Diese Serie ist unser größter Alptraum. Und vielleicht schon ganz bald die Realität von Millionen Menschen.
Die von Hollywood-Star Ben Stiller („Zoolander“) und Dan Erickson erschaffene Dystopie „Severance“ (zwei Staffeln, jetzt bei AppleTV+) zeichnet eine beängstigende Vision der Arbeitswelt unserer nahen Zukunft: Das (fiktive) Unternehmen „Lumon Industries“ trennt mit der Hilfe eines chirurgischen Eingriffs und eines Chips das Privatleben seiner Mitarbeiter von deren Arbeits-Ichs ab. Das bedeutet: Wer arbeitet, kennt sein Leben außerhalb der Firma nicht – und umgekehrt. Für die Firma sehr praktisch, für die Menschen eine Katastrophe.
Was tun wir hier und warum? In „Severance“ wissen die Angestellten der Firma Lumon nicht, welchen Sinn ihre Arbeit wirklich hat
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Und für Ben Stiller, der bei zwölf von bislang neunzehn Folgen Regie geführt hat, ein überragender Erfolg. „Severance“ wird weltweit von Fans und Kritikern gleichermaßen gefeiert. Gerade wurde eine dritte Staffel bestellt. Auch deshalb ist das Team um Ben Stiller, das BILD im Londoner Luxus-Hotel „Claridge’s“ (Doppelzimmer: ab 1400 Euro, ohne Frühstück) trifft, allerbestens gelaunt.
Ben Stiller ist hinter der Kamera glücklich
Naheliegende Frage an einen der weltweit berühmtesten Schauspieler: Haben Sie bei dem Erfolg eigentlich bereut, dass Sie für Ihre Serie nicht selbst vor der Kamera standen?
Ben Stiller zögert keine Sekunde: „Nie! Nicht ein einziges Mal. Ich bin so glücklich, dass ich bei ,Severance’ Regie führen und produzieren konnte. Denn gleichzeitig vor und hinter der Kamera zu stehen, fühlt sich für mich immer zu viel an. Und die Arbeit mit großartigen Schauspielern ist der Schlüssel zu allem. Um das glaubhaft darstellen zu können, was wir in der Serie erzählen, brauchten wir Schauspieler, die sich ganz darauf einlassen.“
Zwei Staffeln lang rätselten die Fans, was die Ziegen in der (fiktiven) Firma Lumon bedeuten. In der letzten Folge von Staffel zwei gibt es eine Antwort darauf
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Bei dem komplexen Thema der Serie stellt sich dann auch die Frage: Haben Sie Angst, dass die Technik eines Tages die Kontrolle über unsere Identität übernehmen wird? Und wie bleiben wir dabei menschlich?
Ben Stiller zu BILD: „Wir leben in einer Welt, in der wir sehr hart arbeiten müssen, um uns von den Bildschirmen wegzubekommen, um wieder miteinander zu interagieren oder einfach mal miteinander zu sprechen oder uns zu treffen. Nicht nur bei Zoom. Ich glaube, wir müssen gerade alle den richtigen Weg herausfinden.“
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Stillers Hauptdarstellerin Britt Lower ist auf diesem Weg schon einen Schritt voraus: „Geht mehr vor die Tür, seid öfter in der Natur. Stellt eure Füße ins Gras. Und macht das zusammen, mit euren Familien!“
Welchen Rat kann Ben Stiller, Vater von zwei Kindern, der jüngeren Generation im Umgang mit Technik geben? „Lest Bücher, seht Euch Filme an. Lernt, eine Aufmerksamkeitsspanne zu haben, die länger ist als für TikTok – was sehr schwierig ist.“
„Severance“ steckt voll mit rätselhaften Szenen: Hier sieht man Schauspielerin Britt Lower (l.) und eine Reihe Musiker im Firmengebäude
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Beruf und Privatleben trennen – für Ben Stiller ein Traum
Der grundsätzliche Gedanke, dass man Beruf und Privatleben trennen könnte, dürfte einem Hollywood-Star gefallen, oder?
„Wenn Du als Schauspieler arbeitest oder Drehbücher schreibst, fließen ohnehin schon Teile Deines Lebens in die Arbeit mit ein. Aber die Menschen sind natürlich trotzdem neugierig. Und das ist nicht die einfachste Sache in unserem Beruf. Denn natürlich will man eine Trennung von Beruf und Privatleben – vor allem für die Familie. Du willst einfach einen Teil von Deinem Leben behalten, von dem nicht alle wissen.“
„Severance“-Erfolgsteam: Ben Stiller, Adam Scott (52), Patricia Arquette (56), Britt Lower (39), Tramell Tillman (39), Dichen Lachman (43), Zach Cherry (37) und Serien-Erfinder Dan Erickson (41, v.l.n.r.)
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Letzte Frage an Ben Stiller: „Wie oft hatten Sie Jobs, von denen Sie nicht wussten, warum Sie sie gemacht haben?“ Antwort: „Ich war Hilfskellner in einem Restaurant, wurde dann zum Kellner befördert. Ich war nicht gut, weil ich mich zu sehr für die Unterhaltungen der Gäste interessiert habe, während ich die Tische abgeräumt habe. Die Leute haben dann gesagt: ,Warum hört der Kerl uns zu …?‘ Aber ich war einfach immer neugierig. Wahrscheinlich war das schon Recherche für Rollen.“