Marten Winkler war in einer Undercover-Aktion unterwegs. Er flog unter dem Radar hinweg und kam auf diese Weise dorthin, wo der 1. FC Köln ihn nicht mehr unter Kontrolle bekommen konnte. Fabian Reese flankte den Ball in den Fünfmeterraum – genau dorthin, wo Winkler sich in Position gebracht hatte. Er stand völlig frei, das Tor war leer. Winkler trat am Ball vorbei.
Es hätte so einfach sein können. Hertha BSC wählte den komplizierten Weg. Aber auch der führte letztlich zum Ziel. Der Berliner Fußball-Zweitligist bezwang am Samstagabend den 1. FC Köln mit 1:0 (0:0) beim 1. FC Köln. Der bisherige Tabellenführer fiel durch die Niederlage hinter den Hamburger SV auf Platz zwei der Zweiten Liga zurück.
„Wir haben’s verdient gewonnen“, sagte Herthas Trainer Stefan Leitl. Die Berliner befinden sich auf dem Weg nach oben, nachdem sie erstmals seit fünfeinhalb Jahren drei Spiele nacheinander gewinnen konnten. Um den Klassenerhalt müssen sie sich wohl keine ernsthaften Sorgen mehr machen. Mit weiteren Leistungen wie in Köln sollten auch die letzten theoretischen Zweifel bald beseitigt sein. „Wir befinden uns auf einem guten Weg“, sagte Leitl.
In Köln musste Herthas Trainer neben dem gelbgesperrten Marton Dardai auch auf den weiterhin angeschlagenen Pascal Klemens verzichten. Deyovaisio Zeefuik ersetzte ihn als Innenverteidiger in der Dreierkette, Marten Winkler, erstmals seit Anfang Februar in der Startelf, erlebte seine Premiere als linker Schienenspieler. „Das ist kein Problem“, sagte Leitl. „Er hat unser absolutes Vertrauen.“
Empfohlener redaktioneller Inhalt
An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden.
Externen Inhalt anzeigen
Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können.
1. FC Köln – Hertha BSC 0:1 (0:0)
1. FC Köln: Schwäbe – Schmied, Martel, Heintz (65. Finkgräfe) – Thielmann (73. Pauli), Olesen (65. Ljubicic), Huseinbasic, Paqarada – Waldschmidt (77. Kainz) – Rondic (77. Downs), Lemperle.
Hertha BSC: Ernst – Gechter, Leistner, Zeefuik – Kenny, Demme, Winkler (84. Karbownik) – Cuisance (89. Bouchalakis), Maza (73. Sessa) – Reese, Scherhant (73. Schuler).
Schiedsrichter: Jablonski (Bremen).
Zuschauer: 50.000 (ausverkauft).
Tor: 0:1 Reese (46.).
Auch im kommenden Heimspiel gegen Darmstadt 98 wird Herthas Trainer improvisieren müssen. Jonjoe Kenny und Michael Cuisance sahen am Samstag in Köln ihre fünfte Gelbe Karte und sind damit beide für die nächste Partie gesperrt.
Es war bereits das dritte Aufeinandertreffen beider Teams in dieser Saison. Die ersten beiden hatten die Kölner für sich entscheiden können. Aber auch da war es eng gewesen. Genauso am Samstagabend. „Der Gegner war richtig gut“, sagte Kölns Trainer Gerhard Struber. „Der Gegner hat vieles richtig gemacht.“
Wir haben’s verdient gewonnen.
Herthas Trainer Stefan Leitl über den Sieg in Köln
Zwölf Plätze lagen vor dem Spieltag zwischen dem Zweitligaspitzenreiter Köln und Hertha BSC. Auf dem Rasen aber war kein Klassenunterschied zwischen beiden Mannschaften zu erkennen. In einem intensiven Spiel begegneten die Berliner dem FC in jeder Hinsicht auf Augenhöhe: defensiv, aber auch offensiv. Leitl fand, „dass wir ein richtiges Topspiel gesehen haben von zwei richtig guten Mannschaften“.
Beide Teams hatten in der ersten Hälfte gute Chancen, in Führung zu gehen. Imad Rondic besaß mit einem Kopfball die erste Gelegenheit für die Kölner, scheiterte aber an Tjark Ernst im Tor der Berliner. Auf der anderen Seite ließ Winkler mit seinem Luftloch die Riesenchance zum 1:0 ungenutzt. FC-Kapitän Eric Martel verfehlte mit seinem Schuss von der Strafraumgrenze knapp das Tor, Ibrahim Maza traf unmittelbar vor der Pause aus spitzem Winkel den Pfosten.
Generell aber verteidigte Hertha in ungewohnter Besetzung sehr diszipliniert und gut organisiert. Vor allem dank ihres starken Gegenpressings hielten die Gäste den FC in der ersten Hälfte weitgehend von ihrem Tor fern. Leitl stand immer wieder an der Seitenlinie, hielt die Hände über den Kopf und applaudierte seinem Team.
Reese traf 53 Sekunden nach der Pause
Gleich nach der Pause gab es den nächsten Grund zu tosendem Applaus. Diego Demme spielte einen weiten Pass auf Fabian Reese, der von rechts in den Strafraum kurvte und den Ball mit links in den Winkel schlenzte. Marvin Schwäbe im Kölner Tor zuckte nicht einmal. 53 Sekunden waren in der zweiten Hälfte gespielt – Hertha führte 1:0.
„Der war perfekt in den Knick“, sagte Herthas Kapitän Toni Leistner über Reeses präzisen Schuss in den Winkel. „Dafür haben wir ihn.“ Reese machte wieder einmal den Unterschied. Mit nun sieben Saisontreffern ist er (gemeinsam mit Derry Scherhant) bester Torschütze seines Teams. Allein in den vergangenen drei Partien hat er fünf Tore erzielt.
Mehr zu Hertha BSC bei Tagesspiegel Sport „Bei Hertha BSC wünsche ich mir ein bisschen weniger Risiko“ Zweitliga-Experte Simon Terodde zum Start der Rückrunde Andreas Menger von Hertha BSC im Interview „Das Training ist nicht mehr so brutal wie früher“ „Durch meinen Papa war ich immer für Italien“ Diego Demme von Hertha BSC im Interview
Nach dem 1:0 der Gäste wurde es ein offeneres Spiel mit mehr Raum zur offensiven Entfaltung und einer Fülle weiterer Torgelegenheiten. Tjark Ernst bewahrte Hertha mit einem starken Reflex bei einem Schuss des früheren Nationalspielers Luca Waldschmidt vor dem Ausgleich. Der Druck der Kölner nahm zu.
Auf der anderen Seite kamen die Berliner immer wieder in aussichtsreiche Kontersituationen, sodass sich ein spektakulär ereignisreiches Spiel entwickelte. Hertha blieb gierig und gefährlich. Der einzige Makel war, dass die Gäste die Entscheidung nicht deutlich früher herbeiführten. Chancen hatte Hertha genug.