Die Spielzeit in der Regionalliga West neigt sich dem Ende entgegen. Nur noch zwei Spieltage stehen an, die Entscheidungen um den Auf- und den Abstieg sind weitestgehend gefallen. Der MSV Duisburg kehrt nach nur einem Jahr in die 3. Liga zurück. Überzeugt hat die Mannschaft auf dem Rasen, getragen wurde sie die gesamte Saison über aber auch von ihren Fans – das war nach dem Abstieg keine Selbstverständlichkeit.

Voller Ungewissheit begab sich der Zebra-Tross am 26. Juli 2024 zum Auswärtsspiel beim FC Gütersloh. Es war eine besondere Premiere, denn noch nie zuvor musste der Meidericher Spielverein in der Viertklassigkeit um Punkte kämpfen. Rund 6.000 Schlachtenbummler aus der Hafenstadt machten sich auf den Weg zum Eröffnungsspiel der Saison und sahen beim 1:0-Sieg der Duisburger den Anfang einer erfolgreichen Saison, die Ende April 2025 mit dem direkten Wiederaufstieg in die 3. Liga ihren Höhepunkt fand – das war zuvor noch keiner Mannschaft aus Nordrhein-Westfalen gelungen.

Insgesamt war es eine Saison der Rekorde: Nahezu 4.000 Fans begleiteten dem MSV Duisburg im Schnitt zu den Auswärtsspielen und es wären wohl noch einige mehr geworden, wenn es die Kapazitäten der jeweiligen Heimvereine hergegeben hätten. Einzig bei der Zweitvertretung des SC Paderborn und beim Gastspiel in Düren, das von der aktiven Fanszene boykottiert wurde, war der Gästeblock nicht ausverkauft. Einen bundesweiten Rekord sicherte sich der MSV-Anhang beim Auswärtsspiel gegen die U23 von Borussia Mönchengladbach. Dieses wurde extra in den Borussia-Park verlegt. Rund 16.300 Fans der Zebras feierten mit ihrem Team die Meisterschaft – noch nie zuvor hatte ein Regionalligist auswärts mehr Unterstützer an seiner Seite.

Auch in der Fremde entpuppte sich der Spielverein als absoluter Zuschauermagnet. In jedem der bisher bestrittenen Auswärtsspiele (inklusive der annullierten Duelle bei Türkspor Dortmund und dem KFC Uerdingen) sorgte der MSV-Anhang für die jeweilige Rekordkulisse der beteiligten Heimvereine. 16 Mal war das bislang der Fall und Nummer 17 wird am letzten Spieltag bei den Sportfreunde Lotte folgen. 1.324 Zuschauer verfolgten im Stadion am Lotter Kreuz die Partie der Sportfreunde gegen RWO, mehr als 1.700 Tickets haben sich die Duisburger nun schon vor dem Start des freien Vorverkaufs gesichert. Insgesamt werden rund 3.000 blau-weiße Fans in Lotte erwartet.

Größeres Interesse als in Liga 3

Der Rekord für das bestbesuchte Regionalliga-Spiel (aktuell 31.034 Zuschauer beim Duell Alemannia Aachen gegen den 1. FC Bocholt am 27. April 2024) blieb den Duisburgern aufgrund behördlicher Auflagen verwehrt. Am 31. Januar diesen Jahres hätte es passieren können, doch statt der verfügbaren 31.000 Zuschauer im Wedaustadion waren im Derby gegen Rot-Weiß Oberhausen nur 27.117 Plätze in den Verkauf gegangen. Mehr als 4.000 Sitze blieben verweist und dienten als Pufferblöcke.

Ebenfalls auffällig ist das deutlich angestiegene Zuschauerinteresse im Vergleich zu den vergangenen Jahren, als es für den MSV in der 3. Liga zumeist gegen den Abstieg ging. Kamen da im Schnitt kaum mehr als 12.000 Fans an die Wedau, war dies in der aktuellen Spielzeit der Tiefstwert (12.204 Zuschauer am 22. Spieltag gegen die U21 des SC Paderborn). Der Schnitt pendelte sich bei fast 16.5000 Fans ein – ein Wert, den vor der Saison wohl nur die wenigsten für möglich gehalten hätten. Selbst im bislang letzten Jahr in der 2. Bundesliga, kamen weniger Zuschauer als nun in der Regionalliga West. Rund 15.400 waren es in der Saison 2018/19.

Auszeichnung für Unterstützung

Einen besonderen Moment gab es kurz vor dem letzten Heimspiel der Saison gegen den Wuppertaler SV (24.436 Zuschauer sorgten hier für die zweitbeste Kulisse). Vor dem Anstoß wurde der neue Träger der Michael-Bella-Medaille verkündet. Sie gibt es für besonderes Engagement rund um den Spielverein. In diesem Jahr hat sich die Jury dafür entschieden, sie an alle Fans des MSV zu verleihen. Stellvertretend nahmen sie je ein Vertreter der beiden führenden Ultra-Gruppierungen „Kohorte Duisburg“ und „Proud Generation Duisburg“ entgegen.

Wie wichtig die eigenen Anhänger während der Saison für den Erfolg der Mannschaft waren, haben Trainer Dietmar Hirsch und zahlreiche Spieler immer wieder betont. Sei es Jakob Bookjans, Kapitän Alexander Hahn, Joshua Bitter, Jesse Tugbenyo oder Patrick Sussek, sie alle artikulierten ihre Bewunderung für die Hingabe der Fans deutlich und mit Nachdruck. Nach dem schleichenden Prozess, der letztlich im Sommer 2024 zum Abstieg aus der 3. Liga führte, hat es der Verein und seine Verantwortlichen verstanden, die Fans zurück ins Boot zu holen und einen Neustart auf allen Ebenen vollzogen. Die schwärzeste Stunde der Vereinsgeschichte könnte sich im Nachgang zum Startpunkt einer neuen sportlichen Erfolgswelle entpuppen. Die Weichen sind jedenfalls gestellt.