Vom „Riesen-Bauchladen” zum Friseursalon – das ehemalige Beecker Lädchen war mit klassischen Kioskprodukten sowie frischem Gebäck und zahlreichen Service-Angeboten über 15 Jahre lang ein Treffpunkt für das ganze Dorf. Bis sich im letztjährigen Sommer die Inhaber Thomas und Ellen Grobecker beruflich neu orientierten, seitdem stand das Lädchen leer: bis jetzt.
So erkannten Friseurmeisterin Janine Akyasan und ihr Mann das Potenzial des Geschäfts und verwandelten es in wenigen Monaten in das Haarschneidestudio Hairzenssache: „Der Name kommt daher, dass ich meinen Job mit Herz mache”, erklärte Janine. Ihre Meister-Prüfung hat sie bereits 2019 bestanden und war seitdem in einem weiteren Wegberger Friseurbetrieb tätig, wobei sie der Selbstständigkeit zunächst ängstlich gegenüberstand. Anders als ihr Mann Umut Akysan, der mit seinem Imbiss Umuts Chicken bereits seit einigen Jahren in Selbstständigkeit lebt und seine Frau stetig ermutigte. Er sei der entscheidende Initiator zur Umsetzung gewesen, „er ist immer hier vorbeigefahren und hat gesagt, hier kann man was draus machen”, erinnerte sich die Friseurmeisterin.
Ihre Vormieter hatten das kultige Beecker Lädchen zwar schon im Sommer geschlossen, jedoch ging der Mietvertrag noch bis Dezember – so blieb das Noch-Lädchen zunächst über ein halbes Jahr unberührt. „Es war schwer, jemanden zu finden, aber dann haben sich im Januar die Interessenten des Friseursalons bei mir gemeldet”, sagte Vermieter Herbert Jülicher und blickte zuversichtlich auf das Projekt.
Allerdings wurde schnell klar: „Das wird viel Arbeit, für einen Friseursalon mussten wir modernisieren”, erklärte Umut. Trotzdem behielten sie ihr Ziel immer vor Augen. „Ich konnte mir schnell vorstellen, was ich hier haben möchte”, bestätigte Janine. Dabei investierten sie nicht nur Geld, sondern auch viel Zeit und Schweiß, „sie haben größtenteils alles selber gemacht”, sagte der Vermieter. „Von A bis Z, nur bei den Decken und zum Anschließen der Elektronik brauchten wir Hilfe”, ergänzte Umut Akyasan, der nach eigenen Angaben 350 bis 400 Stunden Arbeit in das Studio steckte – besonders herausfordernd, da das selbstständige Paar auch noch zwei Kinder hat.
Am 16. April war es dann so weit und Hairzenssache by Janine öffnete die Türen, wobei am Vortag noch bis in die Nacht Hand angelegt wurde und sie erst an diesem Morgen die offizielle Genehmigung erhielten. Das langjährige Beecker Lädchen war kaum wiederzuerkennen, Zeitschriften gab es nun nur noch im Wartebereich.
Kaum geöffnet, hatte Janine bereits ihre erste Kundin auf dem Stuhl sitzen, „das war ein ganz besonderer Moment, vor allem weil wir auf gut Glück und ohne Werbung geöffnet haben”, freute sich die Neu-Studiobesitzerin. Auch ihr Mann schien unheimlich stolz. „Den ersten Tag, wo wir aufhatten, habe ich den Hähnchenwagen zugelassen und war den ganzen Tag hier, um die Ernte der Arbeit zu sehen und zu genießen.”
Die Friseurmeisterin freute sich, endlich den Hammer gegen ihre Haarschere eintauschen zu können und loszulegen, auch wenn wenige Kleinigkeiten wie die Ausbesserung der Theke oder eine Milchglasfolie noch fehlen würden – „man ist nie vollends fertig, wenn man so einen Laden hat”, betonte sie. Ihr Laden setze dabei auf einen gemütlichen und familiären Stil, so solle auch die Stimmung sein. Viel Anlauf brauchte der Salon zudem nicht: „Jeden Tag kommen Leute rein, nehmen sich eine Karte, machen sich Termine und sind auch mit dem Ergebnis zufrieden”, freute sich Janine Akyasan.
Ein Faktor hierfür sei die Lage, wer aus Wegberg rein oder raus möchte, würde fast zwangsläufig am Salon vorbeifahren und auch so gäbe es viel Laufkundschaft. „Die Leute haben das super angenommen, ich bin sehr zufrieden”, schloss die Friseurmeisterin.