Mitglieder des wichtigen Nationalen Sicherheitsrates der USA gefeuert, nachdem Laura Loomer ihn am Mittwoch im Weißen Haus besucht hatte.
Bei dem 30-minütigen Treffen habe die 31-Jährige die Loyalität der hochrangigen Mitarbeiter zu Trump infrage gestellt. Dies berichtete unter anderem die „New York Times“ („NYT“) am Donnerstag (Ortszeit). Auch der Sender CNN meldete die Vorgänge. Loomer bestätigte den Besuch bei Trump. Im Onlinedienst X schrieb sie, dass Haugh und Noble sich gegenüber Trump illoyal verhalten hätten: „Das ist der Grund, warum sie entlassen wurden.“
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Dem Bericht zufolge stieß auch der Nationale Sicherheitsberater Michael Waltz zu der Sitzung hinzu und verteidigte kurz einige seiner Mitarbeiter – obwohl klar gewesen sei, dass er sie nicht schützen konnte. Die „NYT“ schreibt von einem „bemerkenswerten Spektakel“. Loomer gelte selbst vielen aus Trumps Bewegung als zu extrem, habe aber mehr Einfluss auf Trump als Waltz, der den Nationalen Sicherheitsrat leitet.
Laura Loomer ist eine sehr gute Patriotin.
Donald Trump, US-Präsident
Angesprochen auf die Berichte sagte Trump später zu Reportern: „Wir werden immer Leute entlassen – Leute, die wir nicht mögen, oder Leute, die uns ausnutzen, oder Leute, die vielleicht jemand anderem gegenüber loyal sind.“ Trump weiter: „Laura Loomer ist eine sehr gute Patriotin.“ Sie sei jedoch „überhaupt nicht“ in die von Medien gemeldeten Entlassungen beim Nationalen Sicherheitsrat involviert gewesen. „Sie gibt Empfehlungen ab (…) und manchmal höre ich auf diese Empfehlungen“, sagte Trump.
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Loomer nennt sich „stolze Islamophobin“
Loomer hatte in der Vergangenheit unter anderem die Verschwörungserzählung propagiert, dass die Anschläge vom 11. September ein „Insider-Job“ gewesen seien, also von der US-Regierung selbst angezettelt worden. Später sagte sie in einem CNN-Interview, sie glaube inzwischen auch, dass die Attentate von islamistischen Terroristen begangen worden seien.
Den Islam bezeichnete Loomer in hasserfüllten Posts in den sozialen Medien als „Krebs“ und sich selbst als „stolze Islamophobin“ sowie Kämpferin für einen „weißen Nationalismus“ – also für eine Haltung, in der eine angebliche Überlegenheit weißer Menschen über nicht weiße Menschen propagiert wird. Die meisten Plattformen sperrten sie, zwischenzeitlich sogar Elon Musks X. Doch dort darf Loomer längst wieder ihre Parolen und kruden Theorien posten. Rund 1,5 Millionen Menschen folgen ihr auf X.
Loomer hatte Trump schon im Wahlkampf unterstützt und war oft in dessen Flugzeug mitgereist, er zeigte sich gern mit der Influencerin. Sie schrieb unter anderem auf X in Anspielung auf die indische Abstammung der Präsidentschaftskandidatin Kamala Harris, sollte die Demokratin die Wahl gewinnen, dann werde „das Weiße Haus nach Curry riechen“ und Reden in der Regierungszentrale würden „über ein Callcenter abgewickelt“. Auch hatte sie spekuliert, der damalige demokratische Präsident Joe Biden habe hinter einem Attentat auf Trump gesteckt.
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Eine offizielle Aufgabe in Trumps Regierung hat Loomer nicht. Nach Trumps Wahlsieg verschwand sie aus dem Trumpschen Rampenlicht. Die Vorgänge um die Rauswürfe zeigen nun, dass sie erheblichen Einfluss im Weißen Haus zu haben scheint – zumindest wieder.
Rollt Mike Waltz’ Kopf als nächster?
Wie es in dem Bericht der „NYT“ heißt, sei es unklar, was die Entlassungen für Waltz bedeuten. Trump hat es bisher abgelehnt, Waltz zu entlassen, auch nachdem dieser versehentlich den Chefredakteur des US-Magazins „The Atlantic“, Jeffrey Goldberg, in einen Signal-Gruppenchat eingeladen hatte, in dem hochrangige Beamte, darunter Verteidigungsminister Pete Hegseth, sensible Details über bevorstehende Militärschläge gegen Huthi-Terroristen austauschten. Dieser Skandal hatte auch international für enormes Aufsehen erregt.
Der Nationale Sicherheitsberater der USA, Mike Waltz, hatte versehentlich den Chefredakteur des Magazins „The Atlantic“ in einen Gruppenchat eingeladen, in dem hochrangige Beamte einen Angriff auf die Huthi-Miliz besprachen.
© Reuters/Evelyn Hockstein
Die „Financial Times“ („FT“) schreibt, das dünne Eis, auf dem sich Waltz wegen des Signals-Skandals ohnehin schon bewege, habe durch die Entlassungen „ganz neue Risse“ bekommen. Unter Berufung auf Insider in Washington berichtet das Blatt, rechte Aktivisten würden Waltz ins Visier nehmen, weil dieser nicht mit der außenpolitischen Agenda des Präsidenten übereinstimmt.
Die Aktivisten sagten demnach, das Maga-Lager sei besonders beunruhigt über Waltz’ Unterstützung der Ukraine in ihrem Abwehrkampf gegen Russland, die sie als Hindernis für die von Trump angestrebte Annäherung an Moskau betrachten. „Diese Leute hören nicht auf, wenn sie dich loswerden wollen, machen sie weiter“, zitiert die „FT“ einen Beamten aus Trumps erster Regierung.
Und weiter: „Sie werden versuchen, die sozialen Medien und die rechtsextremen konservativen Medien als Waffe einzusetzen, um Waltz anzugreifen“, fügte der ehemalige Beamte hinzu. „Und die Russen werden darauf anspringen und es verstärken.“
Über Waltz schwebt immer noch ein Fragezeichen. Die Messer sind definitiv auf ihn gerichtet
Ein Diplomat in Washington
Dem Bericht zufolge sagen ehemalige Regierungsvertreter, dass Trump Waltz bisher nicht entlassen wolle, damit es nicht so aussehe, als hätte er dem Druck der Demokraten und der Mainstream-Medien nachgegeben. Die „FT“ zitiert einen Diplomaten in Washington. „Über Waltz schwebt immer noch ein Fragezeichen. Die Messer sind definitiv auf ihn gerichtet.“
Trump bewundert Loomer für ihre Macht
Die „NYT“ vermutet, Loomer sei für rechtsextreme Trump-Anhänger nützlich, um gemeinsame Feinde anzugreifen: die Neokonservativen, also Republikaner mit einer außenpolitischen Agenda, die noch aus der Zeit von George W. Bush stammt. Was passiere, wenn man ins Visier von Loomer gerate, habe Trump selbst einmal zusammengefasst. „You don’t want to be Loomered“ (Du willst nicht geloomert werden), sagte er demnach fast bewundernd. Das bedeute quasi das Ende einer Karriere, meinte Trump.
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Wie die „NYT“ weiter schreibt, habe Loomer zuletzt erfolgreich die Entlassung einiger Mitglieder der Trump-Regierung gefordert. Außerdem müsse eine bisher nicht identifizierte Transgender-Person aus Geheimdienstbüro des Nationalen Sicherheitsrat geworfen werden, forderte sie. „Wenn Sie diese Person kennen und ihren Namen wissen, schicken Sie ihn mir bitte, und ich werde ihre Identität veröffentlichen“, postete sie am vergangenen Samstag.
Am Freitagmorgen schrieb sie dann auf X: Sie hoffe, dass bald eine trans Person aus dem Geheimdienstbüro des Nationalen Sicherheitsrats entlassen werde. Der Post endet mit: „Cc: Mike Waltz.“