Wenn einer an Statur gewonnen hat, noch ehe die Regierung zum Regieren gekommen ist, dann ist das Alexander Dobrindt. Der bisherige Chef der CSU-Landesgruppe, jetzt Bundesinnenminister, ist der Mann, der Friedrich Merz überhaupt dazu verholfen hat, diese Regierung anzuführen. Entsprechend herzlich war die Umarmung des neuen Kanzlers nach seiner Wahl.

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Als es bei der Kanzlerwahl nach der ersten Abstimmung richtig eng wurde, kam – wieder einmal – Dobrindts große Stunde. Er baute eine Brücke zur Linkspartei, fädelte Gespräche mit ihnen ein, die erst das Abweichen von der Geschäftsordnung und den zweiten Wahlgang für den CDU-Chef ermöglichten.

Stephan-Andreas Casdorff ist Editor-at-Large des Tagesspiegels. Er rät: In dieser Regierung auf Dobrindt achten!

Der Merz-Retter – das war auch schon so, als es um die Grundgesetzänderung für eine Lockerung der Schuldenbremse im alten Bundestag ging. Da mussten für eine Zweidrittelmehrheit die Grünen gewonnen werden. Wer tat’s? Genau: Dobrindt. Merz in seiner Art vermochte es nicht. Im Gegenteil, die Grünen-Fraktionsspitze beschwerte sich über ihn.

Ein Konservativer und die Linken, geht das zusammen? Bei Dobrindt schon. Er ist im Gespräch verbindlich und stellt dann Verbindlichkeit her. Auch verspricht er nichts, was er nicht halten kann, also nicht zu viel.

Auf der Regierungsbank, von rechts nach links: Bundeskanzler Merz, Vizekanzler Klingbeil – und Alexander Dobrindt, der christsoziale Bundesinnenminister.

© dpa/Michael Kappeler

Das können nun gewiss die anderen Linken, die Sozialdemokraten, bezeugen. Als es in den Koalitionsgesprächen heikel wurde, auch wieder wegen Merz, war es der christsoziale Dobrindt, der zwischen den Gruppen mit Vorschlägen pendelte.

Er kann auch stramm rechts argumentieren

Sein Ruf war nicht immer so gut, als Landesgruppenchef oder früher als Verkehrsminister, Stichwort „Ausländermaut“. Abgesehen davon, dass er im Auftreten als zuweilen geckenhaft angesehen wurde – Dobrindt kann stramm rechts argumentieren. Und er vergisst nicht: Vor allem seine Landsleute sollten profitieren.

Was ihm „dahoam“ nicht schadet. Der 54-jährige Oberbayer wird seit 2002 direkt in den Bundestag gewählt. Heimat ist für Dobrindt der Wahlkreis 225, Weilheim-Schongau und Garmisch-Partenkirchen.

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Dass er trotz der Jahre mit Horst Seehofer auch mit Markus Söder kann, zeigt sein Geschick im Umgang mit eigenwilligen Charakteren. Zwischen Hammer und Amboss hat Alexander Dobrindt sich gut behauptet.

Als er schließlich auf der Regierungsbank sitzt, neben Merz und Lars Klingbeil, ist Dobrindt der, den die Grünen-Fraktionsspitze schnurstracks zur Gratulation ansteuert. Es sieht herzlich aus. Wer weiß, wofür das noch gut ist. Für den Kanzler vielleicht auch.