«Wird kostenseitig grossen Einfluss haben»: Diese Folgen hat der Zollstreit mit den USA auf Firmen im Appenzellerland

Der CEO der Appenzeller KUK Electronic AG befürchtet, dass die angedrohten hohen Zölle der USA zu Mehrkosten für die Kunden führen werden. Bei anderen Firmen tönt es gleich. Selbst das Gewerbe im Appenzellerland könnte die Auswirkungen des Handelsstreits spüren.

Die Zollpolitik der USA führt zu einer grossen Unsicherheit in der Industrie. Die Zollpolitik der USA führt zu einer grossen Unsicherheit in der Industrie.

Bild: Gabriele Putzu / Keystone

Mit der Ankündigung von rekordhohen Zöllen versetzte der amerikanische Präsident Donald Trump die Weltwirtschaft in einen Schock. Mittlerweile ist er zwar von seinen Plänen wieder abgerückt, die Unsicherheit bleibt aber. Das ist schlecht für die Konjunktur. Der weltweite Zollstreit hat auch Auswirkungen auf die Industriefirmen im Appenzellerland.

Manuel Inauen, CEO der KUK-Gruppe aus Appenzell. Manuel Inauen, CEO der KUK-Gruppe aus Appenzell.

Bild: Michel Canonica

Die KUK Electronic AG aus Appenzell entwickelt und fertigt kundenspezifische Spulen, bestückt Leiterplatten und montiert Elektronikkomponenten und -baugruppen. Die Produkte werden weltweit verkauft. Von den Zöllen der USA sind zurzeit in erster Linie die Kunden der KUK betroffen. «Lieferanten wie wir erhalten durch den 90-tägigen Aufschub etwas Zeit, um alternative Lösungen zu suchen», sagt KUK-CEO Manuel Inauen. Wie diese aussehen könnten, lässt er offen.

KUK will Mehrkosten auf die Kunden überwälzen

Rückblick: Im April wollten die USA zuerst Zölle von 31 Prozent auf Schweizer Produkte einführen. Nach kurzer Zeit fällte der US-Präsident einen anderen Entscheid. Demnach werden die hohen Zölle für die meisten Länder für 90 Tage aufgeschoben. Ein Basiszoll von 10 Prozent gilt aber weiterhin auch für die Schweiz.

Für Manuel Inauen ist klar: «Nach Ablauf dieser Frist wird das Thema kostenseitig einen grossen Einfluss haben.» Die KUK müsse die Mehrkosten an die Kunden weitergeben. «Die Margen in der Industrie sind nicht so hoch, dass derart hohe Zölle kompensiert werden könnten», sagt Inauen. Bei gewissen Produkten würden die Kosten um über 20 Prozent steigen, bis zum Endkunden könnte sich der Preis sogar verdoppeln.

Die KUK hat sieben Produktionsstandorte, aber keinen davon in den USA. Daran soll sich nichts ändern. Mit seiner Zollpolitik verfolgt Donald Trump das Ziel, sein Land zu reindustrialisieren und wirtschaftlich unabhängiger zu machen. Das ist kein einfaches Unterfangen. Die Industrie benötige für den Aufbau einer Produktionsstätte mehrere Jahre, sagt Inauen. Zudem fehle es in amerikanischen Firmen im Gegensatz zu Schweizer Betrieben an Fachkenntnissen. Der KUK-CEO glaubt daher nicht, dass die Industriefertigung in den USA in den nächsten Jahren erfolgreich etabliert werden kann. Dazu komme, dass das Vertrauen in Amerika stark gelitten habe.

Appenzeller Käse mit geringem Exportanteil in die USA

Der weltweit tätige Herisauer Industriebetrieb Huber+Suhner entwickelt und produziert Komponenten und Systemlösungen der elektrischen und optischen Verbindungstechnik. Etwa 10 Prozent des Gruppenumsatzes werden mit Exporten in die USA erwirtschaftet. Huber+Suhner verfügt dort auch über einen Standort. «Wir haben uns entsprechend auf die Einführung von US-Zöllen vorbereitet und evaluieren die Entwicklungen fortlaufend», sagt Mediensprecherin Christiane Jelinek. Mit Schlüsselkunden werde über die Möglichkeit verhandelt, die zusätzlichen Gebühren weiterzugeben, wo dies nicht sowieso schon der Fall sei.

Auch beim Appenzeller Käse ist der Handelsstreit ein Thema. Man habe zwar mit einem Zollaufschlag gerechnet, jedoch nicht in dieser Höhe, sagte Rudolf Hegg, Direktor der Sortenorganisation, im April gegenüber dieser Zeitung. Die Bedeutung des US-Markts war bisher gering: 2024 wurden etwas über 100 Tonnen Appenzeller Käse oder rund 1,2 Prozent des Gesamtabsatzes in die USA exportiert. Die Organisation wollte dort jedoch wachsen. Hinter diesen Plänen steht jetzt ein Fragezeichen. Es ist noch offen, wie die Sortenorganisation auf die neuen Zölle reagieren wird. Für den Appenzeller Käse sei jedoch der Euro-Schock 2015 mit der Aufhebung des Mindestkurses von 1.20 Franken eine grössere Herausforderung gewesen als die jetzige Situation, sagt Hegg.

Arcolor plant keine Massnahmen

Nicht so stark von den US-Zöllen betroffen ist die Arcolor. Das Unternehmen aus Waldstatt macht nur ungefähr fünf Prozent des Umsatzes in den USA. «Die zusätzlichen Tarifkosten werden wir den Kunden anlasten», sagt Jörg Müller, CEO der Arcolor.

Dazu kommt noch eine zweite Mehrbelastung, denn nebst den neuen Zöllen hat der Dollar um fast zehn Prozent nachgelassen. «Für unsere amerikanischen Kunden, welche wir in Euro beliefern, bedeutet das zusätzliche Kosten», sagt Müller. Die lokalen Wettbewerber von Arcolor in den USA trifft es aber noch härter. Sie sind gemäss Müller mit einem stark erhöhten Materialaufwand konfrontiert, da die wichtigsten Materialien heute fast ausschliesslich aus China kommen. Das führt zu einer Kostensteigerung von über 100 Prozent.

Aufgrund dieser komplexen Situation sind bei Arcolor zurzeit keine Massnahmen geplant. Man werde die Situation genau im Auge behalten, sagt Müller.

Das Gewerbe ist abhängig von IndustriefirmenChristof Chapuis, Präsident des Gewerbeverbandes AR.

Christof Chapuis, Präsident des Gewerbeverbandes AR.

Die Wirtschaft in den beiden Appenzeller Kantonen besteht aber nicht nur aus Industriefirmen wie KUK, Arcolor oder Huber+Suhner. In der Region gibt es viele Gewerbebetriebe. Seines Wissens seien bis jetzt höchstens vereinzelte von den US-Zöllen direkt betroffen, sagt Christof Chapuis, Präsident des Gewerbeverbandes Appenzell Ausserrhoden. Für das Gewerbe bestehe eher die Gefahr, dass es indirekt betroffen sein könnte. Oder anders formuliert: Wenn Industrieunternehmen wegen der Zölle Probleme erhalten, merken dies auch die Gewerbebetriebe als Zulieferer.

Ein weiteres Risiko ergibt sich gemäss Chapuis, wenn mehr Betriebe Kurzarbeit anmelden müssten. Dann würden die Gastronomen oder Bäckereien rund um diese Firmen einen Rückgang zu spüren bekommen. «Falls die Angst vor einem Jobverlust dann in der Bevölkerung zunimmt, würden auch Private ihre Ausgaben zurückfahren», sagt Chapuis. Eine sich verschlechternde Konsumentenstimmung würde das Gewerbe hart treffen.