Für einige der zahlreichen Teilnehmer des geführten Rundgangs über die Lindauer Insel gab es überraschend Neues über deren Heimatstadt zu hören: Karl Schweizer führte seine Zuhörer in der Altstadt zu Orten des NS-Regimes und Orten, die aus dieser Zeit schwer belastet sind.

Es ist Schweizer zu verdanken, dass trotz Verbrennens zahlreicher Unterlagen seitens der NS-Verwaltung doch noch vieles aus dieser Zeit in Erfahrung gebracht und auch belegt werden konnte.

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Der 10. Mai steht für das Gedenken an die Bücherverbrennungen der Nazis. Literatur von Autoren wie Bertolt Brecht, Erich Kästner, Alfred Döblin, Arnold und Stefan Zweig, Rosa Luxemburg und anderen wurde verbrannt.

Die Lesungen wurden organisiert von Omas gegen Rechts Bodensee,  Friedensräume, Kinderschutzbund Lindau sowie Amnesty International. Sie fanden unter anderem an der Kirche St. Stephan, vor dem Stadttheater, am Lindaviabrunnen oder auch am Amnesty-Gedenkstein und hinter der Eilguthalle statt. Sie waren jeweils einer Autorin oder Autoren gewidmet.

Auch an die Kinder wurde gedacht. Sie konnten Teile aus Erich Kästners „Pünktchen und Anton“ auf der Maximilianstraße anhören, in der Stadtbücherei Buttons mit Sprüchen von Joachim Ringelnatz selbst herstellen oder beim Elefanten auf dem Sina-Kinkelin-Platz Ringelnatz-Gedichte anhören.

Der Lindauer Gedenkweg

Zu Karl Schweizers Rundgang hatten sich viele Interessierte eingefunden. Der Lindauer Kulturpreisträger hatte einige Stationen des Lindauer Gedenkwegs ausgesucht, mit denen er eindrucksvoll zeigte, wie die Nazis auch in Lindau gewütet hatten. Den gesamten Weg abzulaufen, hätte noch den gesamten Sonntag gebraucht.

Charly Schweizer führt viele Interessierte auf einem Rundgang in Lindaus NS-Geschichte ein, unter anderem in die Peterskirche.

Charly Schweizer führt viele Interessierte auf einem Rundgang in Lindaus NS-Geschichte ein, unter anderem in die Peterskirche. (Foto: Christian Flemming)

In der Peterskirche prangt neben all den Totengedenktafeln von gefallenen Soldaten auch eine Tafel, auf der Opfer des Nationalsozialismus verewigt sind. Von dort führte der Rundgang mit Zwischenhalten zum Marktplatz, dem Machtzentrum der Nazis im Haus Baumgarten. Hier saßen die Kreisleitung der NSDAP, die SS sowie die Deutsche Arbeitsfront.

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Unweit davon, neben dem Amtsgericht, war das Gefängnis. Daneben wurde für die Gestapo ein Haus gebaut, in dem später die Grenzpolizei untergebracht war und das heute Sitz des Kulturamtes ist.

Unter Schweizers Führung flog die Zeit mit Einblicken in die Familien Spiegel, Nördlinger, die Friedensaktivistin Anni Starke und mehr nur so vorbei. Wer mehr über den gesamten Gedenkweg wissen möchte, kann die empfehlenswerte Broschüre im Stadtarchiv und bald auch wieder im Cavazzen für kleines Geld kaufen.