Den Berliner Haushaltsnöten sollen bis zu 1000 Plätze für praxisnahe Unterrichtsangebote zum Opfer fallen. Konkret betrifft es das sogenannte Praxislernen, mit dem schuldistanten oder benachteiligten Schülerinnen und Schülern der Weg zu einem Schulabschluss geebnet werden soll. Dies wurde am Mittwoch durch eine Mitteilung der Linkspartei bekannt.
Deren bildungspolitische Sprecherin Franziska Brychcy warnte davor, dass „die Gefahr von Schuldistanz und mehr Jugendlichen ohne Abschluss steigen wird“.
1,1
Millionen Euro werden beim Praxislernen eingespart.
Sie bezog sich dabei auf Antworten von Staatssekretär Torsten Kühne (CDU) auf eine aktuelle Anfrage der Linksfraktion. Daraus gehe hervor, dass „der schwarz-rote Senat beim Dualen Lernen in 2025 über 1,1 Millionen Euro streichen wird“. Konkret würden mit Beginn des Schuljahres 2025/26 „1000 von aktuell 2.257 Plätzen beim Praxislernen wegfallen“, rechnet Brychcy vor.
Die Abgeordnete warnt, dass Kürzungen beim Praxislernen vielen Schülerinnen und Schülern einen passenden Lernweg zum Abschluss und in den Beruf verbaue und dem realen Bedarf zuwiderlaufe. Die Berliner Schulen hätten nämlich aktuell für das Schuljahr 2025/26 „sogar Bedarf für 345 zusätzliche Plätze in Praxislerngruppen angemeldet“.
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Der Schwerpunkt des Praxislernens liegt gemäß der Zahlen der Bildungsverwaltung in den sozial schwierigsten Bezirken Marzahn-Hellersdorf, Mitte und Neukölln: „Mit diesen Streichungen setzt die Bildungssenatorin ihre zutiefst unsoziale Politik fort“, hieß es in der Mitteilung Brychcys.
Die Bildungsverwaltung verweist auf alternative Angebote
Die Bildungsverwaltung teilte auf Anfrage mit, dass es für die entfallenen Kapazitäten an den Schulen ersatzweise andere Angebote gebe. Dazu zählen Praxistage und praxisbezogene Angebote rund um das Duale Lernen, wobei die Schülerinnen und Schüler an ein bis drei Tagen pro Woche ein betriebliches Praktikum absolvieren, anstatt in den Werkstätten der freien Träger zu arbeiten. Zudem gebe es Praxislerngruppen in den schuleigenen Werkstätten, die von pädagogische Assistenten, etwa Werkpädagogen, angeleitet würden.
Ein Sprecher der Behörde begründete die Entscheidung mit der „angespannten Haushaltslage des Landes Berlin“. Diese „Maßnahme“ sei „weder leichtfertig noch willkürlich“ getroffen worden, sondern mit dem klaren Ziel, „die verfügbaren Mittel auch unter schwierigen finanziellen Bedingungen gezielt und nachhaltig einzusetzen“.
Für die Vereinigung der Schulleitungen der Gemeinschaftsschulen teilte der Leiter der Fritz-Karsen-Schule, Robert Giese, mit, dass diese Einsparung „eine extreme Benachteiligung“ jener Jugendlichen sei, „die genau so ein Angebot für ihren Schulabschluss benötigen“.
Das bedeute, dass die Zahl der Absolventen ohne Schulabschluss steigen werde, schlussfolgert Giese, denn der Wegfall sei „nicht kompensierbar“.
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Giese wies auch darauf hin, dass zeitgleich ab Sommer 2025 das elfte Pflichtschuljahr eingeführt werden soll. Auch dies dient dem Ziel, die Zahl der Schüler ohne Abschluss zu senken. Insofern sei es ein Widerspruch, einerseits dieses neue Pflichtjahr einzuführen und andererseits das Praxislernen zu streichen, lautete am Mittwoch ein Kommentar von Seiten weiterer Schulleitungen.