Herz-Lunge-Zusammenspiel

COPD und Herz-Kreislauf-Erkrankungen treten häufig im Duo auf

Herz-Kreislauf-Erkrankungen und die chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD) gehören zu den häufigsten Volkskrankheiten und treten in vielen Fällen gemeinsam auf. In seinem Vortrag „On Air: Digitale Chancen nutzen und kardiopulmonale Risiken reduzieren“ auf der 91. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie- Herz- und Kreislaufforschung e.V. sprach Prof. Dr. med. Frederik Trinkmann, Leiter der Asthma Ambulanz und geschäftsführender Oberarzt der Abteilung für Pneumologie und Beatmungsmedizin an der Thoraxklinik in Heidelberg, über die enge pathophysiologische Beziehung zwischen COPD und kardiovaskulären Erkrankungen. Er zeigte auf, wie eine leitliniengerechte Behandlung der COPD kardiovaskuläre Ereignisse und Todesfälle reduzieren kann.

Kardiovaskuläre Komorbiditäten bei COPD

Die Prävalenz der koronaren Herzkrankheit liegt laut Daten aus der Kohortenstudie AvoidEx bei COPD-Patienten bei 21,7 % und für Herzinsuffizienz bei 21,2 %. Darüber hinaus treten auch Herzrhythmusstörungen, periphere Verschlusskrankheit und Schlaganfall häufig als Komorbiditäten bei COPD auf. Patienten mit COPD erleiden im Vergleich zu Personen ohne die Lungenerkrankung mehr als doppelt so häufig kardiovaskuläre Ereignisse.

Bei niedrigem Obstruktionsgrad im Stadium II der Global Initiative for Chronic Obstructive Lung Disease (GOLD) führen kardiale Ursachen mit 28 % am häufigsten zu Todesfällen bei COPD-Patienten. Mit Zunahme der Obstruktion in den COPD Stadien GOLD III/IV sind 32 % der Todesursachen pulmonal, 24 % Lungenkrebs-bedingt und noch 13 % kardial.

Pathophysiologische Zusammenhänge zwischen Herz und Lunge

Das häufige komorbide Auftreten von COPD und kardiovaskulären Erkrankungen liegt an den gleichen Risikofaktoren, wie beispielsweise Rauchen, Luftschadstoffe, Alterungsprozesse oder körperliche Inaktivität. Diese Risikofaktoren verursachen inflammatorische Prozesse, die in den Lungen eine obstruktive Bronchitis und im Herz-Kreislaufsystem Gefäßschäden und Arteriosklerose hervorrufen. Akute Ereignisse wie Exazerbationen der COPD oder kardiovaskuläre Ereignisse treiben die Progression beider Erkrankungen voran.

Exazerbationen als Treiber des kardiopulmonalen Risiko

Exazerbationen der COPD beschleunigen den Verlust der Lungenfunktion und gehen mit einem hohen Hospitalisierungs- und Mortalitätsrisiko einher. Sie sind darüber hinaus Treiber des kardiopulmonalen Risikos. Das Risiko für ein kardiovaskuläres Ereignis in der ersten Woche nach einer schweren Exazerbation ist drastisch erhöht. Auch nach einer moderaten Exazerbation ist das Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse zumindest in den ersten 30 Tagen deutlich erhöht. 

In einer 2012 in Thorax veröffentlichten Langzeitstudie waren 3,6 Jahre nach einer Hospitalisierung aufgrund einer COPD-Exazerbation nur noch die Hälfte der Patienten am Leben. Bereits eine moderate Exazerbation erhöht das Risiko der kardiopulmonalen Mortalität. In einer Veröffentlichung aus dem Jahr 2022 kam es dabei mit 23 % häufiger zu Todesfällen kardiovaskulärer Ursache als mit 17 % der Fälle zu einem COPD-bedingten Tod.

Therapie der COPD verringert das kardiopulmonale Risiko

Die duale Bronchodilatation mit einem langwirksamen Anticholinergikum (LAMA) und einem langwirksamen Beta-2-Sympathomimetikum (LABA) entbläht die Lunge und verbessert nicht nur die Ventilation und Perfusion der Lunge, sondern auch das linksventrikulären Herzvolumen.

Die Kombination der dualen Bronchodilatation mit einem inhalativen Kortikosteroid (ICS) wurde als feste Tripletherapie (ICS + LAMA + LABA) im GOLD-Report von 2023 als einzige Behandlung bewertet, die die Mortalität von COPD-Patienten reduzieren kann. In der Studie IMPACT wurde eine Reduktion um 30 % und in der Studie ETHOS sogar eine Reduktion um 50 % der Gesamtmortalität und 62 % der kardiovaskulären Todesfälle erzielt

Fehler bei der Inhalation vermeiden

Fehler bei der Inhalation sind eine wichtige Ursache für Wirkungsverluste bei der COPD-Therapie. Die Fehlerrate ist bei Patienten, die verschiedene Inhalationsgeräte nutzen, wesentlich höher, als bei Patienten, die fixe Arzneimittelkombinationen nur über ein Gerät inhalieren. Um die Fehlerrate weiter zu senken und die Versorgung zu optimieren, läuft derzeit die multizentrische Studie TelementorCOPD. Unter anderem werden auch die Effekte digitaler Helfer für die Patienten erforscht. Dabei handelt es sich zum Beispiel um eine App, die dem Patienten in Echtzeit Feedback gibt, ob er korrekt inhaliert.