Jean-Luc Dompé ist neben dem Platz ein eher ruhiger Vertreter. Während der Flügelstürmer auf dem Rasen für spektakuläre und temporeiche Dribblings steht, rückt der 29-Jährige außerhalb des Grüns nur ungern in den Mittelpunkt. Gefeiert wurde der Matchwinner beim 3:0 (2:0) des Hamburger SV gegen den 1. FC Nürnberg dennoch gebührend – von den mitgereisten Fans und auch den Teamkollegen. „Er ist ein bisschen zurückhaltend“, gab Kapitän Sebastian Schonlau nach der Partie einen Einblick in die Kabine, „aber wir haben schon dafür gesorgt, dass er in den Mittelpunkt gerückt wurde und haben ihn nochmal ordentlich hochleben lassen.“
Teamkollegen singen Lobeshymne auf Dompé
Eine Ehrung, die sich der Franzose über 87 Spielminuten bis zu seiner Auswechslung mehr als verdient hatte. „Er hat von Anfang gezeigt, was sein Plan heute ist“, erklärte Schonlau. „Wenn man sieht, wie gut er im Eins-gegen-eins ist, wie viele torgefährliche Situationen er kreiert – ob selbst oder mit seinen Flanken – dann sind wir froh, ihn aktuell in dieser Form zu haben.“ Oder wie es sein Teamkollege Lukasz Poreba auf den Punkt brachte: „Du musst Dompé nur den Ball geben und weißt, dass etwas Gutes für die Mannschaft entsteht.“
Vor allem nach dem Platzverweis des Nürnbergers Janis Antiste (16.) nutzte der Franzose, der den HSV mit einem abgefälschten Schuss bereits zuvor mit 1:0 (8.) in Führung geschossen hatte, die sich öffnenden Räume für seine Tempodribblings. Leidtragender war an diesem Nachmittag primär der erst 19-jährige Tim Janisch, der im direkten Duell zu häufig von seinen Teamkollegen im Stich gelassen werde. Ein durchaus risikoreiches Unterfangen, wie die Nürnberger schmerzlich erfahren mussten.
Dompé trotzt Pfeifkonzert mit Tor-Doppelpack
Nachdem Jan Reichert im Tor der „Cluberer“ noch zwei Dompé-Abschlüsse (20./22.) in höchster Not entschärfen konnte, war der viel beschäftigte Schlussmann kurz vor der Pause schließlich machtlos. Ein schneller Doppelpass mit Ludovit Reis öffnete den Raum für den Hamburger Matchwinner, der aus wenigen Metern mit seinem Tor zum 2:0 (37.) die Weichen endgültig auf Auswärtssieg stellte. Als krönenden Abschluss legte Dompé, dessen Einsatz aufgrund von Achillessehnenproblemen unter der Woche noch auf der Kippe stand, in der Schlussphase noch den finalen Treffer zum 3:0 von Robert Glatzel auf.
Dass ein Großteil der Fans im Stadion von der Leistung des Franzosen weniger angetan war, ist bei einem Auswärtsspiel erstmal keine Überraschung. Einen derartigen Gegenwind von den Tribünen dürfte allerdings auch für den Doppeltorschützen keine alltägliche Erfahrung sein. Bei jedem Ballkontakt des Hamburgers brandete ein gellendes Pfeifkonzert im Nürnberger Max-Morlock-Stadion auf. Eine Kulisse, die sich der Matchwinner mit einem provokanten Jubel vor der Nürnberger Kurve selbst erarbeitete.
Polzin über Dompé-Jubel: „Emotionen gehören dazu“
„Ich wäre jetzt vielleicht nicht da hingelaufen“, kommentierte Schonlau mit einem Schmunzeln die Szene nach dem 1:0, nach welcher Dompé nahezu das gesamte Stadion gegen sich hatte. „Das war vielleicht etwas zweifelhaft, aber er ist ein guter Junge und hatte da keine bösen Absichten.“
Emotionen würden zum Fußball dazu gehören, erklärte auch Polzin. Wichtig sei in dem Moment gewesen, „sich nicht anstecken zu lassen, sondern sein Spiel weiterzuspielen und sich nicht vom Emotionen leiten zu lassen.“ Ob Dompé das Pfeifkonzert besonders motiviert habe, sei letztlich nicht entscheidend. „Ich habe schon vor dem Spiel gespürt, dass er einfach zeigen wollte, welche Qualitäten in ihm stecken“, berichtete Polzin von seiner Vorahnung.
Die Galavorstellung des Franzosen ist auch Sportvorstand Stefan Kuntz nicht entgangen, der aktuell mit dem Matchwinner über ein neues Arbeitspapier verhandelt. Im Sommer läuft sein Vertrag am Volkspark aus. „Ich hoffe, dass eine schnelle Lösung gefunden wird, die für alle Seiten zufriedenstellend ist, weil der Junge den Unterschied machen kann“, äußerte Polzin nach der Partie seinen Wunsch auf eine baldige Einigung. „Das wollen wir als HSV natürlich weiterhin gern sehen.“ Am liebsten ab der kommenden Saison in der Bundesliga.