Herausgeber Jakob Scharf (Mitte) überreicht ein Exemplar seines Buches an Landrat Thomas Ebeling (Mitte) und Altlandrat Hans Schuierer (rechts). Bild: Hirsch

Herausgeber Jakob Scharf (Mitte) überreicht ein Exemplar seines Buches an Landrat Thomas Ebeling (Mitte) und Altlandrat Hans Schuierer (rechts).

Bild: Hirsch

„80 Jahre Kriegsende im Altlandkreis Burglengenfeld“ ist der Titel eines Buches, das Kreisheimatpfleger Jakob Scharf am 8. Mai im Steinberger Pfarrheim vorstellt. Die Beiträge der 13 Autoren sollen nicht nur erinnern, sondern auch zum Frieden mahnen. Das Buch kostet 9.80 Euro und erscheint in einer Auflage von 750 Stück.

Mit Rücksicht auf die Nachfahren verzichten die Autoren auf die Namensnennung von überzeugten Nazis aus dem Altlandkreis Burglengenfeld, von denen nicht wenige nach dem Krieg Karriere gemacht haben. „In der Erinnerungsarbeit standen lange die Opfer im Fokus, kaum die Täter und Profiteure“, sagte Kreisheimatpfleger und Altbürgermeister Jakob Scharf bei der Vorstellung der 188-seitigen Broschüre am Donnerstag im Steinberger Pfarrheim.

Zum Frieden mahnen

Ziel des Buches sei es, so der Herausgeber, Zusammenhänge herzustellen, sich der Opfer zu erinnern und die nachfolgenden Generationen zum Frieden zu mahnen. Vielen sei nicht bewusst, „dass nach 80 Jahren die Demokratie in Deutschland in Gefahr ist“. Gerade im Altlandkreis Burglengenfeld gebe es „rechtsextreme Hochburgen“, stellte Jakob Scharf fest. Den demokratischen Parteien müsse es gelingen, „diese Steigbügelhalter der Nazis“ zurückzugewinnen.

Die Publikation will zeigen, wie die Menschen im Altlandkreis Burglengenfeld „die Stunde null“ erlebt haben. Das Fazit der Autoren: „Mutige Frauen und Männer haben das Land wieder aufgebaut, die Diktatur in eine Demokratie verwandelt und der Nachkriegsgeneration eine Perspektive gegeben“. Nun liege es an uns, so der Herausgeber, die Menschenwürde und die Demokratie vor Rechtsextremismus, Antisemitismus und Rassismus zu schützen.

Die Autoren

Jakob Scharf stellte die Beiträge der Autoren vor. Alfred Wolfsteiner beleuchtet den Schwarzmarkt in den Nachkriegsjahren, auf dem ein Paar Schuhe 800 und ein Kilo Butter 400 Reichsmark gekosten haben. Thomas Barth ruft die Kriegsschäden und die Plünderungen im Städtedreieck in Erinnerung. Christian Pfeil geht aus militärischer Sicht auf die letzte Kriegswoche in Burglengenfeld ein und weist darauf hin, dass sogar der Oberbefehlshaber der 3. US-Army in der Stadt war.

Margit Berwing-Wittl zeichnet das Schicksal des im KZ Dachau ermordeten politischen Gefangenen Josef Schmid aus Burglengenfeld nach. Wie die Amerikaner in Leonberg ankamen, darüber schreibt Manfred Henn in seinem Beitrag. An die Kinder verteilten sie Kaugummi und Schokolade.

Tina Kolb hat Zeitzeuginnen interviewt und erfahren, „dass man nach 1945 das Dritte Reich weitgehend verdrängte“. Ein Interview führte eine Schülergruppe des Johann-Michael-Fischer-Gymnasiums mit Altlandrat Hans Schuierer, der als damals 14-jähriger beim Bombenangriff auf Schwandorf in den Wald geflüchtet ist. Anton Eiselbrecher hat den Widerstand des Geistlichen Hermann Köstelbacher nachrecherchiert. Genauso wie Franz Härtl, der sich der Aufzeichnungen von Pfarrer Karl Hofmann annahm.

An das Leben unter der Besatzungsmacht in Burglengenfeld erinnert Ulrike Weis. Wie sich die Vertriebenen in ihre neue Heimat Burglengenfeld integriert haben, beschreiben Sigrid Ullwer-Paul und Josef Paul. Werner Binder befasst sich mit den „Kriegerdenkmälern im südlichen Landkreis Schwandorf“. Schließlich widmet sich Germanist Jakob Scharf der Heldenlyrik auf den Sterbebildern der Soldaten.

Hintergrund:

Titel: 80 Jahre Kriegsende – Altlandkreis Burglengenfeld

  • Herausgeber: Jakob Scharf und der heimatkundliche Arbeitskreis Steinberg am See/Wackersdorf
  • Preis: 9.80 Euro. Umfang 188 Seiten
  • Verkaufsstellen: Rathäuser im Städtedreieck und in Wackersdorf