Die Holocaust-Überlebende Margot Friedländer ist tot. Sie starb am Freitag im Alter von 103 Jahren, wie die Margot Friedländer Stiftung in Berlin mitteilte. Friedländer war nach Jahrzehnten als Emigrantin in New York im hohen Alter nach Deutschland zurückgekehrt.

Die Berliner Ehrenbürgerin engagierte sich unermüdlich gegen das Vergessen, besonders die junge Generation lag ihr am Herzen. Bekannt wurde ihre Geschichte durch einen Dokumentarfilm und ihre Memoiren. Sie bekam für ihren Einsatz viele Preise und viel Anerkennung – bis hin zum Besuch von US-Präsident Joe Biden, bei dem sie im Schloss Bellevue mit dabei war.

Margot Friedländer ist tot Botschafterin der Menschlichkeit

Am Freitag hätte Friedländer eigentlich bei einem öffentlichen Termin das Große Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland bekommen sollen. Der Termin wurde jedoch abgesagt. Auch an der Gedenkstunde zum 80. Jahrestag des Kriegsendes am Donnerstag nahm Friedländer nicht mehr teil.

Berlins Regierender Bürgermeisterin würdigte Friedländer in einem Post auf X als „großes Vorbild für uns alle“. Ihre Erinnerungsarbeit, ihr Einsatz gegen das Vergessen, ihr Engagement in Schulen oder Universitäten und ihre Gespräche mit Jugendlichen seien laut Wegner von einem unschätzbaren Wert gewesen. „Margot Friedländer mahnte uns, nicht zu vergessen. Sie zeigte uns, was Menschlichkeit bedeutet“, schrieb Wegner weiter.

Auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hob die Verdienste der Holocaust-Überlebenden für Versöhnung und ihren Einsatz gegen Menschenfeindlichkeit hervor. „Sie hat unserem Land Versöhnung geschenkt – trotz allem, was die Deutschen ihr als jungem Menschen angetan hatten. Für dieses Geschenk können wir nicht dankbar genug sein“, erklärte Steinmeier zum Tod der 103-Jährigen. Ihr Tod erfülle ihn mit tiefer Trauer.

„Hass ist mir fremd“, sagte sie einmal

Margot Friedländer wurde 1921 in eine jüdische Familie geboren. Ihre Mutter und ihr Bruder wurden im Konzentrationslager Auschwitz ermordet. Sie selbst konnte dank vieler Helfer zunächst untertauchen, wurde dann aber gefasst und ins Konzentrationslager Theresienstadt deportiert. Sie überlebte, so wie ihr späterer Mann, mit dem sie schließlich nach Amerika ging.

Aus Friedländers direkter Familie überlebte niemand außer ihr den Holocaust. Dennoch zog sie mit fast 88, nach dem Tod ihres Mannes, wieder zurück in ihre Heimat, nach Berlin. In das Land der Täter. „Hass ist mir fremd“, sagte sie einmal.

Sie bekam in ihrer alten Heimat viel Anerkennung – eine liebenswerte, rüstige alte Dame, die so eindrucksvoll erzählen konnte. Ein Preis für Schüler-Projekte zum Holocaust und zur heutigen Erinnerungskultur trägt ihren Namen. Im Juni 2018 – mit 96 Jahren – wurde sie Berliner Ehrenbürgerin, zu ihrem 100. Geburtstag erschienen ein Interviewbuch und ein Bildband.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden.

Externen Inhalt anzeigen

Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können.

Im Herbst 2023 widmete das ZDF ihr ein Dokudrama – da lag die Pogrom-Nacht von 1938 85 Jahre zurück. Noch im Alter von 102 Jahren war sie zu Gast bei Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier. Im April 2025 trat sie als Festrednerin beim Bundespresseball am Brandenburger Tor auf.

Mehr zu Margot Friedländer: Holocaust-Überlebende und Berliner Ehrenbürgerin Ein ganz besonderer Geburtstag – Margot Friedländer wird 103 Jahre alt „Ich hoffe, dass ihr verstanden habt“ Holocaust-Überlebende Margot Friedländer besucht Potsdamer Gymnasium Empfang im Schloss Bellevue Elke Büdenbender setzt zum Jahresbeginn auf Zeichen der Hoffnung

Friedländer sprach vor Schülern und bei offiziellen Gedenkfeiern, darunter noch mit 100 Jahren im EU-Parlament in Brüssel. 2011 erhielt sie das Bundesverdienstkreuz. Eine ihrer Botschaften war: „Was war, können wir nicht mehr ändern, aber es darf nie wieder geschehen.“ (dpa, Tsp)