Einen Blick in den Kopf von Donald Trump werfen, das ermöglichte Guido Lohmann seinen Zuhörern beim Unternehmertreff der Volksbank Niederrhein in Wellings Parkhotel in Kamp-Lintfort. Der Vorstandsvorsitzende der Bank erläuterte am Ende seiner Rede, welche Gedanken den US-Präsidenten antreiben und zu seiner Politik bewegen. Zugleich hatte Lohmann auch eine Antwort parat, wie Deutschland und Europa nun reagieren müssen: „Wir müssen zusammenstehen und gegenhalten.“ Die Bundesrepublik müsse dabei mit Frankreich und Polen eine Führungsrolle übernehmen.
Zu Beginn widmete sich Guido Lohmann der deutschen Politik und die Volksparteien kamen dabei nicht gut weg. Vor allem die SPD. Sie sei in schwierigem Fahrwasser, habe ihren politischen Kompass verloren, das Wahlergebnis sei ein Desaster. „Die Arbeiterpartei ist heute die AfD“, so Lohmann mit Blick auf die Wählerwanderungen. Doch auch die CDU habe enttäuscht, weil sie in den letzten Wochen das wichtigste Thema, die Wirtschaft, aus den Augen verloren habe und stattdessen mit dem Kampf gegen illegale Migration punkten wollte. Die Folge sei ein viel schlechteres Ergebnis als erwartet gewesen, Erschreckend sei: „21 Prozent der Selbstständigen und Unternehmer haben AfD gewählt“. Wer die AfD wählt, sei nicht unbedingt rechts-radikal. Es seien Menschen, die einfach „den Papp auf haben“ und in ihrem Frust dann eben ihr Kreuz bei der AfD machen. Das Vertrauen der Menschen in die Politik sei angeschlagen.
Die Schuldenbremse, das sagt Guido Lohmann schon seit Jahren, müsse man lockern, um wichtige Investitionen vorzunehmen. Doch im Wahlkampf immer wieder dagegen zu sprechen und dann am Tag nach der Wahl einen kompletten Kurswechsel vorzunehmen, dass verstünden die Menschen nicht. Friedrich Merz starte mit einer schweren Hypothek in seine Kanzlerschaft.
Die Lage der Wirtschaft, auch am Niederrhein, sei so besorgniserregend wie noch nie. „Es brennt die Luft“, so Lohmann. Als Erstes müsse man den Bürokratiewahnsinn, der besonders aus der EU kommt, stoppen. Allerdings sei das nach jeder Wahl versprochen worden, nur sei nie etwas passiert. Am Ende werde es nur über mehr Arbeit gehen, wenn man den Wohlstand halten wolle. Bei der Rente laufe Deutschland sehenden Auges in die Vollkatastrophe, doch niemand packe das Thema an. „Das wird explodieren“, so der Banker aus Moers. Und bevor er zu Donald Trump kam, mahnte er noch, dass die Folgen der Bürokartei viel schlimmer als alle Zölle seien. Ganz pessimistisch schloss er dann aber doch nicht. Er hoffe, dass die Regierung hält und die Themen angeht. Und alle seien gefordert, mit denen, die aus Frust zur AfD wechseln, zu sprechen und Überzeugungsarbeit zu leisten. „Es lohnt sich, für die Demokratie einzustehen“, so Guido Lohmann abschließend.
Zu Beginn des Abends hatte Deichgräf Rainer Gellings die Arbeit des Deichverbands Duisburg-Xanten vorgestellt. Locker und informativ stellte er die Geschichte und Strukturen des Verbands dar und berichtete über die aktuellen Baumaßnahmen an den Deichen. Er machte deutlich, dass ein Deichbruch bei extremem Hochwasser dazu führen würde, dass der durch den Bergbau stark abgesenkte Raum rund um Moers zur großen Seenplatte werden würde. Und zwar dauerhaft. Nur Familie Welling könnte beruhigt sein. Das Hotel in Kamp-Lintfort liege etwa erhöht und dürfte als Inselhotel bestehen bleiben.
Am Ende betonte er aber, dass es nicht darum gehe, den Menschen Angst zu machen. Der Deichverband leiste gute Arbeit. Er selbst wohne direkt in Rheinnähe und habe auch kein Boot. „Vertraut den Deichen“ rief er dem Publikum zu.