In dem Moment, als der Abstieg besiegelt war, wurde einmal mehr klar, was der Bundesliga ab der nächsten Saison fehlen wird.
Statt schwarzem Rauch, Böllern und aggressiven Drohungen machten die Fans in Bochum ihrer Mannschaft, ihrem Verein, am Tiefpunkt der Saison eine wunderbare Liebeserklärung. Schon während der kompletten zweiten Hälfte beim 1:4 gegen Mainz am Samstag sangen sie: „Zweite Liga tut schon weh, scheißegal – Bochum olé.“
Überraschende Wirtz-These!: „Wenn du in der Bundesliga ’ne Umfrage machst …“
Quelle: BILD10.05.2025
Das ganze Stadion zelebrierte seine Verbundenheit mit dem VfL. „Hier, wo das Herz noch zählt, nicht das große Geld“, singt Herbert Grönemeyer in seiner Hymne „Bochum“, die vor jedem Spiel durch das Stadion schallt.
41 Jahre ist das Lied alt. Beim VfL wird die Textzeile bis heute gelebt. Bochum ist Fußball pur, ein Unikat in der Neuzeit des Millionen-Spiels.
Am Samstag hat Bochum den erstklassigsten Abstieg aller Zeiten geliefert.
Natürlich war die Mannschaft falsch zusammengestellt. Qualität fehlte überall. 22 Punkte nach 33 Spielen machen das deutlich. Aber im Stadion gab es keine Abrechnung auf Plakaten. Niemandem wurde mit Raus-Rufen ein Jobwechsel empfohlen.
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Die Klub-Idole Christian Gamboa und Anthony Losilla, die ihre Karriere beenden und dem Verein in neuen Positionen erhalten bleiben, wurden mit Sprechchören verabschiedet.
Anschließend forderten die Zuschauer ihren Trainer Dieter Hecking. Er steigt ab – und Bochum feiert ihn. Für seine Arbeit, für seine Offenheit, für seine Treue. Das ist einmalig im Fußball.
Der Abstieg ist nicht seiner. Hecking kam im Herbst, als der Kader in seiner Zusammensetzung längst versaut war. Er formte trotzdem eine Mannschaft, die im Frühjahr 3:2 beim FC Bayern gewann und Hoffnung hatte. Am Ende reichte es nicht.
Die Absteiger um Kapitän Losilla (l.), der seine Karriere beendet, wurden im Bochumer Stadion mit Respekt und Liebe in die zweite Liga verabschiedet
Foto: Getty Images
Und Hecking? Der nahm sich das Stadion-Mikro und sprach zu den Fans des VfL. „Wir haben es leiden nicht gelöst. Dafür entschuldige ich mich“, sagte er und versprach. „Wir werden alles tun, um das zu reparieren.“
Mit Gänsehaut und Tränen der Abstiegs-Trauer in den Augen jubelten die Fans ihrem Dieter zu. Er bleibt auch in der nächsten Saison.
Bochum hat in der Stunde des Abstiegs gezeigt, dass Klasse unabhängig von der Liga ist.
Bochum, du wirst fehlen.