Darf Dynamo Dresden am Samstag bei Waldhof Mannheim über den Zweitliga-Aufstieg jubeln – ja, nein oder vielleicht? Denn es gibt eine Konstellation, bei der der Traditionsklub praktisch durch ist, aber theoretisch noch nicht…
Das passiert genau dann, wenn die SGD bei den Badenern einen Punkt holt und Saarbrücken im Parallelspiel in Aachen gewinnt. Dresden hätte in dem Fall drei Zähler und je nach Höhe des Sieges der Saarländer zusätzlich maximal 15 Tore Vorsprung.
Heißt: Vorm Heimspiel gegen das Schlusslicht Unterhaching am letzten Spieltag wäre das mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit der Aufstieg.
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Doch würden die Dynamo-Profis in Mannheim anschließend schon feiern dürfen?
Trainer Thomas Stamm (42) sagt dazu: „Mit dem Fall habe ich mich noch nicht beschäftigt, das kann ich erst nach dem Spiel beantworten. Vielleicht bin ich dann schlauer.“
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BILD weiß allerdings: In dieser Lage soll es ein Party-Verbot für die Spieler geben. Sprich: Bierduschen auf dem Feld oder eine wilde Sause im Mannschaftsbus auf der Rückfahrt wären nicht denkbar – genauso würden in Mannheim keine Aufstiegsshirts rausgeholt werden. Sollte es trotzdem einen Empfang der Fans am Trainingszentrum in der Nacht geben, müssten dort ebenfalls große Jubelbilder ausfallen.
Und das allein aus Respekt vor den Gegnern, die es theoretisch eben ja noch schaffen könnten.
Stamm deutet es zumindest an: „Es geht um eine gewisse Portion Demut. Auch das hat uns das Spiel in Bielefeld gelehrt. Dass Dinge erst abgehakt und gefeiert werden können, wenn sie wirklich durch sind. Die Mannschaft kann das sehr gut einordnen.“
Bei der Arminia hatte Dresden in der 95. Minute den 1:1-Ausgleich gefangen. Erst deshalb mussten die Kaltgetränke zurück in den Kühlschrank, wurde jetzt dieses Zwischenszenario in Mannheim möglich.
Stamm auf den Spuren von Christoph Franke
Der Schweizer wäre nicht der erste Dynamo-Coach, der genau so verfährt. Beim Zweitliga-Aufstieg 2003/04 machte es Christoph Franke (80) nach einem 1:0-Heimsieg gegen Neumünster vor.
Damals hatte Dresden ein Spiel vor Ende drei Punkte und beruhigende 13 Tore Abstand als Polster auf den größten Konkurrenten aus Wuppertal. Zu wenig für das Trainer-Urgestein, der ein großes Hotel-Buffet abbestellte und gerade mal ein internes Mannschaftsessen zuließ.
Christoph Franke wird von Steffen Heidrich nach dem 1:0 gegen Neumünster umarmt, bremst dann die Party.
Foto: picture-alliance / dpa/dpaweb
Interessant daran: Stamm werden ohnehin Ähnlichkeiten mit Franke zugeschrieben, weil er generell ohne Aufregung und extrem nüchtern im hitzigen Dresdner Umfeld agiert.
Darum wird die große Aufstiegsekstase in Mannheim nur bei eigenem Dreier oder einem Patzer von Saarbrücken möglich, eins von beidem reicht aber bereits. Für diese Chance reist erneut der komplette Kader mit. „Wir wollen es niemandem verwehren, sollte es irgendwann eintreffen. Wir sprechen ein Jahr lang vom großen Ganzen, dann ist das eminent wichtig“, erklärt Stamm.
Und selbst wenn die Party bei einem Unentschieden nochmal mit angezogener Handbremse startet, wäre es bei Weitem nicht die schlechteste Ausgangsposition. Denn dann können sich alle Fans von Dynamo Dresden auf den (fast) sicheren Zweitliga-Rausch im eigenen Stadion freuen – nur eben sieben Tage später…