Das Risiko, in Bussen und Bahnen ohne Fahrschein erwischt zu werden, ist bei den Berliner Verkehrsbetrieben (BVG) in den vergangenen Jahren deutlich gesunken. 2019 wurden noch 11,4 Millionen Fahrgäste nach einem Fahrschein gefragt. In den Jahren 2022 bis 2024 waren es nur noch etwa 5,4 Millionen jährlich. Diese Zahlen nannte die Justizverwaltung auf eine Anfrage der Grünen im Abgeordnetenhaus. Die Zahl der Fahrgäste betrug 2019 und 2024 je 1,1 Milliarden. Der Rückgang während Corona ist im vergangenen Jahr erstmals komplett ausgeglichen worden.
Stark hat sich der Kontrolldruck in der U-Bahn verringert: 2019 gab es dort acht Millionen Kontrollen, 2024 nur noch 3,4 Millionen. Noch etwas stärker war der Rückgang in der Straßenbahn: 2019 waren es 2,3 Millionen Kontrollen, 2024 nur noch eine Million. Nur in den Bussen wurde 2024 annähernd stark kontrolliert wie 2019 (1,1 zu 1,0 Millionen).
Die Berliner S-Bahn hat von 2019 bis 2024 die Zahl der Kontrollen von 9,3 Millionen auf 11,1 Millionen gesteigert – bei zuletzt 456 Millionen Passagieren. Rechnerisch ist der Kontrolldruck in der S-Bahn nun viermal höher als bei der BVG.
Die bei den Kontrollen erwischten Schwarzfahrer zahlten der BVG 2024 genau 6,4 Millionen Euro an „Erhöhtem Beförderungsentgelt“ (EBE). 2019 waren es acht Millionen Euro. Während sich die Zahl der Kontrollen halbiert hat, sanken die Einnahmen durch das EBE nur um 20 Prozent. Laut BVG stieg der Anteil der Fahrgäste mit Abo (Deutschlandticket, Sozialticket etc.) deutlich. Deshalb konnten die Kontrollen verringert werden.
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Und noch etwas geht aus der Antwort der Justizverwaltung hervor: Die BVG lässt bei Mehrfach-Sündern nun Kulanz walten. Die Zahl der Strafanträge sank von 10.871 im Jahr 2019 auf nur noch 1693 im vergangenen Jahr. Anders bei der S-Bahn: Die Zahl der Strafanträge stieg dort in diesem Zeitraum von 11.650 auf 13.824.
Durch die Milde der BVG sank die Zahl der wegen „Beförderungserschleichung“ Inhaftierten. Zum Stichtag 31. Dezember 2024 saßen nur noch 14 Menschen in Berliner Gefängnissen, die ihre Geldstrafe nicht zahlen konnten. Ende 2022 waren es 59 Personen in einer solchen Ersatzfreiheitsstrafe.
Das freut die Justiz und den Steuerzahler. Aktuell kostet ein Tag in der Haft etwa 230 Euro. Vor allem Sozialverbände fordern seit Jahren, Schwarzfahrer nicht mehr einzusperren. Die grüne Verkehrspolitikerin Antje Kapek forderte den Senat auf, den Verkehrsvertrag so anzupassen, dass BVG und S-Bahn nicht mehr gezwungen sind, Strafanzeigen zu stellen.
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Durch die neue Bundesregierung müsse die von der Ampel-Regierung angestoßene Entkriminalisierung des Fahrens vorangebracht werden. Petra Vandrey, die Rechtsexpertin der Grünen, sagte: „Menschen einzusperren, die ihre Geldstrafe nicht bezahlen können, ist extrem teuer und hilft vor allem nicht weiter.“ Die Betroffenen seien immer in einer sozial schwierigen Situation, wohnungslos oder krank.