Ein neues Denkmal im Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg erinnert an die Massaker in der Region Dersim in der Osttürkei in den Jahren 1937 und 1938, die türkische Armee hatte Zehntausende Menschen getötet. Die Stele wurde am Sonntag auf dem Blücherplatz nahe der Amerika-Gedenkbibliothek aufgestellt und eingeweiht.
Die Bezirksverordnetenversammlung (BVV) hatte bereits 2021 beschlossen, der Dersim Gemeinde e.V. einen Ort zur Errichtung eines Denkmals zum Gedenken an die staatlich organisierten Massenexekutionen zur Verfügung zu stellen. Da die Gemeinde ihren Sitz am Blücherplatz hat, fiel die Wahl auf diesen Ort. In Kreuzberg befindet sich die größte Diaspora-Gemeinde von Dersimer:innen.
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Die SPD-Kreuzberg schreibt auf Instagram, der Antrag für das Denkmal gehe auf ihre frühere Bezirksverordnete Sevim Aydin zurück. Diese ist selbst in der Region Dersim aufgewachsen. Dem Tagesspiegel sagte sie auf Nachfrage, das Massaker werde „viel zu oft verschwiegen, verdrängt oder vergessen“. Nun solle für immer daran erinnert werden.
Sie selbst habe als Kind aus der Familie davon erfahren. Es sei wichtig, „dass der offiziellen Geschichtsschreibung die Perspektiven und Erfahrungen der Betroffenen gegenübergestellt werden und genau diese durch das Mahnmal bewahrt bleiben.“
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Der Bezirk schickte bisher keine offizielle Mitteilung oder Einladung zu dem Denkmal und teilte dem Tagesspiegel erst auf Nachfrage die Hintergründe mit. Ein Foto konnte nicht zur Verfügung gestellt werden. Die SPD reagierte am Mittwoch zunächst nicht auf eine Anfrage.
Bezirksbürgermeisterin Clara Herrmann (Grüne) sagte bei der Einweihung: „Das Tertele ist Teil der Geschichte vieler Kreuzberger:innen und damit Teil des Erinnerns im Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg.“ Es handelte sich damals insbesondere um Kurd:innen und Alevit:innen. „Die Ereignisse sind bis heute in der Türkei nicht offiziell als Massaker oder Völkermord anerkannt“, schreibt die SPD. Deshalb werde häufig das Wort „Tertele“ verwendet, ein alevitischer Begriff für das Trauma dieser Zeit.
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Der Kreuzberger Bundestagsabgeordnete Pascal Meiser schrieb auf Facebook: „Gut, dass es in meinem Wahlkreis endlich auch ein Mahnmal gibt, dass an die Zehntausenden Menschen erinnert, die 1938 im Auftrag der türkischen Regierung in Dersim ermordet und zwangsdeportiert wurden.“ In Berlin würden rund 40.000 Menschen mit Wurzeln in der ostanatolischen Region Dersim leben.
Der „Dersim Aufstand“ wird als letzter großer Aufstand der Kurd:innen in der Türkei bezeichnet. Während die türkische Regierung lange von wenigen Hundert Toten sprach, sollen es laut den neuesten Untersuchungen fast 63.000 gewesen sein.
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Die türkische Regierung hatte die Aufstände mit massiver Gewalt niedergeschlagen, zahlreiche Bewohner:innen wurden aus ihren Dörfern vertrieben. Diese wurden anschließend zerstört. Auch dadurch soll es zu weiteren Toten gekommen sein, die von der Türkei bis heute nicht anerkannt werden.
Die Armee verlor rund 100 Soldaten. Im Jahr 2011 entschuldigte sich die türkische Regierung für die Massaker und räumte 13.806 Todesopfer ein. Die Region „Dersim“ gibt es nicht mehr, die entspricht in etwa der heutigen Provinz „Tunceli“.