Düsseldorf – Gut ein Jahr, nachdem die Polizei zwei Adressen stürmte und drei Personen festnehmen konnte, stehen die Verdächtigen jetzt vor Gericht. Sie sollen mit einer perfiden Masche für China spioniert, gegen fürstliche Bezahlung militärisch wichtige Informationen weitergegeben haben.

Am Dienstag begann der Prozess im sogenannten „Terror-Bunker“ des Oberlandesgerichts Düsseldorf. In dem Hochsicherheits-Gerichtssaal sitzen sonst nur gefährliche Islamisten, Terroristen und andere Schwerstverbrecher vor dem Richter.

Der Prozess fand im besonders streng gesicherten „Terror-Bunker“ statt

Der Prozess fand im besonders streng gesicherten „Terror-Bunker“ des Oberlandesgerichts Düsseldorf statt

Foto: Federico Gambarini/dpa

Offenbar wurden die strengen Vorkehrungen auch jetzt für nötig erachtet. Angeklagt sind Thomas R. (60) aus Bad Homburg (Hessen) sowie Herwig F. (73) und seine Frau Ina F. (69) aus der NRW-Landeshauptstadt. Der Generalbundesanwalt legt ihnen Ungeheuerliches zur Last.

Sieben Jahre lang sollen Informationen geflossen sein

Demnach soll R. ab 2017 als Agent für einen Mitarbeiter des chinesischen Geheimdienstes MSS tätig gewesen sein. In dessen Auftrag habe er in Deutschland zusammen mit dem Ehepaar F. Informationen zu militärisch nutzbaren innovativen Technologien beschafft.

Thomas R. (l.) und das Ehepaar Ina F. und Herwig F. wurden am Montag festgenommen – sie sollen als Spione für China gearbeitet haben

So präsentierten sich Thomas R. (l.) und das Ehepaar Ina F. und Herwig F. auf der Homepage ihrer Firma

Foto: idragon.eu

Bis April 2024 soll das Trio Informationen gesammelt haben, die zum Ausbau der militärischen Kampfkraft Chinas nützlich sein konnten — etwa Erkenntnisse zu Sonarsystemen, Flugzeugschutzsystemen, Antrieben für Panzerfahrzeuge und Drohnen.

Firma als Tarnung

Für die Taten soll die Firma Innovative Dragon („Mit 30-jähriger Erfahrung und Wissen im Initiieren, Planen und Durchführen von Innovationsprojekten“) genutzt worden sein. Offiziell hätten die Eheleute F. als Projektmanager etwa mit einer großen NRW-Uni Kooperationsabkommen gehabt.

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Tatsächlich soll Thomas R. dadurch gewonnene Informationen aber an seinen MSS-Kontaktmann gegeben haben. Finanziert worden sei das Projekt von staatlichen chinesischen Stellen, heißt es in der Anklageschrift. Nach BILD-Informationen sollen die mutmaßlichen Spitzel für jeden relevanten Hinweis eine hohe fünfstellige Summe erhalten haben.

Im Auftrag des Geheimdienstes hätte das Trio außerdem verbotenerweise von Deutschland aus drei Spezial-Laser besorgt, nach China ausgeführt und dafür je 1000 Euro erhalten.

In diesem noblen Neubau in Düsseldorf wurde am Montag das Ehepaar F. festgenommen

In diesem Düsseldorfer Nobel-Haus wurde im April 2024 das Ehepaar F. festgenommen

Foto: David Young

In dem Altbau in Bad Homburg lebte Thomas R.

In dem Altbau in Bad Homburg lebte Thomas R.

Foto: Daniela Pfad

Das Ehepaar lebte in einem 17-stöckigen Hochhaus in Düsseldorf mit noblen Eigentumswohnungen und Concierge. Dort war auch die Firma gemeldet, dort wurden die beiden festgenommen. Zeitgleich schnappte die Polizei Thomas R., der mit einer Chinesin verheiratet sein soll, in einem Mehrfamilienhaus in Bad Homburg.

Angeklagte bestreiten Vorwürfe

R. befindet sich seit dem 22. April 2024 in Untersuchungshaft. Ina und Herwig F. sind nach Monaten in U-Haft derzeit auf freiem Fuß.

Nach Anklageverlesung erklärten die Verteidiger des Ehepaares, dass ihre Mandanten weder für den MSS spioniert noch geahnt hätten, dass der Kontaktmann ein mutmaßlicher Agent gewesen sein soll. Alle Kontakte seien über R. gelaufen. Doch dies nicht konspirativ, „sondern ganz offen über Mails und unverschlüsselt über soziale Netzwerke“.

Auch der 60-Jährige ließ jedwede Spionagetätigkeit bestreiten – gab aber zu, mit der Lieferung der drei Laser gegen das Außenwirtschaftsgesetz verstoßen zu haben.

Bis zum 25. Juni soll es 13 Verhandlungstage geben.