Newsblog zum Ukraine-Krieg

Vor Putins Parade: Ukraine versucht offenbar Grenze zu durchbrechen

Aktualisiert am 08.05.2025 – 16:52 UhrLesedauer: 18 Min.

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Soldaten der russischen Armee: Die Ukraine wirft Moskau Verstöße gegen die einseitig ausgerufene Waffenruhe vor. (Quelle: Alexander Reka/imago-images-bilder)

Ukrainisches Parlament ratifiziert den Rohstoffdeal mit den USA und wirft Russland vor, die Feuerpause an der gesamten Front gebrochen zu haben. Alle Entwicklungen im Newsblog.

Ukrainische Streitkräfte versuchen nach russischen Angaben über die Grenze in die russische Region Kursk durchzubrechen. Seit Beginn der vom russischen Präsidenten Wladimir Putin angeordneten dreitägigen Waffenruhe am Donnerstag sollen ukrainische Soldaten bislang zwei solcher Versuche unternommen haben, teilt das russische Verteidigungsministerium mit. Sowohl Moskau als auch Kiew werfen sich gegenseitig vor, die Waffenruhe zu verletzen. Die Ukraine hat sich jedoch nicht dazu verpflichtet, die Waffenruhe einzuhalten.

Das ukrainische Parlament hat das Rohstoffabkommen mit den USA ratifiziert. Die Vize-Regierungschefin Julija Swyrydenko spricht von einem „historischen ökonomischen Partnerschaftsabkommen“. „Dieses Dokument ist nicht einfach nur ein juristisches Konstrukt – es ist die Grundlage für ein neues Modell der Zusammenarbeit mit einem wichtigen strategischen Partner“, schreibt sie auf dem Kurznachrichtendienst X.

Trotz Bedenken einiger ukrainischer Abgeordneter standen den 338 Ja-Stimmen keine Gegenstimmen gegenüber. Die USA erhalten nun einen bevorzugten Zugang zu ukrainischen Bodenschätzen wie begehrten Seltenen Erden, die vor allem in der Hightech- und Rüstungsindustrie benötigt werden. Die Ukraine behält aber nach eigenen Angaben die Kontrolle über alle ihre Ressourcen und hofft nun auf weitere US-Militärhilfe.

Die Ukraine wirft der russischen Armee hunderte Verstöße gegen die von Moskau einseitig ausgerufene Waffenruhe vor. Die anlässlich der Feierlichkeiten zum 80. Jahrestag des Weltkriegsendes in Moskau verkündete Feuerpause sei wie erwartet „eine Farce“, sagte der ukrainische Außenminister Andrij Sybiha am Donnerstag. „Die russischen Streitkräfte greifen weiterhin an der gesamten Front an“, betonte er.

Von Mitternacht bis Donnerstagmittag seien 734 Verstöße gegen die Waffenruhe und „63 Angriffsoperationen“ der russischen Armee verzeichnet worden. Zuvor hatte die ukrainische Luftwaffe der russischen Armee bereits vorgeworfen, die ostukrainische Region Sumy in der Nacht mit Lenkbomben angegriffen zu haben.

Das Verteidigungsministerium in Moskau erklärte hingegen, die russische Armee halte sich „strikt an die Waffenruhe“. Es würden keine Luft-, Raketen-, Artillerie- oder Drohnenangriffe ausgeführt. Die Ukraine habe die Kampfhandlungen aber nicht eingestellt und Russland reagiere auf entsprechende Angriffe, erklärte das Ministerium.

Anlässlich des 80. Jahrestags des Ende des Zweiten Weltkriegs hat der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj gefordert, das „Böse“ gemeinsam zu bekämpfen. „Es muss gemeinsam bekämpft werden, mit Entschlossenheit und Kraft“, sagte Selenskyj am Donnerstag in einer veröffentlichten Ansprache.

Selenskyjs Rede erfolgte wenige Stunden nach dem Inkrafttreten einer von Kreml-Chef Wladimir Putin einseitig angeordneten dreitägigen Waffenruhe im Angriffskrieg gegen die Ukraine anlässlich der Feierlichkeiten zum Weltkriegsende. Die Ukraine hatte der Waffenruhe nicht zugestimmt und sie als politisches Manöver bezeichnet. Kiew forderte stattdessen eine 30-tägige Feuerpause.

Etwa 1.250 Kilometer von der ukrainischen Grenze entfernt ist in der Fabrik des russischen Fahrzeugherstellers Kamaz erneut ein Feuer ausgebrochen. In sozialen Medien sind Videos zu sehen, die zeigen, wie über dem Hauptproduktionsstandort des Unternehmens in der Stadt Nabereschnyje Tschelny eine dichte Rauchwolke aufsteigt. Kamaz gilt als wichtiger Zulieferer der russischen Armee für Automobilausrüstung. Bereits Ende April war es an diesem Standort zu einem großen Brand gekommen.

Zu den Ursachen des aktuellen Feuers gibt es derzeit keine genaueren Informationen. In den vergangenen Tagen war es jedoch bereits in Russland zu Sabotageakten gekommen. Beansprucht wurden diese von einer Gruppe von Partisanen der ukrainischen und krimtatarischen Organisation „Atesch“, die zugleich verkündeten, rund um die geplanten Feierlichkeiten zum 80-jährigen Kriegsende weitere Sabotageakte zu verüben. Der Begriff „Atesch“ stammt aus dem krimtatarischen und bedeutet so viel wie „Feuer“.