Noch lobt Trump den Papst, doch seinen Anhängern droht ein böses Erwachen
Leo XIV. ist der erste Papst aus den Vereinigten Staaten. Was als patriotischer Triumph gefeiert wurde, könnte schon bald zum politischen Konflikt werden.
Ein Papst aus den USA: Damit haben nur die wenigsten gerechnet.
Bild: Paolo Santalucia / AP
Mit dem ersten US-Amerikaner als Papst hatte niemand gerechnet. Umso grösser war die Freude in seiner Heimat. Auf Social Media lobte Präsident Donald Trump den neuen Pontifex und nannte seine Wahl eine «Ehre» für das Land. Doch für Trump und seine Anhänger dürfte es bald ein böses Erwachen geben.
Robert Francis Prevost ist alles andere als der erwartbare «amerikanische Papst». Italienische Medien nennen ihn den «am wenigsten amerikanischen Kardinal» seines Landes – nicht ohne Grund. Er verbrachte lange Zeit in Peru, hat gar die peruanische Staatsbürgerschaft und war ein enger Freund seines eher progressiv auftretenden Vorgängers Franziskus. Schon der eckte bei Katholiken in den USA an. Anders als in den meisten anderen Regionen wird die Kirche in den Vereinigten Staaten stetig konservativer. Prevost, der den Grossteil seiner Karriere im Ausland verbracht hat, hat diesen Wandel nicht mitgemacht.
Der 69-Jährige, der in Chicago zur Welt kam, hielt seine Antrittsrede auf Italienisch, Spanisch und Latein – nicht aber auf Englisch. Darüber empörten sich besonders viele Trump-Anhänger. Leo XIV., wie Prevosts Papstname lautet, provoziert die Trump-Anhänger aber nicht nur durch seine Sprachwahl. Besonders seine Haltung zur Migrationspolitik steht in scharfem Kontrast zur Linie der republikanischen Regierung. In seinem letzten Post auf X teilte Prevost eine Nachricht, in der Trump für die Ausschaffung von Migranten in ein Gefängnis in El Salvador kritisiert wird.
Gänzlich gegen den Strich geht Leo XIV. aber der katholische Vizepräsident JD Vance. Als dieser mit Religion begründen wollte, wieso seine Regierung Menschen ausschafft, schrieb der damalige Kardinal: «JD Vance liegt falsch.»
Eine erste Gelegenheit, das Thema auszudiskutieren, werden die beiden am 18. Mai haben. Dann findet der Einweihungsgottesdienst des neuen Papstes statt. Vance wie auch Präsident Trump werden auf dem Petersplatz erwartet. Wie gross die Freude am ersten US-amerikanischen Papst dann noch ist, wird sich zeigen.
Als Kardinal hat Prevost gezeigt, dass er sich politisch einmischen kann. Sollte er diese Linie mit seinem nun ungleich grösseren Einfluss als Papst weiterverfolgen, stehen vor allem Trumps katholische Anhänger vor einer heiklen Frage: Folgen sie dem toleranten, weltoffenen Oberhaupt ihrer Kirche oder dem Präsidenten, der sich selbst als von Gott gesandt sieht, um die USA zu retten? Ein Zusammenprall der Weltanschauungen scheint vorprogrammiert.