Das offizielle Raspberry-Pi-Betriebssystem Raspberry Pi OS haben die Entwickler in aktualisierter Fassung veröffentlicht. Große neue Funktionen gibt es nicht, aber kleinere Verbesserungen. Es handelt sich voraussichtlich um die letzte Aktualisierung für die auf Debian-Bookworm basierende Version.

In einem Artikel geben die Raspberry-Pi-Entwickler eine Übersicht zu den Änderungen. Als erstes weisen sie darauf hin, dass Debian einen Zwei-Jahres-Zyklus für neue Versionen nutze und im Sommer daher die neue Basis „Trixie“ erwartet werde. Seit dem letzten Release im vergangenen November gab es einige Änderungen.

Verbesserungen beim Sperrbildschirm

Die Bildschirmsperre mit „swaylock“ hatte den Nachteil, dass sie lediglich einen weißen Bildschirm anzeigte, ohne Hinweise darauf, was passiert ist oder zu tun wäre. Nun führt die Tastenkombination Strg, Alt und „L“ oder die Auswahl über das „Shutdown“-Menü und der Auswahl von „Sperrbildschirm“ zu einem Bildschirm mit einer minimalistischen Hintergrundgrafik und einer Passwort-Eingabebox. In diesem Zusammenhang steht eine weitere Veränderung: Die Auto-Log-in-Funktion ist standardmäßig für den Raspberry-Pi-Desktop aktiviert. Dadurch ist jedoch die erste der Text-basierten Konsolen (TTY), die unter Linux standardmäßig über die Tastenkombination Strg, Alt sowie der Funktionstaste F1 bis F7 erreichbar sind, automatisch angemeldet. Vom Sperrbildschirm ließe sich also durch Drücken von Strg, Alt und F1 in eine angemeldete Sitzung gelangen. Um das zu verhindern, lässt sich nun der automatische Log-in separat für die Konsole und grafischen Desktop einstellen. Sowohl in „raspi-config“ als auch in der grafischen Raspberry-Pi-Configuration sind getrennte Schalter dafür verfügbar.

Das Touchscreen-Handling soll ebenfalls verbessert worden sein. Wayland unterstützt Touchscreens eher rudimentär, sodass etwa ein Doppelklick nicht durch doppeltes Antippen ausgelöst werden kann. Bislang haben sich die Raspberry-Pi-OS-Programmierer damit beholfen, standardmäßig die Maus-Emulation zu aktivieren. Das hatte jedoch den Nachteil, dass Touch-Gesten wie Wischen auf dem Bildschirm zum Scrollen nicht funktionieren. Jetzt gibt es eine „Touchscreen“-Abteilung in den Bildschirm-Einstellungen, in denen Nutzerinnen und Nutzer nach Belieben zwischen Touchscreen- und Maus-Emulations-Modus umschalten können. Da im Touch-Modus insbesondere im Datei-Manager der Doppelklick fehlt, können sich Interessierte mit der Option „Öffne Dateien mit einem Klick“ in den Einstellungen oder Drücken-und-Halten zum Öffnen des Kontextmenüs und dort der Auswahl von „Öffnen“ behelfen.

Anstatt einer selbst programmierten Python-App zur Verwaltung von Druckern haben die Entwickler zudem die Drucker-Kontrolle von Gnome in eine eigenständige Drucker-App portiert. Sie solle die Druckerverwaltung intuitiver machen, hoffen die Entwickler.

Paketpflege

Der Wayland-Window-Manager „labwc“ ist noch in Version 0.8.1 dabei. Damit hinkt er einige Releases hinter der jüngsten Version hinterher, aber hat eine Menge Tests durchlaufen und sich als sehr stabil erwiesen. In naher Zukunft wollen die Entwickler die Version jedoch anheben. Die Kernel-Version springt von 6.6 auf 6.12, konkret auf 6.12.25 zum Meldungszeitpunkt.

Durch Änderungen der Chromium-Entwickler lässt sich der Werbeblocker uBlock Origin nicht mehr standardmäßig installieren. Da das mit uBlock Origin Lite aber noch klappt, sind die Maintainer darauf umgeschwenkt. Sie haben zudem einige Arbeit in die Optimierung der Startzeit der „wf-panel-pi“-App gesteckt, die die Taskbar in Wayland darstellt, was in einer spürbar besseren Bootzeit vom Start bis zum Erscheinen des Desktops mündet. Zur Erzeugung von Prompts und Dialogen an der Eingabeaufforderung kam bislang das Tool „zenity“ zum Einsatz. Durch das Programmieren des eigenen Tools „zenoty“ kann die Installation einiger Pakete eingespart werden, die die Startzeit ebenfalls verlängert haben. Einige Änderungen unter der Haube sollen die Wartbarkeit des Desktops und den Schwenk zur „Trixie“-basierten Debian-Basis vereinfachen.

Die Aktualisierung lässt sich auf laufenden Systemen durch den Aufruf der Befehle

sudo apt update

sudo apt full-upgrade

anstoßen. Wer an einem Rechner sitzt, der etwa in den Schlafmodus wechselt nach kurzer Zeit der Nichtnutzung, könnte dabei jedoch riskieren, dass die SSH-Sitzung auf den Raspi abbricht. Es empfiehlt sich, etwa mit dem Befehl „screen“ (installierbar mittels des Aufrufs von sudo apt install screen) eine Shell wie „bash“ starten (Befehl: screen bash) und darin dann die Updates anstoßen. Dann läuft der Vorgang auch weiter, wenn die Verbindung abbricht und lässt sich nach der Wiederanmeldung mit dem Befehl screen -r wieder hervorholen.

Mit sudo reboot stößt man schließlich den Neustart an, um den neuen Software-Stand zu aktivieren. Auf der Software-Seite von Raspberry Pi stehen auch neue Abbilder und etwa der Raspberry Pi Imager zum Herunterladen bereit.

Das Raspberry-Pi-OS-Update von Ende Oktober vergangenen Jahres hatte noch weitreichendere Änderungen erfahren. So haben die Entwickler darin geschafft, Wayland-Unterstützung für alle Raspberry-Pi-Modelle zum Laufen zu bringen und nicht nur auf den jüngsten Boards.

(dmk)