Zum fünften Mal hat die Stiftung „Mit Herz und Hand für Wersten“ das „Werstener Herz“ verliehen. Die Lebensmittelausgabestelle der katholischen Gemeinde St. Maria Rosenkranz und die Schulweghelfer haben die Auszeichnung schon erhalten; die Buchhändlerin Dagmar Westphal von Werstenbuch war 2021 die erste, die für ihr Engagement in den Anfängen der Corona-Pandemie beim Nähen von Masken geehrt wurde.

Die fünfte Trägerin ist die in Wersten lebende Schiedsfrau Ellen Hillebrand. Vor Kurzem überreichte ihr der Vorstand der Stiftung das gerahmte Bild, das ein rotes Herz zeigt. Die Wahl sei auf sie gefallen, weil Hillebrand vor Ort versuche, dass die Menschen untereinander Frieden hielten, sagte Stiftungsvorstand Klaus Lorenz bei der Übergabe. Das Motto der Schiedsleute lautet: „Schlichten statt Richten“.

Mittlerweile im elften Jahr hat Ellen Hillebrand dieses wichtige und zeitaufwendige Ehrenamt inne. 2024 ist sie in die nächste fünf Jahre dauernde Amtszeit gegangen – es wird ihre Letzte sein. Denn dann ist sie 75. Zeit, dass mal jemand Jüngeres übernehme, sagt sie. Zu jung ist aber schwierig, da sich dieses Ehrenamt nicht so einfach mit einem Vollzeitjob vereinbaren lässt. Hillebrand ist nämlich nicht nur für Wersten zuständig, sondern auch für Holthausen, Itter und Himmelgeist. Die Aufgaben von Schiedsleuten ist es, kleinere Streitigkeiten unter Menschen zu klären, bevor sich damit ein Gericht befassen muss. Seit Corona habe die Zahl der Anfragen deutlich zugenommen. Die Pandemie habe in der Gesellschaft deutlich „Narben und Wunden“ hinterlassen, erzählt sie.

Schon in ihrer früheren ehrenamtlichen Funktion als Spielplatzpatin, unter anderem auf dem Kinderspielplatz auf dem Werstener Deckel, zeigte sich ihr Talent zum Zuhören. Und natürlich helfen ihr auch die 26 Jahre, die sie in der Sterbe- und Trauerbegleitung engagiert war. Zuhören können wird als Schiedsmann oder -frau besonders benötigt, neben einem gesunden Menschenverstand. Sie richte nicht, sagt Hillebrand. Sondern höre sich immer beide Seiten an. Und versuche dabei, die Streitenden einmal in die Rolle des jeweils anderen schlüpfen zu lassen. Da wirkt dann plötzlich im Nachbargarten die sehr hoch gewachsene Hecke auf der eigenen Grundstücksgrenze als massive Wand. Wenn alles gut läuft, einigen sich die beiden streitenden Parteien und es gibt einen Schlichterspruch, der übrigens für beide Seiten bindend ist. Was vereinbart wurde, bleibt in den vier Wänden ihres Büros, das sie im Vereinshaus von Wersten 04 hat. „Wir Schiedsleute unterliegen der Schweigepflicht.“

Deren Dienste sind auch deswegen so stark nachgefragt, weil die Kosten eines Schiedsverfahrens deutlich unter dem liegen, was man vor Gericht zahlen müsste. Es werde nie teurer als 50 Euro, erzählt die 72-Jährige, und die Summe teilten sich dann auch noch die beiden Streitparteien. Für ihre Tätigkeit bekommt sie eine kleine Aufwandsentschädigung, von der sie Papier und andere benötigten Materialien kauft. Die schönste Belohnung ist für sie, wenn sie auf eine Versöhnungsgartenparty von Klienten eingeladen wird: „Da gehe ich dann gerne hin.“