Nachdem im Ausschuss für Kultur und Tourismus der Stadt Neustrelitz der Fördermittelantrag des Kunsthauses für die Lange Kunst- und Einkaufsnacht verweigert wurde, standen der Vorstand und die Mitarbeiter des Kunsthauses erst einmal unter Schock. „Wir haben lange gebraucht, um die Entscheidung richtig einordnen zu können“, sagt Thomas Kowarik, Leiter des Kunsthauses.
Abrechnung der Kunstnacht sei sauber erfolgt
Die erste Schockstarre sei nun überwunden. Mit vier Zustimmungen, vier Gegenstimmen und einer Enthaltung war eine Förderung in Höhe von 8.500 Euro für das Kunsthaus für die Kunstnacht abgelehnt worden. Ein anderer Antrag für Jugendprojekte in Höhe von 12.000 Euro war hingegen mit vier Ja-Stimmen und fünf Enthaltungen im Ausschuss genehmigt worden.
Die CDU/FDP Fraktion begründete ihre Entscheidung zur Ablehnung damit, dass der eingereichte Antrag des Kunsthauses keine Projektbeschreibung und keine Aufschlüsselung der geplanten Ausgaben enthielt. Der Vorstand des Kunsthauses sei zuvor aufgefordert gewesen, die Mängel zu beheben und die fehlenden Angaben nachzureichen – eben bis zur Sitzung, in der die Entscheidung zur Ablehnung fiel, so die Fraktion.
Kunsthaus-Leiter kann Kritik nicht verstehen
Für Kowarik ist der Vorwurf nicht nachvollziehbar. „Die Kunstnacht wird immer eins zu eins abgerechnet. Zudem steuert das Kunsthaus zu der alljährlich stattfindenden Veranstaltung nochmals 1200 Euro Eigenanteil bei, der über den Getränkeverkauf generiert wird. Viele Ehrenamtliche des Kunsthauses tragen zum Gelingen des Stadtfestes bei“, sagt er.
Der Antrag sei aus seiner Sicht korrekt mit den einzelnen Positionen, wie beispielsweise Honorare und Sachkosten, eingereicht worden. In einem der Ausschüsse seien auch Fragen beantwortet worden, nachdem es die Forderung zur Nachbesserung gegeben hatte. Danach, so Kowarik, hätte es keine konkreten Fragen zum Antrag mehr gegeben.
Eine Bereicherung oder Veruntreuung öffentlicher Gelder, wie von manchen behauptet, sehe er schon gar nicht. Das Kunsthaus habe in der Vergangenheit aus Unwissenheit sicher Fehler gemacht, habe diese aber immer auch korrigiert.
Großer Imageschaden
Kowarik sieht aufgrund des Imageschadens, der durch die Aktion entstanden sei, nun die Existenz des Kunsthauses gefährdet. Der Verein werde auch von Land und Kreis mit Fördergeldern unterstützt. Zudem springe das Kunsthaus bei der Beantragung von Projekten vieler kleiner Künstler und teils Jugendlicher in die Presche, indem es hier die Antragstellung übernehme.
Alles das sei infrage gestellt worden. Kowarik spricht von einem „Riesenschaden und einem Angriff aus der Mitte der Gesellschaft“. Schockiert sei man auch, da es im Rahmen der Planungen zur Kunstnacht seitens der CDU erst noch keine Hinweise zu den Kritikpunkten gab.
Kunsthaus erhält Zuspruch aus der Kulturszene
Das Kunsthaus erhielt in den vergangenen Tagen viel Zuspruch aus der Neustrelitzer Kulturszene. So erreichten auch den Nordkurier Stellungnahmen vom Neustrelitzer Kulturrat, dem Bündnis #unteilbar und von den Stadtfrauen. Auch die SPD und die Fraktion Puls/Grüne brachten ihre Unterstützung zum Ausdruck. Die Stadtfrauen plädieren für einen lösungsorientierten gemeinsamen Austausch.
„Bei der traditionsreichen langen Kunst- und Einkaufsnacht ist das Kunsthaus ein langjähriger, etablierter Partner. Es steht mit ganzer Kraft für Neustrelitz ein, jongliert mit knappen Mitteln, schafft wichtige soziale Räume und bringt Menschen zusammen“, schreiben die Stadtfrauen in einem offenen Brief.
AfD und CDU/FDP bleiben dabei: Antrag hatte Mängel
Verteidigt wird die Entscheidung zur Streichung der Mittel hingegen von der AfD. Sie stehe zur Kulturförderung, wenn die Grundlagen stimmen, schreibt AfD-Stadtvertreter Andreas Siebeck an den Nordkurier. Dies sei hier aber nicht der Fall gewesen. Den Ablehnungsbescheid sehe sie daher als Bekenntnis für Verlässlichkeit, Fairness und ein respektvolles Miteinander in der Kommunalpolitik.
Die CDU/FDP-Fraktion bedauere, dass die Förderung für einen Teilbetrag zur diesjährigen Kunst und Einkaufsnacht nicht bewilligt werden konnte. Die Entscheidung basiere jedoch auf nachvollziehbaren Gründen: „Der eingereichte Antrag wies erhebliche inhaltliche Mängel auf und ließ Zweifel an der ordnungsgemäßen und zweckgebundenen Verwendung der beantragten Mittel zu. Wer Fördergelder aus öffentlichen Haushalten beantragt, muss eine sachlich und rechtlich nachvollziehbare Grundlage liefern. Das ist ein Gebot der Fairness und der Verantwortung im Umgang mit Steuergeldern“, teilt CDU-Stadtpräsident Max Odebrecht im Namen seiner Fraktion mit.
Austausch und Vermittlungshilfe von Dritten nötig
Das Kunsthaus hoffe nun auf einen Vermittlungstermin mit dem Bürgermeister und der Verwaltung, denn man wolle „keinen Krieg, sondern Frieden und Klärung“.