Nein, diese Woche kein Verbrechen! Lesen Sie es trotzdem? Bitte? In etwa so kommt das Buchcover von Sebastian Fitzeks neuem Buch daher. „Horror-Date“ ist sein dritter sogenannter „Keinthriller“, und diese Klarstellung ist notwendig, weil Fitzek als Thrillerautor einer der erfolgreichsten Schriftsteller Deutschlands ist. Wenn es nach der „Spiegel“-Bestsellerliste geht, der erfolgreichste der letzten zehn Jahre. „Horror-Date“ liest sich komisch-absurd und ansonsten ein bisschen so, wie ein Til-Schweiger-Film sich anschaut. Bringt wahrscheinlich auch ähnlich viel Geld ein, dafür sorgt schon der Name des Autors.

Vielleicht wäre es an der Zeit, für Fälle wie Fitzek eine Werkstatt zu gründen, wie es in der Malerei üblich ist. Viele Mitarbeitende, die im Stil und unter dem großen Namen eines Bestsellers arbeiten. Und wenn mal eins nicht reinpasst, ist es eben ein Keinthriller. Nein, Spaß beiseite, bei all den Herausforderungen, die der Buchmarkt zu bewältigen hat, ist jeder Bestsellerautor und jede Bestsellerautorin natürlich eine große Freude. Und vielleicht trägt es zur Inspiration bei, sich immer wieder neu zu erfinden. Dann wäre es überhaupt mal eine gute Idee, auch andere Genres von besonders bekannten tapferen Schreiberlein (alles gegeben, um das generische Maskulinum zu umgehen) bespielen zu lassen.

Dieser Text stammt aus der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung.



Hier mal ein paar Vorschläge (gratis!): „Der Langdon in dir. Mit der richtigen Morgenroutine die Rätsel des Lebens entschlüsseln“ (Selbsthilfe für Männer von Dan Brown). „Ein ganzes halbes Lichtjahr“ (Science-Fiction von Jojo Moyes). Murder Mysteries von Elena Ferrante, „Meine geniale Freundin: Lila Cerullos erster Fall“. Man hätte den beiden Freundinnen doch wirklich sehr ein „Ende gut, alles gut“ gewünscht, das Genreroulette macht’s möglich.

Bas Kast ist einfach, Horror: „Der Kohlenhydrat-Killer“. Fantasy von Christian Kracht – ach nein, das gibt es ja jetzt. Und für Juli Zeh irgendwas, was man auf keinen Fall in der Schule lesen kann. Smut? Ist ja auf Tiktok sehr beliebt. „Corpora Delicti: Leidenschaft auf der Anklagebank. Keingesellschaftsroman.“ Alle, deren Name größer als der Titel gedruckt wird, könnten einander aber auch für Kurzgeschichten in einem anderen Genre nominieren. Danach haben die Wortschuster bestimmt auch wieder mehr Lust auf die eigenen Leisten.

In „Horror-Date“ gibt es am Ende jedenfalls trotzdem eine Enthüllung – und einen Toten. Ganz neu erfinden kann man sich eben doch nicht.